Demenzrisiko bei Hypertonie

Das Demenzrisiko steigt schon bei hochnormalem Blutdruck

Mit hohem Blutdruck steigt das Demenzrisiko in erheblichem Maße – das ist durch viele Studien belegt. Wie jetzt eine aktuelle Analyse zeigt, besteht aber schon ab sogenannten hochnormalen systolischen Werten von 130 mmHg im Alter von 50 Jahren eine erhöhte Demenzgefahr.

Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler um Dr. Jessica G. Abell von der Université Paris-Saclaydie. Wie in der medizinischen Fachzeitschrift European Heart Journal berichtet, analysierten sie Daten aus der britischen Whitehall-II-Studie. Seit Beginn im Jahr 1985 werden in dieser Studie vielfältige Gesundheitsdaten von Beamten gesammelt, die seinerzeit im Alter von 35 bis 55 Jahren rekrutiert worden waren.

Neben anderen Untersuchungen fanden alle sechs Jahre Blutdruckmessungen statt. Das Team um Abell wertete die Daten von über 8.600 Teilnehmern vor– mit bemerkenswertem Ergebnis: 2017, also 32 Jahre nach Start der Studie, waren 385 Teilnehmer (4,5 Prozent) an Demenz erkrankt, und zwar im Alter von durchschnittlich 75,2 Jahren.

Je höher der Druck, desto höher das Demenzrisiko
Die Analyse ergab, dass bei 12 Prozent aller Probanden im Alter von 50 Jahren ein systolischer Blutdruck von über 140 mmHg gemessen worden war, bei 29 Prozent ein systolischer Blutdruck von über 130 mmHg. Es zeigte sich, dass bei Werten ab 130 mmHg die Demenzrate im weiteren Verlauf rapide anstieg. Insgesamt ergab sich bei Teilnehmern mit Werten über 130 mmHg im Vergleich eine um relative 38 Prozent erhöhte Demenzrate. Außerdem war das Demenzrisiko umso höher, je höher der Druck war.

Interessant für die Wissenschaftler war auch: Stieg der Blutdruck erst mit 60 oder 70 Jahren auf ≥ 130 mmHg, erhöhte sich das Demenzrisiko nicht. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Dauer der Blutdruckerhöhung ausschlaggebend ist.

Und auch das ist bemerkenswert: Wurden blutdrucksenkende Mittel eingenommen, war die Demenzhäufigkeit nicht erhöht. Anscheinend mindert die Blutdrucksenkung also auch das Demenzrisiko.

Studienquelle: Abell et al. Eur Heart J 2018; online first

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