Hygiene

Tatort: Küchenschwamm

In Küchenschwämmen hausen Milliarden Bakterien aus über 360 verschiedenen Arten. Was also tun, um die Krankheitserreger nicht in der Küche zu verteilen? Auswaschen? In die Mikrowelle stecken? Besser nicht, warnen Wissenschaftler, die sich mit der Keimschleuder Küchenschwamm intensiv beschäftigt haben.

Heute steht die Küche auf dem Putzprogramm. Neben diversen Reinigungsmitteln greifen auch Sie vielleicht zum Küchenschwamm – schließlich leisten die bunten Schwämmchen beste Dienste beim Schrubben von Arbeitsplatten und Küchentischen. Doch Vorsicht: Wie eine Studie jetzt ergab, sind Küchenschwämme wahre Keimschleudern.

Nur oberflächlich betrachtet, ist die Küche also nach der Putzaktion blitzblank. Tatsächlich aber haben Sie unzählige Krankheitserreger verteilt, die durchaus für gesundheitliche Probleme sorgen können.

Eine teilweise besorgniserregend hohe Konzentration von Bakterien konnten Wissenschaftler auf den Schwämmen nachweisen. Wie in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht, untersuchten die Forscher der Hochschule Furtwangen, der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Helmholtz Zentrums München 14 gebrauchte Schwämme. Ergebnis: 362 verschiedene Arten von Bakterien wurden identifiziert.

„Was uns überrascht hat: Fünf der zehn häufigsten von uns gefundenen Arten gehören in die Risikogruppe 2, das bedeutet, sie sind potenziell pathogen“, erläutert Studienleiter Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. Zu diesen potenziell krankmachenden Bakterien zählten Umwelt- und Wasserbakterien, aber auch Bakterien, die typisch für die menschliche Haut sind. Diese können insbesondere bei immungeschwächten Menschen zu Infektionen führen.

Häufig nachgewiesen wurde auch das Bakterium Moraxella osloensis. Es könnte möglicherweise für den schlechten Geruch der Küchenschwämme verantwortlich sein. Interessanterweise wurden kaum Fäkalbakterien oder Durchfallerreger gefunden.

Woran liegt es, dass die Schwämme so belastet sind?
Ganz einfach: Ein Küchenschwamm besteht überwiegend aus Schaumstoff, wie Polyurethan. Er bietet Mikroorganismen mit seiner riesigen inneren Oberfläche und den zahlreichen Poren viel Platz zum Wachsen. Und auch die Lebensbedingungen für die Bakterien sind ideal: Hier finden sie viel Feuchtigkeit und viele Nährstoffe, etwa aus Lebensmittelresten und Schmutz.

Die Lösung heißt: Regelmäßig entsorgen!
Wenn Sie bisher dachten, heißes Auswaschen oder eine Behandlung in der Mikrowelle würde die Küchenschwämme schön sauber halten, haben die Wissenschaftler jetzt schlechte Nachrichten für Sie: In den Schwämmen, die laut ihrer Nutzer regelmäßig gereinigt wurden, zeigten sich deutlich mehr der potenziell krankmachenden Bakterien.

Die Erklärung der Mikrobiologen: Eine Reinigung kann die Keimzahl kurzfristig senken, allerdings wachsen die Keimgemeinschaften schnell wieder hoch – insbesondere die potenziell krankmachenden Bakterien. Die Wissenschaftler vermuten bei diesen eine höhere Stresstoleranz.

Also weg damit!
So empfehlen die Autoren, Küchenschwämme einmal wöchentlich zu entsorgen. Ein kleiner Trost: In neu gekauften Schwämmen konnten die Forscher keinerlei Erreger nachweisen.

Bildquelle: © Birgit Reitz-Hofmann, fotolia.com