Risikofaktor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Frauen haben ein höheres Demenzrisiko als Männer

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz im Alter. Demnach müssten Männer häufiger an einer Demenz erkranken, denn sie leiden auch häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen aber ein anderes Bild.

26.01.2022

Für ihre Untersuchung wertete Dr. Michelle Mielke von der Mayo Clinic in Rochester Daten von 1.857 Teilnehmenden (920 Männer und 937 Frauen) einer Langzeitstudie aus: Die „Mayo Clinic Study of Aging“ war bereits 2004 gestartet. Die teilnehmenden Personen waren zu Beginn der Studie 50 bis 69 Jahre alt. Alle 15 Monate wurden u. a. Tests zu Gedächtnis, Sprache, den sogenannten exekutiven Funktionen (die Fähigkeiten, das eigene Verhalten zu kontrollieren und zu steuern) und zum räumlichen Vorstellungsvermögen durchgeführt.

Die Ergebnisse der Tests wurden mit dem Gesundheitszustand der Studienteilnehmer*innen verglichen. Insgesamt hatten über 70 Prozent mindestens eine kardiovaskuläre Erkrankung oder einen Risikofaktor – dabei war der Anteil der Männer höher: 83,4 Prozent gegenüber 74,5 Prozent bei den Frauen. Zu den Erkrankungen zählten die koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit und Schlaganfall. Risikofaktoren waren Bluthochdruck, Diabetes, ein hoher Cholesterinspiegel, Rauchen und Fettleibigkeit.

Überraschende Ergebnisse
Die Auswertung der Daten ergab, dass Studienteilnehmer*innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren in den Tests häufiger schlechte Ergebnisse erzielten. Dies konnte zwar für beide Geschlechter belegt werden, bei den Frauen zeigten sich jedoch deutlichere Zusammenhänge. So waren Herzerkrankungen bei Frauen mit einem mehr als doppelt so starken Rückgang der kognitiven Fähigkeiten verbunden.

Darüber hinaus waren Diabetes, ein hoher Cholesterinspiegel und eine KHK nur bei Frauen mit einem Sprachverlust verbunden. Allein die Herzinsuffizienz ließ sich nur bei Männern mit einem stärkeren Sprachverlust in Verbindung bringen.

Fazit
Die Studie beweist zwar nicht, dass Frauen mit kardiovaskulären Risikofaktoren in der Lebensmitte einen kognitiven Rückgang erleiden, aber sie zeigt einen Zusammenhang. Deshalb, so Dr. Mielke, sollten Frauen, die an Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten oder Diabetes leiden, frühzeitig behandelt werden.

Wissenschaftliche Quellen:

Cardiovascular risks may be worse for thinking, memory skills in middle-aged women. By Susan Barber Lindquist, January 5, 2022. https://newsnetwork.mayoclinic.org/discussion/cardiovascular-risks-may-be-worse-for-thinking-memory-skills-in-middle-aged-women/
Cardiovascular risks may be worse for women´s cognition in middle age. https://www.aan.com/PressRoom/Home/PressRelease/4945

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