Pokémon GO

Die kleinen Monster machen alle verrückt

Auf der Straße, im Park, zu Hause, an der Uni, sogar abends im Club: Überall wird nach den sympathischen kleinen Monstern gesucht, werden Pokébälle durch die Gegend geworfen, Bonbons verfüttert, Wettkämpfe ausgetragen. „Pokemon GO“ zieht alle in seinen Bann.

Die 1995 in Japan entstandenen Fantasiewesen haben einen neuen, kostenlosen Spiele-Ableger für Smartphones erhalten: Bereits über 10 Millionen Mal wurde das von Niantic und GAME FREAK entwickelte Game „Pokémon GO“ im Google-Play-Store geladen – Stand: Mitte Juli 2016.

Nutzer auf der ganzen Welt können nun also einen Account erstellen und via GPS-Sender überall verschiedene Pokémon entdecken, fangen, mit anderen Spielern interagieren und ihr Level verbessern. Damit das Spiel funktioniert, müssen eben jenes GPS und das Internet des Geräts aktiviert sein. Über die integrierte Smartphone-Kamera lassen sich die Pokémon in der realen Welt anzeigen.

Die Voraussetzungen zur Funktionalität des Spiels sorgen bei Datenschützern für große Bedenken: Über den GPS-Empfang lassen sich die Standorte der Spieler jederzeit von anderen einsehen, was in Amerika bereits zu gezielten Überfällen führte. Außerdem stellt der Nutzer Google und den Entwicklern viele Daten zur Verfügung. Eine erweiterte Datensammlung von Interessen und Vorlieben sowie zunehmende auf User angepasste Werbung sind also bereits vorprogrammiert.

Aufgrund der extrem hohen Nachfrage in kurzer Zeit ist außerdem davon auszugehen, dass sich „Pokémon GO“ zu einem noch größeren Trend entwickeln und noch viele zusätzliche Spieler erreichen wird – mit nahezu unendlichen Möglichkeiten der Vermarktung.

Da das Spiel stark auf Kosten des Internet-Datenvolumens geht, sollte hier aufgepasst werden. Ohne Flatrate könnte die Rechnung lang werden, ansonsten sind keine Kostenfallen versteckt. In- App-Käufe sind klar erkennbar.

Und wer sind nun die vielen begeisterten Pokémon-Spieler? Interessanterweise kennen die meisten die kleinen Monster schon aus den Neunzigern. „Sie bringen mir ein bisschen meine Kindheit zurück!“, schwärmt Samira, die 22-jährige Anglistik-Studentin. Fabian, 21 und Auszubildender zum Mediengestalter, ergänzt lachend: „Ja, und meine Mum zockt auch. Früher haben wir zusammen Pokémon auf dem Gameboy gespielt.“

Das Bild des einsam in seinem Zimmer hockenden Gamers muss durch „Pokémon GO“ also revidiert werden: Wer hier etwas erreichen will, bewegt sich viel in seiner Stadt und knüpft zwangsläufig neue Kontakte. Apropos Bewegung – hier horcht auch so mancher Mediziner interessiert auf: Bewegung ist bei „Pokémon GO“ ausgesprochen erwünscht und wird belohnt. „Ich habe schon sechs Kilo abgenommen, seit ich spiele“, berichtet Marc stolz. „Soviel gelaufen bin ich ewig nicht mehr.“

Bildquelle: © Antonioguillem, Serie: 85872201, fotolia.com