Darmkrebs

10 Prozent unter 50 Jahren

Auf der Online-Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) stellte Professor Dr. Frank Kolligs Zahlen vor, die aufhorchen lassen: zum einen ist die Sterblichkeit nachweislich gesunken, zum anderen gibt es jedoch Lücken in der Früherkennung.

24.05.2021

Professor Kolligs, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Helios Klinikum Berlin-Buch, präsentierte in seinem Vortrag erfreuliche Zahlen aus einer im Jahr 2021 veröffentlichten Studie. Demnach seien Neuerkrankungen bei Darmkrebs in Deutschland im Zeitraum von 2000 bis 2016 um 22,4 Prozent bei Männern und um 25,5 Prozent bei Frauen zurückgegangen. Bei den durch Darmkrebs verursachten Todesfällen waren die Rückgänge noch deutlicher: 35,8 Prozent bei Männern und 40,5 Prozent bei Frauen.

Als ursächlich hierfür wurden die Vorsorgemaßnahmen genannt., zum Beispiel die immunologischen Tests auf verstecktes Blut im Stuhl (FIT, fäkal immunologischer Test). Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch hierauf, sobald sie 50 Jahre alt sind. Hinzu kommt als alternative Vorsorgemaßnahme eine Darmspiegelung. Hier liegt die Anspruchsgrenze für Männer bei 50 Jahren und für Frauen bei 55 Jahren.

Trotz der Erfolge ist die Lage nach wie vor ernst

Trotz dieser ermutigenden Zahlen gab es in Deutschland 2017 fast 59.000 Neuerkrankungen und 24.000 Todesfälle in Verbindung mit Darmkrebs. Und es existiert eine Kontrolllücke. Bei den festgestellten Darmkrebserkrankungen sind 10 Prozent der Betroffenen jünger als 50 Jahre und hatten daher noch kein Anrecht auf Vorsorgemaßnahmen.

Um hier Abhilfe zu schaffen, sollte man unbedingt die familiäre Vorbelastung bei Verwandten ersten Grades in den Fokus der Betrachtung nehmen, denn hier sei das Risiko, im Laufe des Lebens an Darmkrebs zu erkranken, zwei- bis sechsmal höher als in der Gesamtbevölkerung. Laut Professor Kolligs haben zehn Prozent aller Erwachsenen einen Verwandten ersten Grades mit festgestelltem Darmkrebs.

Die unter Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-  und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) herausgegebene Leitlinie zu Darmkrebs empfiehlt unter anderem, die familiäre Krebsbelastung ab dem 35. Lebensjahr bei Arztbesuchen zu erfassen und aufgrunddessen eine neue Risikobewertung vorzunehmen, die bei familiärer Belastung auch eine Darmkrebsvorsorge vor dem 50. Lebensjahr ermöglicht.

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