6 Minuten verlorene Zeit

Plötzlich gehen die Uhren falsch

Die Uhren gehen falsch. Viele Menschen kamen in den letzten Tagen und Wochen zu spät zur Arbeit, zur Universität oder zur Schule. Nicht nur Ihre Digitaluhr geht um bis zu sechs Minuten nach – ganz Europa ist betroffen. Hier erfahren Sie die Gründe für Ihren Zeitverlust.

Wer kennt das nicht? Ein letzter Blick auf die Uhr, um sicherzugehen, dass die Zeit noch ausreicht, und dann geht es los auf den Weg zur Arbeit. Genaues Timing ist dabei oft wichtig, vor allem wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Sehr ärgerlich wird es dann, wenn man den Bus oder die Bahn nur um wenige Minuten verpasst oder gar direkt vor sich abfahren sieht, weil die Uhr, auf die man sich sonst immer verlassen konnte, plötzlich falsch geht.

So erging es in der letzten Zeit Menschen aus ganz Europa. Viele Elektro-Uhren gehen nach und zeigen die falsche Zeit an. Betroffen sind Uhren, die sich nicht über Funk selbst stellen, sondern ihre Taktung aus dem europäischen Energienetz übernehmen. Das sind vor allem Uhren in Weckern, in Radios oder an Backöfen.

Grund für den ärgerlichen Zeitverlust ist ein Absinken der durchschnittlichen Frequenz des kontinentaleuropäischen Stromnetzes. Diese Durchschnittsfrequenz liegt normalerweise stabil bei 50Hz. 50 Schwingungen im Wechselstrom entsprechen hier einer Sekunde in der sogenannten Netzzeit, nach der sich die Uhren richten. Wenn die Frequenz also niedriger ist, dann dauert es länger, bis die 50 Schwingungen erreicht werden, und eine Sekunde der Netzzeit vergeht langsamer – die Uhren gehen nach.

Da die Netzfrequenz durch zu geringe Stromeinspeisungen aus der Balkanregion leicht abgesunken ist, fehlen uns aktuell rund 345 Sekunden der Netzzeit und unsere Uhren gehen fast sechs Minuten nach. Über die Website von Swissgrid, verantwortlich für die Beobachtung und Messung der Stromnetzfrequenz auf dem europäischen Kontinent, können Sie die Abweichung der Netzzeit mitverfolgen.

Der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) gab gestern in einer Pressemitteilung bekannt, dass an einer Lösung des Problems, das in dieser Form noch nie zuvor aufgetreten sei, bereits gearbeitet werde. So wird die Abweichung voraussichtlich noch im Laufe dieser Woche behoben werden und unsere Uhren zeigen dann wieder automatisch die korrekte Zeit an.

Sollten Sie Ihre Uhren bereits umgestellt haben, müssen Sie damit rechnen, dass diese nach der Normalisierung der Stromnetzfrequenz – und damit auch der Netzzeit – um die von Ihnen umgestellten sechs Minuten vorgehen werden.

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