U-Untersuchungen bei Kindern

Vorsorge schenkt Sicherheit

Früherkennung ist wichtig – für Kinder ganz besonders: Gerade in den ersten Lebensjahren machen sie riesige Entwicklungsschritte. Deshalb wird dem Früherkennungsprogramm für Kinder in Deutschland schon lange besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Auffälligkeiten oder Erkrankungen werden so frühzeitig erkannt und können behandelt werden.

In der aktuellen „Kinder-Richtlinie“ sind die gesetzlich verankerten Vorsorgeuntersuchungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) überarbeitet und erweitert worden. Verschiedene Untersuchungen wurden neu aufgenommen und die Inhalte der U1 bis U9 wurden neu definiert und detaillierter standardisiert. Psychische und soziale Aspekte haben jetzt einen größeren Stellenwert. Auch Informationen zu den empfohlenen Schutzimpfungen sind ein wichtiger Schwerpunkt, ebenso wie die umfassende Beratung der Eltern, was sie selbst für eine gesunde Entwicklung ihres Kindes tun können.

Entsprechend gibt es seit September 2016 ein neues „Gelbes Heft“, in dem die Untersuchungsergebnisse dokumentiert werden. Für Ihr neugeborenes Baby erhalten Sie von Anfang an das neue Heft. Hat Ihr Kind bereits an Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen und das frühere Gelbe Heft wurde bisher zur Dokumentation verwendet, erhalten Sie bis zur U6 das neue Gelbe Heft zusätzlich. Stehen bei Ihnen Untersuchungen ab der U7 an, werden Einlegeblätter mit den Ergebnissen in das bisherige Heft eingeklebt. Für die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 wird ein spezieller Dokumentationsbogen genutzt.

Die Kosten für die U-Untersuchungen U1 bis U9 sowie für die J1 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen, sie müssen allerdings im vorgesehenen Zeitraum durchgeführt werden. Auch die Impfungen für Ihr Kind sind kostenlos für Sie.

Sehen Sie hier die einzelnen Untersuchungen im Überblick:

U1: Neugeborenen-Erstuntersuchung direkt nach der Geburt
Erkennen von sofort behandlungsbedürftigen Zuständen, von Fehlbildungen und Geburtsverletzungen; Feststellung von Größe, Gewicht und Sauerstoffgehalt des Nabelschnurbluts; APGAR-Test (Atmung, Herzschlag, Reflexe, Muskelspannung, Haut); 1. Vitamin-K-Gabe;
Erweiterte Neugeborenen-Untersuchung an den ersten Lebenstagen: Hörtest; Früherkennung von Stoffwechselerkrankungen und Mukoviszidose

U2: 3.-10. Lebenstag
Erkennen von Fehlbildungen; Erkennen einer behandlungsbedürftigen Gelbsucht; eingehende körperliche Untersuchung (u. a. Haut, Sinnesorgane, Brust- und Bauchorgane, Kopf, Skelettsystem, Reflexe); 2. Vitamin-K-Gabe; Vitamin-D-Gabe zur Rachitisprophylaxe; Fluoridberatung für spätere Zahnhärtung

U3: 4.-5. Lebenswoche
Kontrolle von Größe, Gewicht, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und allg. altersgemäßer Entwicklung; eingehende körperliche Untersuchung (u. a. Organe, Reflexe, Motorik); Ultraschalluntersuchung der Hüfte; Fragen zu Trink- und Schlafverhalten und Verdauung

U4: 3.-4. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Wachstum, Fontanelle und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Beweglichkeit, der Organe, der Sinnesorgane und der Haut; Prüfung der geistigen Entwicklung; Hör- und Sehtest; Impfinformation und eventuell 1. Impfungen: Diphtherie, Tetanus, Haemophilus Influenzae (Hib), Hepatitis B, Kinderlähmung und Keuchhusten (Kombinationsimpfstoff) sowie gegen Pneumokokken

U5: 6.-7. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Wachstum und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Motorik, der Organe, der Sinnesorgane, der Haut und des Nervensystems; Prüfung der geistigen Entwicklung und der Eltern-Kind-Interaktion; Hör- und Sehtest; Untersuchung der Mundschleimhaut, des Zahnfleischs und falls vorhanden der Zähne; Ernährungsberatung

U6: 10.-12. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Wachstum und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere des Bewegungsapparats, der Motorik, der Sprach- und Sozialentwicklung; Prüfung der geistigen Entwicklung und der Eltern-Kind-Interaktion; Untersuchung der Mundschleimhaut, des Zahnfleischs und falls vorhanden der Zähne; Fragen zur Ernährung

U7: 21.-24. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Wachstum und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Feinmotorik und Körperbeherrschung; Prüfung der geistigen und sozialen Entwicklung; Sehtest; Überprüfung der Sprachentwicklung; Untersuchung von Gebiss und Kiefer; Fragen zur Sauberkeitserziehung

U7a: 34.-36. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Wachstum und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Sprachentwicklung, des Verhaltens und der Sozialisation; Sehtest; Früherkennung von Allergien; Fragen zur Ernährung; Kontrolle der Zahnstellung und des Kiefers

U8: 46.-48. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Blutdruck, Urin und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Sprache, der Kind-Eltern-Interaktion, der Selbstständigkeit, des Sozialverhaltens, der Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Koordination; Seh- und Hörtest; Untersuchung von Zähnen und Kiefer

U9: 60.-64. Lebensmonat
Kontrolle von Größe, Gewicht, Blutdruck, Urin und allg. altersgemäßer Entwicklung, insbesondere der Schulreife. Getestet werden das Sprachvermögen, das Sozialverhalten, die Intelligenz und die Selbstständigkeit; Fragen zu Interessen und Ängsten; Untersuchung auf eventuelle Krankheiten und Fehlentwicklungen, um möglichst vor Schuleintritt entgegenwirken zu können; Seh- und Hörtest

 

U10: 7-8 Jahre
Untersuchung der körperlichen, geistigen, sozialen und emotionalen Entwicklung; Erkennen von Entwicklungsstörungen wie ADHS, Lese-Rechtschreib- sowie Rechenschwächen

U11: 9-10 Jahre
Körperliche Untersuchung; Früherkennung von Schulleistungsstörungen; Fragen zu Sozialisations- und Verhaltensauffälligkeiten; Schulung Medienverhalten; Bewegungs-, Stress- und Ernährungsberatung; Untersuchung von Zahn-, Mund- und Kieferanomalien

J1: 13.-14. Lebensjahr
Der umfassende Gesundheits-Check, der jetzt ansteht, bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich vom Kinder- und Jugendarzt bzw. der Ärztin vertraulich untersuchen und beraten beraten zu lassen:
Kontrolle von Größe, Gewicht, Blutdruck, Wachstum, Impfstatus sowie Blut und Urin und allg. altersgemäße Entwicklung, insbesondere der Organe und des Skelettsystems; Überprüfung des Pubertätsstatus, der seelischen Entwicklung und psychischen Auffälligkeiten; Bewegungs-, Stress- und Ernährungs-, Sexualitätsberatung; Aufklärung zu Drogen- und Alkoholkonsum

Kinder- und Jugendärzte sehen über diese Untersuchungen hinaus weiteren Bedarf an ärztlicher Begleitung und Betreuung: Sie empfehlen zusätzlich die U10 und U11 sowie eine J2. Nicht alle Krankenkassen erstatten diese Untersuchungen jedoch. Hier sollten Sie mit Ihrer Krankenkasse Rücksprache halten.

J2: 16-17 Jahre
Kompletter Gesundheitscheck; Scan von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen; Früherkennung von Haltungsschäden oder Schilddrüsenstörungen; Beratung bei Fragen zur Sozialisation, Familie, Berufswahl und Sexualität sowie zu Ernährung, Sport, Suchtmittel, Unfallvorbeugung

Mit den Vorsorgeuntersuchungen stellen Sie sicher, dass Gesundheit und Entwicklung Ihres Kindes regelmäßig überprüft werden. Damit können Fördermaßnahmen und Therapien so früh wie möglich starten.

Nehmen Sie alle Vorsorgetermine mit Ihrem Kind wahr und motivieren Sie es im jugendlichen Alter, an den J-Untersuchungen teilzunehmen. Wenn Ihnen im Zeitraum zwischen den einzelnen Untersuchungen etwas an Ihrem Kind auffällt oder Sie etwas beunruhigt, warten Sie nicht den Vorsorgetermin ab, sondern suchen Sie den Arzt auf.

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