Sport und Hypertonie

Sowohl Sport als auch Antihypertensiva senken den Blutdruck – dies ist durch unzählige Studien belegt. Allerdings mangelte es bisher an Daten zum Vergleich der beiden Behandlungsoptionen. In einer sogenannten Netzwerk-Metaanalyse von 391 Studien mit insgesamt fast 40.000 Bluthochdruck-Patienten wurden jetzt neue Daten gesammelt.

Wie die Autoren im British Journal of Sports Medicine berichten, wurden 197 Studien (mit 10.461 Patienten) zum Einfluss von Sport (Ausdauer-Sport, Widerstandstraining und die Kombination von Ausdauer- und Muskeltraining) auf den systolischen Blutdruck und von 194 Studien mit Antihypertensiva (mit 29.281 Patienten) ausgewertet. Dabei wurden Sportprogramme und Antihypertensiva in keiner Studie direkt miteinander verglichen.

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Zwar senkten die Antihypertensiva den systolischen Blutdruck stärker als die Sportprogramme, aber der Unterschied war nicht so groß, wie man vielleicht erwartet hätte: Im Durchschnitt nahm der systolische Wert in den Antiypertensiva-Studien um 8,80 mmHg ab, in den Sport-Studien um 4,84 mmHg. Der Unterschied betrug also nur 3,96 mmHg.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass sich die Studienergebnisse nicht ohne Weiteres in die Praxis übertragen lassen. So seien in die meisten Sportstudien nur Personen ohne z. B. kardiovaskuläre Krankheiten, Diabetes oder andere chronische Erkrankungen wie Krebs aufgenommen worden. In den medikamentös versorgten Studiengruppen litten hingegen die meisten Personen nicht nur an Hypertonie, sondern auch an anderen chronischen Krankheiten, und würden verschiedene Medikamente erhalten.

Dennoch zeigt die Analyse, wie nützlich ein Trainingsprogramm für Patienten mit Bluthochdruck sein kann. Körperliche Aktivität hat vielfältige positive Wirkungen auf die Gesundheit. Doch Ärzte müssen immer wieder feststellen, dass es für viele Patienten extrem schwierig ist, sie für Sport zu motivieren.

Den Autoren ist es wichtig zu betonen, dass Patienten ihre blutdrucksenkenden Medikamente keinesfalls absetzen sollten. Wenn Medikamente notwendig sind, sollte Bewegung aber Teil der Behandlung sein. Patienten mit leichter Hypertonie könnten indes von einer nichtmedikamentösen Therapie profitieren, nämlich von körperlichen Aktivitäten und Abnehmen, wenn Übergewicht besteht.