Typ-2-Diabetes

Mehr Lebensqualität, bessere Prognose

16 Prozent aller Todesfälle in Deutschland sind mit einem Typ-2-Diabetes verknüpft. Ursache sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch den Diabetes verursacht werden. Auf dem Diabetes Kongress 2021, der vom 12. - 15. Mai stattfand, wurden Therapiestrategien diskutiert, die sowohl die Lebensqualität als auch die Prognose von Menschen mit Diabetes verbessern.

01.06.2021 – Update 02.06.2021

Die gute Nachricht vorweg: Durch eine bessere medizinische Versorgung hat die diabetesbedingte Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Und doch haben Menschen mit Diabetes ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für einen frühzeitigeren Tod. Ihre Lebenserwartung ist durchschnittlich vier bis sechs Jahre kürzer im Vergleich zu gleichaltrigen, nicht an Diabetes erkrankten Menschen. Diese Zahlen, die Professor Dr. med. Baptist Gallwitz beim Diabetes Kongresses 2021 präsentierte, machen deutlich, wie wichtig neue Therapiestrategien sind.

Aktuell diskutierte Arzneimittel bei Typ-2-Diabetes

Typ-2-Diabetes macht circa 90 Prozent aller Diabetesfälle aus. Studien belegen, dass eine Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes das Risiko für das Auftreten von Herz- und Gefäßkrankheiten senken kann. Dies gilt auch für zwei seit längerem eingesetzte Substanzklassen zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, die Professor Gallwitz näher vorstellte: die „Glucagon-like peptide-1“-Rezeptor-Agonisten (abgekürzt: GLP-1-RA) und die „Sodium glucose transporter-2“-Inhibitoren (Natrium-Glukose-Transporter-2-Inhibitoren, abgekürzt: SGLT2i). Was verbirgt sich hinter diesen unaussprechlichen Namen?

GLP-1-RA greifen im Darm in den Blutzuckerhaushalt ein. Unter anderem regen sie nach dem Essen die Bauchspeicheldrüse an, Insulin freizusetzen, und mindern den Appetit. Weil sie nur wirken, wenn der Blutzuckerspiegel erhöht ist, steigern sie das Unterzuckerungsrisiko nicht. Außerdem erleichtern sie das Abnehmen. Sie werden derzeit entweder täglich oder einmal wöchentlich injiziert.

SGLT2i wirken direkt an der Niere und führen zu einer Ausscheidung von Glukose über den Urin. So senken sie den Blutzucker, ohne dass ein substanzbedingtes Risiko einer Unterzuckerung besteht. Mit der Glukoseausscheidung über den Urin kommt es auch zu einem Gewichtsverlust. SGLT2i bewirken auch eine vermehrte Ausscheidung von Natrium – dies führt zu einer Blutdrucksenkung und einer Verbesserung des Blutflusses in der Niere.

Mehr Lebensqualität im Alltag

Vorteile im Lebensalltag von Menschen mit Diabetes bieten auch innovative nichtmedikamentöse Therapiestrategien. So entfällt – insbesondere bei Typ-1-Diabetes – im Gegensatz zu einer herkömmlichen punktuellen Blutzuckermessung bei einer kontinuierlichen Glukosemessung das häufige, mehrmals tägliche Stechen für die Messung. Außerdem wissen die Patienten durch die kontinuierliche Messung, wie sich die Stoffwechsellage entwickelt. Die kontinuierlichen Messgeräte warnen auch automatisch bei zu hohen oder zu niedrigen Werten.

Auch können Insulinpumpen über die kontinuierliche Glukosemessung mit gesteuert werden, was die Diabetesbehandlung bei gleichzeitig mehr möglicher Sicherheit einfacher macht. In Zukunft können zusätzlich Apps und andere digitale Hilfsangebote das Leben mit Diabetes möglicherweise erleichtern, schloss Professor Gallwitz seinen Überblick über neue Therapiestrategien bei Diabetes.

Quelle: Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kommissarischer Direktor, Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Tübingen. Pressekonferenz im Rahmen des Diabetes Kongresses 2021, 55. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Donnerstag, 13. Mai 2021, 12.00 bis 13.00 Uhr, online.

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