Kolumne
Ernährung aktuell

Thema heute: Wohlstandsprobleme lösen

Wirklich dieselben jungen Leute, die heute Mittag auf dem Marktplatz von Montalivet, einem kleinen Badeort am südfranzösischen Atlantik, Veggie-Rolls mit Bio-Zertifikat kauften, sich Mischungen mit Chia-Samen eintüten ließen und mein Interesse weckten, sitzen nun am frühen Abend vor einer Billig-Pizzabude, essen Fett mit Billig und trinken Zucker.

Ich denke an Salutogenese, die Wissenschaft, die sich mit der Entstehung von Gesundheit beschäftigt. Demnach ist die Jugend auf dem typisch chaotischen Weg zu einer neuen Ordnung. Dabei wirken die Dynamiken von vor hundert Jahren oder auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit:

Das vordringliche Problem bestand im Schaffen einer materiellen Lebensgrundlage, später dann in der Teilhabe am technologischen Fortschritt. Seit Generationen stellte es für die meisten Menschen das größte Problem dar, genügend Nahrung zu finden und gut über den Winter zu kommen.

Wenn man die Kids an den Essständen und Pizzabuden sieht, merkt man, dass wir und unsere Eltern dieses Problem zumindest vorübergehend gelöst haben. Wir leben im Wohlstand und die meisten Krankheiten rühren von der aus dem Wohlstand entstandenen bequemen Ernährungsweise.

Der nächste Schritt liegt auf der Hand: Wir hätten eine zukunftsfähige Vorreiterrolle, wenn wir einen salutogenen Umgang mit den individuell-gesundheitlichen, sozialen, kulturellen und globalen Herausforderungen fänden. Besonders der globale Aspekt ist in dieser Zeit zugleich auch Verantwortung, wie ich meine. Wenn wir Gesundheit mit Evolution verbinden, könnte manchen Mitbürgern wieder der Gedanke kommen, dass schwer kranke Menschen und Menschen mit Erbkrankheiten, ja sogar manche Ethnien der Evolution nicht dienlich seien. Zu solch einer Einstellung kann es kommen, wenn wir glauben, es gäbe nur einen objektiven Weg zu gesunder Entwicklung, Gesundheit, gesunde Ernährung usw. Die grausamen Folgen davon sind bekannt.

Unsere Entwicklung und Gesundung erkennen wir daran, dass sich unser stimmiges Gefühl verbessert, das sich unsere Fähigkeiten erweitern und wir weltoffener werden, nicht daran, dass wir einer Norm entsprechen und andere ausschließen oder unter dem Aspekt Ernährung unseren Punkteplan einhalten. Nach der Salutogenese-Forschung sind wir nie ganz gesund und nie ganz krank. Wir befinden uns auf einem Kontinuum, einem Handlungsstrang, zwischen gesund und krank.

Je nachdem, wie wir unseren Tag gestalten, bewegen wir uns auf diesem Kontinuum etwas Richtung krank oder Richtung gesund. Es ist also die Einstellung zum Tag, die persönliche Lebensgestaltung, die Einfluss hat auf unser Wohlbefinden – eine höchst emotionale und subjektive Angelegenheit, die wir nicht auf andere Menschen oder Kulturen übertragen sollten. Eine kulturelle und gesunde Evolution ist nur dann fortschrittlich, wenn sie der Entwicklung aller Menschen dient.

Zurück zu Müslistand und Pizzabude bleibt zu erwähnen, dass ich als Rheinländer an dieser Stelle gerne den Apfel erwähne. Was der nämlich an Power und Geschmacksvielfalt zu bieten hat, ist wirklich bewundernswert.

Die Beschäftigung mit den gesundheitlichen Wirkungen des Apfels, und seine ausgewogene Vielfalt an Inhaltsstoffen, setzt das heimische Obst an die Spitze aller Superfoodies. Tatsächlich handelt es sich nicht nur um eine wohlschmeckende Frucht, die man variantenreich zubereiten kann, sondern auch um ein vielfach erforschtes Heilmittel, dass z. B. in Form von Apfelkuren bei vielen Darmerkrankungen hilft. Darüber hinaus verfügt der Apfel über eine blutreinigende Wirkung. Mit Äpfeln können auch sehr hartnäckige Fälle von Ekzemen und bei genügender Geduld Rheuma und Gicht gelindert werden. Man müsste vielleicht wieder mit dem Planwagen zu den Märkten fahren, kleine Fläschchen verdünnten Apfelessig, mit Honig gesüßt, anbieten und damit einen Hype auslösen.

Wie soll denn auch das Magen-Darm-System mit der Kombination Chiasamen, Müsli, Pizza und Zuckergetränk umgehen? Dieses Durcheinander gehört auch zu den echten Wohlstandsproblemen, die diese Generation mit individuellen Ausrichtungen lösen sollte. Der evolutionäre Entwicklungsschritt im Bereich Ernährung ist zwingend nötig, wenn die Gesellschaft nicht einen Rückfall in die Steinzeit erleben und mit immer mehr Zivilisationskrankheiten konfrontiert werden möchte.

Die Natur hat bereits alles getan, damit die Dinge richtig für uns sind. Möglicherweise klingt es zu einfach, doch ist es nicht nötig, Lebensmittel zu optimieren. Kurz gesagt: Äpfel essen!

Bleiben Sie gesund!

Ihr
Ralf Brendt

Ralf Brendt, ElanVital e.V
www.elanvital-gig.de

Ralf Brendt ist Ernährungs- und Gesundheitsberater und Geschäftsführer bei ElanVital e.V. , Agentur für Gesundheit. Hier bietet er auch die IHK-zertifizierte Weiterbildung zum Ernährungs- und Gesundheitsberater an. Auf Belazona® stellt Ralf Brendt interessante Themen rund um die gesunde Ernährung vor.

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