Masern

Die Masernwelle ebbt nicht ab

Nachdem zu Beginn des Jahres vor allem in Sachsen, Hessen und Berlin beunruhigend viele Fälle der hochansteckenden Krankheit auftraten, verzeichnet jetzt Duisburg einen Masernausbruch. Kinderärzte appellieren an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.

Masern zählen zu den hochansteckenden Infektionskrankheiten, vor denen man sich durch Impfungen schützen kann. Doch Impfmüdigkeit, Desinteresse und Unwissenheit sorgen für immer weitere Ausbrüche.

Aktuelle Zahlen sprechen von 77 erkrankten Menschen, darunter 61 Kinder. Besonders kritisch ist die Erkrankung für die 22 Kinder, die unter einem Jahr alt sind – für sie besteht unter Umständen Lebensgefahr, da in der Regel eine Masernimpfung erst ab dem vollendeten 11. Lebensmonat vorgesehen ist.

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern – und das obwohl seit vielen Jahren ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht.

Hohe Ansteckung über Tröpfchen- und Schmierinfektion
Infizierte stellen ein hohes Risiko für alle ungeimpften Personen dar – in 95 Prozent der Fälle kommt es bei einem Kontakt zu einer Infektion. Die Masernviren werden sowohl direkt per Tröpfchen/Sekret beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen als auch indirekt per Schmierinfektion über infizierte Gegenstände.

Die Inkubationszeit beträgt 8-10 Tage. Masernkranke sind bereits 3-5 Tage vor Auftreten des typischen Hautausschlags bis etwa zum 4. Tag nach Ausbruch infektiös.

Typische Symptome im Verlauf der Erkrankung sind 

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Husten
  • Bindehautentzündung
  • ab dem 2.-3. Tag weiße Stippchen auf der Wangenschleimhaut (Koplik-Flecken)
  • nach 3-4 Tagen der maserntypische, grobfleckige, unregelmäßig begrenzte Hautausschlag, der sich vom Gesicht innerhalb von 2-3 Tagen über den ganzen Körper verteilt

Im Verlauf der Erkrankung kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, denn die Masernerreger schwächen das Immunsystem und die Kinder werden anfälliger für weitere Infektionskrankheiten, wie z. B. Mittelohrentzündungen, Bronchitis oder Lungenentzündung.

Eine sehr seltene, aber gefürchtete Spätfolge der Maserninfektion ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine Gehirnentzündung, die bis zu zehn Jahre nach der Maserninfektion auftreten kann. Die Kinder entwickeln hier innerhalb weniger Monate irreparable Hirnschäden. Eine Therapie gibt es nicht, diese Gehirnentzündung verläuft immer tödlich. Besonders gefährdet, sind Kinder, die im ersten Lebensjahr an Masern erkrankt sind.

Impfung schützt effektiv
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Schutzimpfung. Was viele nicht wissen: Ein vollständiger Schutz gegen Masern wird erst nach zweimaliger Impfung erreicht. Die Impfung erfolgt daher in zwei Schritten: In der Regel erhalten Kinder im Alter von 11-14 Monaten ihre Erstimpfung, meist in Form eines Kombinationsimpfstoffes ((MMR-V), der auch gegen Mumps, Röteln und Windpocken Varizellen immunisiert.

Besteht eine erhöhte Gefahr der Ansteckung, wie z. B. momentan in Duisburg, kann der Impfstoff auch ab einem Alter von 9 Monaten verabreicht werden. Die empfohlene Zweitimpfung sollte ca. 4 Wochen nach der Erstimpfung erfolgen. Kinder und Jugendliche bis zum 18. Geburtstag, die nur eine Impfung erhalten haben, sollten die 2. Impfung nachholen.

Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind und einen unklaren Impfstatus haben oder in der Kindheit nur eine einmalige Impfung erhielten, empfiehlt die STIKO eine einmalige MMR-Standardimpfung – dasselbe gilt für Beschäftigte, die im Gesundheitswesen tätig sind.

Die Impfung kann auch „postexpositionell” geschehen: Wird innerhalb von 3 Tagen nach einem erfolgten Kontakt mit einer masernkranken Person geimpft, kann der Ausbruch unterdrückt werden.

Tipps für die Eltern von Säuglingen
Nach der Geburt genießt Ihr Baby für eine gewisse Zeit den sogenannten „Nestschutz”: Durch die Antikörper der Mutter ist es vor den Masernviren geschützt – aber nur wenn die Mutter einen vollständigen Impfschutz hat. Dieser Schutz nimmt mit zunehmendem Lebensalter des Kindes stetig ab.

Wenn Sie ein Baby haben, bei dem eine Impfung noch nicht möglich ist, und in Ihrem Umfeld Masernfälle bekannt sind, sollten Sie versuchen, das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten:

  • Prüfen Sie Ihren eigenen Impfschutz und lassen Sie sich gegebenenfalls impfen.
  • Bitten Sie direkte Kontaktpersonen Ihres Babys, ihren Impfstatus zu überprüfen.
  • Meiden Sie Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser.
  • Meiden Sie Orte, von denen Sie wissen, dass sich dort kürzlich ein Masernkranker aufgehalten hat.
  • Verzichten Sie in diesen Wochen auf Veranstaltungen mit größeren Menschenmengen.

Bildquelle: © Astrid Gast, fotolia.com