Sport gleicht die Folgen von Schlafmangel wieder aus

Schlafen Sie gesund?

Update 30.06.2023

Schlafmangel hat nicht nur massive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Wer dauerhaft unter Schlafstörungen leidet, hat ein erhöhtes Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Demenz, Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die gute Nachricht: Mit Sport lassen sich die negativen Auswirkungen laut einer Langzeitstudie offenbar wiedergutmachen.

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben sich in den letzten Jahren mit dem Einfluss von gesundem Schlaf auf Wohlbefinden und Gesundheit beschäftigt. So zeigte eine Studie von Prof. Dr. Soomi Lee von der University of South Florida mit 1.958 erwachsenen Teilnehmenden, dass Leistung, Stimmung und Energie bereits nach einer Nacht mit weniger als sechs Stunden Schlaf am nächsten Tag beeinträchtigt sind.¹

Wie massiv sich anhaltende Schlafstörungen auf die Gesundheit auswirken können, macht eine US-amerikanische Studie des Forscherteams um Dr. Rebecca Robbins, Boston, deutlich.² Hier wurden die Daten von über 6.300 Erwachsenen ab 65 Jahren ausgewertet. Wie die Online-Plattform Medscape berichtet, erhöhen der Analyse zufolge anhaltende Einschlaf-Probleme das Risiko für vorzeitigen Tod jeglicher Ursache um 44 Prozent und das Demenz-Risiko um 49 Prozent. Bei lang andauernden Durchschlaf-Störungen war das Risiko für frühzeitigen Tod um 56 Prozent erhöht und das Risiko für Demenz um 39 Prozent.³

Ursachenforschung
Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielfältig. Dazu zählen Sorgen und Stress im Beruf und/oder im Privatleben, psychische Erkrankungen (zum Beispiel Depressionen), hormonelle Veränderungen (zum Beispiel Wechseljahre), organische Erkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente, um nur einige Gründe zu nennen.

Insbesondere der Faktor Stress bringt viele Menschen um ihren Schlaf. So ist es nicht verwunderlich, dass die Schlafqualität auch unter den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gelitten hat: Im Rahmen der Studie „Schlafen in Corona-Zeiten“, einer repräsentativen Befragung der Krankenkasse mhplus mit über 1.000 Teilnehmenden, gaben 54 Prozent der Befragten an, morgens wie gerädert aufzuwachen.4

„53 Prozent der Befragten schlafen nachts unruhig und werden immer wieder wach“, berichtete Mariana Naumann, Expertin für Gesundheitsförderung bei der mhplus. Stress durch Homeoffice und Homeschooling, Sorge um das Wohl der Familie, fehlende soziale Kontakte, mehr Medienkonsum, kaum Entspannung durch Bewegung und Sport: All diese Faktoren ließen die Menschen nicht zur nächtlichen Ruhe kommen.

Die Bedeutung von Sport
Was können Sie tun, wenn Sie unter dauerhaften Schlafstörungen leiden? Die Vermeidung von Stress, Entspannungstechniken, wie etwa Progressive Muskelentspannung oder Meditation, sowie das Einhalten fester „Bett-Zeiten“ zählen zu den ersten Maßnahmen, um endlich wieder besser einschlafen und durchschlafen zu können. Auch Umgebungsfaktoren wie die Raumtemperatur, die Helligkeit oder der Geräuschpegel spielen hier eine Rolle.

Eine wichtige Bedeutung kommt der körperlichen Aktivität zu: Mit Sport (regelmäßig mindestens 2,5 Stunden pro Woche) lässt sich die Schlafqualität deutlich verbessern. Und nicht nur das.

Die Online-Plattform Medscape hat eine aktuelle Langzeitstudie aus Großbritannien mit bemerkenswerten Ergebnissen vorgestellt5: Dr. Emmanuel Stamatakis (University of Sydney, Australien) und sein Team analysierten hier die Daten von über 380.000 Frauen und Männern aus der „UK Biobank“, einer Langzeitstudie, in der die Gesundheit von 37- bis 73-Jährigen aufgezeichnet worden war.6

Über einen Beobachtungszeitraum von elf Jahren wurden 4.095 Todesfälle infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 9.064 infolge von Krebserkrankungen registriert. Es zeigte sich – wie bereits in anderen Studien – ein unmittelbarer Zusammenhang: Je niedriger die Schlafqualität war, desto höher stieg das allgemeine Sterblichkeitsrisiko sowie das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Kam zur schlechten Schlafqualität auch noch Bewegunsgmangel hinzu, verschlechterten sich nahezu alle schädlichen Auswirkungen zusätzlich.

Doch es konnte auch ein positives Ergebnis aufgezeigt werden: Die Teilnehmenden konnten mit moderatem Training die schädlichen Auswirkungen, die schlechter Schlaf auf die Gesundheit hat, wieder ausgleichen, das heißt, das erhöhte Sterblichkeitsrisiko aufgrund der schlechten Schlafqualität wieder senken. Ein wichtiger Grund mehr, sportlich aktiver zu werden …

Noch eine letzte Empfehlung: Wenn Sie unter Schlafstörungen leiden und sich diese trotz eigener Bemühungen nicht bessern, sollten Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen und von den Beschwerden berichten.

Wissenschaftliche Quellen:
1 Lee S, et al: Ann Behav Med (online) 5. Juli 2021.
2 Robbins R et al. Sleep difficulties, incident dementia and all-cause mortality among older adults across 8 years: Findings from the National Health and Aging Trends Study. J Sleep Res. 2021;00:e13395.
3 Schlecht geschlafen? Wie schon wenige Nächte Defizit die Gesundheit beeinträchtigen und wie man aus der Abwärtsspirale rauskommt – Medscape – 27. Jul 2021.
4 Ludwigsburg, 23.03.2021 Schlafen in Corona-Zeiten. (o. D.). mhplus Krankenkasse.
5 Wer schlecht schläft und träge ist, stirbt früher – aber viel Bewegung macht Auswirkungen von schlechtem Schlaf wett – Medscape – 27. Jul 2021.
6 Huang BH, et al: Br J Sports Med (online) 29. Juni 2021.

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