Vorsicht bei engen Krawatten

Enge Krawatten können zu verminderter Hirndurchblutung führen

Dass das modische Accessoire bequem ist, behauptet niemand. Aber in vielen Branchen und Unternehmen gehört das Tragen einer Krawatte immer noch zum guten Business-Ton. Eine aktuelle Studie gibt jetzt abermals Hinweise darauf, dass ein enger Schlips um den Hals nicht nur zu Unwohlsein führen kann

Es ist nicht die erste Studie, die sich mit den Auswirkungen einer eng gebundenen Krawatte auf die Gesundheit beschäftigt. So kamen Mediziner bereits früher zu dem Schluss, dass das Tragen von Krawatten den Augeninnendruck erhöhen könne, was wiederum die Entstehung von Glaukomen („Grüner Star“) begünstigt.

Jetzt haben sich Wissenschaftler des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel mit der Frage beschäftigt, ob und inwieweit die Hirndurchblutung durch Krawatten behindert wird.

Wie die Mediziner im Team um Robin Lüddecke im Fachmagazin Neuroradiology berichten, haben sie dazu 30 gesunde Männer untersucht. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Männer in der Krawatten-Gruppe wurden zunächst einer Magnetresonanztomografie unterzogen, während sie den Hemdkragen noch offen und den Knoten der Krawatte nicht zugezogen hatten.

Anschließend sollten sie den Hemdkragen schließen und den Knoten zuziehen – und zwar so fest, dass sie es als unbehaglich empfinden würden. Eine weitere MRT-Messung erfolgte. Für die Abschlussmessung wurden wiederum die Hemdknöpfe geöffnet und der Krawattenknoten gelockert.

Die Probanden der zweiten Gruppe trugen keine Krawatte. Auch bei ihnen wurden drei MRT-Messungen durchgeführt. Insgesamt dauerte jede Messung 15 Minuten.

Ergebnis: Bei den Krawattenträgern nahm der Blutfluss im Gehirn um 7,5 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe ab, die keine Krawatten trug. Die Mediziner vermuten als Grund ein Einschnüren der Halsvenen durch die Krawatte. Aufgrund des verminderten Blutabflusses aus dem Kopf sei der Schädelinnendruck gestiegen – dies behindere die Durchblutung des Gehirns. Damit kann auch das Leistungsvermögen des Gehirns beeinträchtigt werden.

Zwar sind die Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen statistisch bedeutsam, doch blieben die Werte bei den Probanden, so die Autoren, innerhalb der physiologischen Grenzen. Sie fordern die Durchführung weiterer Studien mit verschiedenen Patientenkollektiven, denn ältere Männer, starke Raucher oder Männer, die an Gefäßkrankheiten leiden, könnten stärker von möglichen Folgen betroffen sein als die Teilnehmer ihrer Studie.

Studienquelle: Lüddecke, R., Lindner, T., Forstenpointner, J. et al. Neuroradiology (2018). https://doi.org/10.1007/s00234-018-2048-7

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