Zecken-Vorkommen 2017

4. Süddeutscher Zeckenkongress: Daten geben Anlass zur Sorge

Neue Zecken-Arten, neue Hot-Spots und ungewöhnlich viele Erkrankungen im Jahr 2017: Die aktuellen Zecken-Daten, die die Wissenschaftler auf der Pressekonferenz an der Universität Hohenheim in Stuttgart zum 4. Süddeutschen Zeckenkongress präsentierten, geben Anlass zur Sorge.

Im vergangenen Jahr wurde bei 499 Menschen eine FSME-Erkrankung festgestellt – so viele wie seit über zehn Jahren nicht mehr. 85 Prozent der Erkrankungsfälle traten in Bayern und Baden-Württemberg auf.

Gleichzeitig verschieben sich die Zecken-Hot-Spots: „Die Statistik zeigt uns ganz neue Hot-Spots in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin“, berichtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin der Universität Hohenheim und Initiatorin des Süddeutschen Zeckenkongresses.

Auch neue Zeckenarten stellen die Forscher vor viele Fragen. Bislang sei nur schwer einzuschätzen, welche Gefahr von ihnen ausgehe.

Ein Grund für die hohe Erkrankungszahl 2017 könnte das Wetter gewesen sein. Prof. Dr. Mackenstedt: „Im Sommer 2017 gab es eine große Kältewelle. Zwei Wochen später wurde es sehr warm und wieder zwei Wochen später gab es einen großen Krankheitsausbruch. Vermutlich lag das daran, dass es nach den kalten Tagen Menschen gerade zu dem Zeitpunkt massiv ins Freie trieb, als die jahreszeitlich höchste Aktivität von Ixodes ricinus als der am weitesten verbreiteten Zeckenart stattfand.“

Die wichtigste durch Zecken übertragene Virusinfektion ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die überaus schwere Verläufe nehmen kann: mit Lähmungen, Koma, Krampfanfällen, Defektheilungen und auch Todesfällen. Erwachsene und Kinder sind gleichermaßen betroffen.

Zuverlässigen Schutz bietet nur eine FSME-Impfung. Obwohl sie eine fast 100-prozentige Wirksamkeit zeigt, sind in Deutschland nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung geimpft.

Wie auf der Pressekonferenz erläutert wurde, schützt die FSME-Impfung auch vor einer besonderen Art der Ansteckung, nämlich die durch Rohmilch, vor allem von Weidetieren. Das Krankheitsrisiko nach dem Genuss von FSME-infizierter Rohmilch sei um das Dreifache höher als nach dem Biss von infizierten Zecken: „Von 100 Personen, die von infizierten Zecken gebissen werden, bricht die Krankheit bei 30 Personen aus. Bei infizierter Rohmilch beobachten wir den Krankheitsausbruch bei 100 von 100 Personen“, berichtet Prof. Dr. Mackenstedt.

Fazit der Wissenschaftler: „Wer Rohmilch-Produkte in einem Risikogebiet für FSME zu sich nimmt, muss FSME-geimpft sein!“ Dabei wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass dies nicht vor anderen durch Rohmilch übertragene Krankheiten schütze. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit sei pasteurisierte Milch generell vorzuziehen.

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