Kolumne
Ernährung aktuell

Thema heute: Enzyme für die Fitness

Eine neue Variante altbekannter Nahrungsergänzungsmittel? Oder doch eine lebendige Substanz?

Frisch gepresster Traubensaft bleibt nicht lange süß. Er verwandelt sich in Wein oder Essig. Und so ist es mit allen lebendigen Substanzen: Es findet eine Verwandlung statt, ein beständiges Reifen, Zerfallen, Verfaulen. Was bewirkt nun dieses ständige Werden und Vergehen?

Durch die Jahrhunderte suchten die Alchimisten und fahrenden Heiler nach dem Elixier, das alle Krankheiten heilen und Lebensprozesse steuern kann. Würden sie es finden, so waren sie überzeugt, würden sie auch bald die Formel für ewiges Leben besitzen, die Formel, wie man Blei in Gold verwandelt.

Die Grundvorstellung war gar nicht so falsch: Sie suchten nach dem Kuppler der biochemischen Vorgänge im Körper.

Es sind die Enzyme, die eingreifen und chemische Prozesse ganz erheblich steuern: Fett und Wasser lassen sich bekanntlich nicht verbinden. Unter bestimmten Bedingungen lässt sich allerdings eine Emulsion herstellen – wie bei der Vinaigrette zum Salat. Jetzt sind Fetttropfen so winzig, dass eine trübe Flüssigkeit entsteht. Getrennt sind sie immer noch und nur unter immensem Aufwand ist die Industrie in der Lage, diese Flüssigkeit wasserlöslich zu machen.

Der Körper setzt Bio-Katalysatoren ein: Mit Hilfe von Enzymen und Hormonen werden nahezu alle Vorgänge gesteuert. Ein Beispiel aus der Schwangerschaft zeigt, dass das für die werdende Mutter notwendige Spurenelement Eisen schnell und oft verfügbar sein muss: Das Eisen unserer roten Blutkörperchen nimmt aus der Atemluft den Sauerstoff und bringt ihn zu den Billionen Körperzellen. Hierbei stehen aber nicht Tage und Wochen zur Verfügung, wie bei einem alten Eisen, das langsam am Sauerstoff vor sich hin rostet. Es muss schnell gehen. Es sind die Enzyme, die eingreifen und den Prozess ganz erheblich beschleunigen. Diese segensreiche Arbeit der Enzyme ist tatsächlich den Vorgängen in Fahrzeug-Katalysatoren ähnlich. Zur Abgasentgiftung strömen Gase an platinverkleideten Keramik-Kanälen vorbei, weil nur bei Anwesenheit des Edelmetalls bestimmte hochgiftige Stoffe in harmlosere umgewandelt werden können.

In unserem Organismus sorgen viele tausend verschiedenartige Enzyme für die Stoffwechselvorgänge, die zur Gesunderhaltung nötig sind. Weder Kohlenhydrate noch Eiweiße und Fette könnten im Körper aufgenommen werden, würden nicht Enzyme und Hormone die Verdauungsprozesse einleiten und beschleunigen.

Ja … und was nun? Heilfasten? Dauerfit-Training? Immun-Empowering? Anti-Aging-Diät? Detox-Nahrung? Eine Vielzahl von heilversprechenden Ernährungsratgebern ist unterwegs und will ins Geschäft mit uns kommen.

Meine Hypothese: Wir brauchen mehr Enzyme als in früheren Zeiten, weil wir mehr verbrauchen. Das hängt mit allzu üppiger Ernährung zusammen und mit der Tatsache, dass Lebensmittel und Lebensumstände oft belastet sind mit Umweltgiften, Stressfaktoren, Zusatzstoffen, Rückständen aus Düngung und Schädlingsbekämpfung. Nicht auskurierte und verschleppte Krankheiten und ein zu hohes Lebenstempo lassen unsere körpereigenen Enzymquellen oft zu schnell versiegen.

Heute ist klar, dass die Verdauung der meisten Menschen ab dem 40. Lebensjahr nicht mehr optimal funktioniert. Die Enzymquellen in unserer Nahrung sind einfach nicht mehr das, was sie einmal waren: Früher war Milch eine Enzymquelle. Heute ist das, was wir als Milch angeboten bekommen, praktisch enzymleer. Auch Obst und Gemüse sind oft keine guten Enzymquellen mehr. Hier sind Anbaumethode und Herkunft entscheidend. Ein guter, gesunder Bio-Apfel kann auch heute noch voll und nahrhaft für uns sein. Papaya und Ananas sind enzymhaltig, milchsauer eingelegte Gemüse, sofern aus Bio-Anbau, ebenso. Man weiß um die Zusammenhänge seit Jahrzehnten, allein die Verantwortung für eine gesunde Nahrungsmittelauswahl liegt bei jedem selbst.

Was nun ist enzymreiche Nahrung?
Zunächst einmal sei gesagt, dass Enzyme hitzeempfindlich sind, woraus wir ableiten können, dass rohes Obst und Gemüse die besten Lieferanten sind. Zu den besonders enzymreichen Obstsorten gehören Ananas, Kiwi, Birnen, Äpfel, Feigen, Papaya, Bananen, Melonen, Mango und Weintrauben. Im Bereich der Gemüse sind dies Avocado, Zucchini, Tomaten und Gurken. Auch frische oder eingelegte Oliven verbessern die Enzymbilanz. Gute Enzymlieferanten sind auch eingelegte Essiggurken.

Wer einen guten Biobäcker kennt, der seinem Brot noch Zeit zum Reifen gibt und aus vollem Korn backt, ist gut bedient, denn die Enzyme leisten ihre Arbeit im ruhenden Teig des gemahlenen Getreides. Die Nährstoffe werden aufgeschlossen und vorverdaut. Das Backen später zerstört zwar weitestgehend die wertvollen Enzyme, sie haben allerdings ihre aufspaltende Arbeit bereits verrichtet.

Fazit: Wir können also eine Menge dazu beitragen, unseren Organismus bei der täglichen Arbeit zu unterstützen. Sie wagen damit den Sprung zu mehr Lebensqualität, Gesundheit und nicht zuletzt zu einem neuen Lebensstil.

Ihr
Ralf Brendt

Ralf Brendt, ElanVital e.V
www.elanvital-gig.de

Ralf Brendt ist Ernährungs- und Gesundheitsberater und Geschäftsführer bei ElanVital e.V. , Agentur für Gesundheit. Hier bietet er auch die IHK-zertifizierte Weiterbildung zum Ernährungs- und Gesundheitsberater an. Auf Belazona® stellt Ralf Brendt interessante Themen rund um die gesunde Ernährung vor.

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