Antibiotika: gefährliches Unwissen

Patienten müssen besser über Antibiotika aufgeklärt werden

Das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage ist alarmierend: Viele Bundesbürger wissen zu wenig über die Wirkweise von Antibiotika. Sie halten sich oft nicht an die Einnahmevorschriften. Und manchmal nehmen sie sogar Antibiotika ohne Wissen ihres Arztes ein. Das kann gefährliche Folgen haben.

Eine repräsentative Umfrage des Deutschen Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) im 2. Quartal 2017 kommt zu beunruhigenden Zahlen:

Fast sechs von zehn Bundesbürgern (58 Prozent) wissen nicht, dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen wirksam sind. Entweder haben sie keine oder aber falsche Vorstellungen von der Wirkung von Antibiotika, denn sie gehen davon aus, dass diese auch gegen virale Infektionen, gegen bakterielle und virale Infektionen oder gegen keine der beiden Infektionsformen wirksam seien.

Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) kann sich nicht vorstellen, dass das vorzeitige Abbrechen einer Antibiotika-Therapie dazu führen kann, dass das Arzneimittel beim nächsten Mal nicht mehr anschlägt, weil die Erreger unempfindlich gegen das Antibiotikum werden.

Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, stellt fest: „Wir sehen daran, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über das Thema Antibiotika besser aufzuklären. Dabei sind durchaus auch die Ärzte gefordert.“

Die Unkenntnis führt auch nicht selten zu riskantem Therapieverhalten: Jeder 10. Umfrageteilnehmer gab an, Antibiotika auch schon ohne Wissen des Arztes eingenommen zu haben, z. B. wenn man noch eine angebrochene Antibiotika-Packung im Arzneimittelschrank hatte.

Dr. Kroth vom BAH weist eindrücklich darauf hin: „Ganz wichtig ist es, nur vom Arzt verschriebene Antibiotika einzunehmen, und das auch nur so, wie der Arzt das vorsieht. Denn nur dann kann die Therapie wirken. Im anderen Fall droht zudem die Gefahr, dass resistente Erreger entstehen.“

Hier spielen vor allem sogenannte multiresistente Erreger, also Erreger, die gegen mehrere gängige Antibiotika unempfindlich sind, eine wichtige Rolle. Dr. Kroth erklärt: „Wegen dieser Resistenzen benötigen wir eine Vielfalt an Antibiotika. Breitspektrum-Antibiotika für die Fälle, in denen kein Test auf den Erreger gemacht wird, zum Beispiel, weil die Therapie unverzüglich eingeleitet werden muss, und Schmalband-Antibiotika nach Erregertest für einen gezielteren Einsatz. Ebenso notwendig ist ein möglichst umfangreiches Angebot an Darreichungsformen, zum Beispiel, weil ältere Patienten oft schlecht Tabletten schlucken können.“

Handlungsbedarf besteht also in mehreren Richtungen. Die Entwicklung neuer Antibiotika, die gefordert wird, reicht nicht aus.

Der Patient muss unbedingt besser aufgeklärt werden. Er muss lernen, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika ist. Hier sind alle gefragt: Ärzte, Apotheker, die Pharmaunternehmen, Krankenkassen und Verbände. Und natürlich muss der Patient mitspielen. Schließlich geht es um seine Gesundheit: Er läuft Gefahr, dass es irgendwann kein Antibiotikum mehr gibt, das bei ihm anschlägt.

Bildquelle: © sebra, fotolia.com