Gutartige Prostatavergrößerung
Die Prostata ist ein kleines, leichtes Organ, das Mann nicht besonders zur Kenntnis nimmt – solange sie keine Beschwerden bereitet. Ungefähr ab dem 35. Lebensjahr kann die Prostata beginnen, langsam zu wachsen, was häufig zu Beschwerden beim Wasserlassen führt. Der Mediziner spricht hier von einer gutartigen Prostatavergrößerung (Benigne Prostatavergrößerung), die unbehandelt zu starken Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen kann.
Was ist eine gutartige Prostatavergrößerung?
Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen. In Größe und Form mit einer Kastanie vergleichbar, liegt sie unter der Harnblase, direkt vor dem Blasenausgang. Sie umschließt ringförmig die Harnröhre, in die hier auch die Samenleiter münden.
Die Prostata besteht aus einer Vielzahl von Drüsen mit Ausführungsgängen in die Harnröhre. Neben dem Drüsengewebe finden sich mikroskopisch Muskelfasern und Bindegewebe: Die Drüsen sind von einer Kapsel aus Bindegewebe umgeben und von einem Muskel umschlossen.
In der Prostata wird ein Sekret produziert, das einen wesentlichen Teil der Samenflüssigkeit (Sperma) ausmacht. Beim Samenerguss (Ejakulation) wird das Sekret von der Muskulatur durch die Ausführungsgänge in die Harnröhre gepresst. Hier vermischt es sich mit den Samenfäden (Spermien), denen es als Transportmittel dient. Für die Befruchtung der Eizelle ist es also unbedingt erforderlich.
Einerseits verschließt die Muskulatur der Prostata im Zusammenspiel mit der Blasenmuskulatur beim Wasserlassen Samenwege und Drüsengänge, wodurch sie vor dem Eindringen von Urin geschützt werden. Andererseits sorgt sie dafür, dass die Blase beim Samenerguss zur Harnröhre hin versperrt wird und der Samenflüssigkeit nur die Abflussrichtung nach außen offen bleibt. Die Funktion der Prostata wird über das Hormon Testosteron reguliert.
Nach dem Wachstum in der Pubertät bleibt die Prostata über Jahre unverändert. Doch ab ca. 35 Jahren wächst sie wieder, wenn auch sehr langsam. Das Wachstum beginnt im Zentrum der Prostata – dort, wo sie von der Harnröhre durchzogen wird. Dadurch wird die Harnröhre immer mehr eingeengt und es entstehen Beschwerden bei der Blasenentleerung. Jetzt liegt eine gutartige Prostatavergrößerung vor, die zwar nicht bösartig ist, aber dennoch behandelt werden sollte, denn die Symptome können sehr belastend werden.
Wer ist betroffen?
Die gutartige Prostatavergrößerung ist die häufigste Erkrankung der Prostata. Männer unter 40 Jahren haben nur selten damit zu tun. Mit zunehmendem Alter sind immer mehr Männer betroffen, bei den 60- bis 80-Jährigen sind es ca. 75 Prozent.
Wie entsteht eine gutartige Prostatavergrößerung?
Als Ursache gelten in erster Linie hormonelle Veränderungen. Auch eine familiäre Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen.
Faktoren wie das Rauchen, eine Sterilisation (Vasektomie), Übergewicht oder ein hoher Alkoholkonsum sind ebenfalls als Ursachen diskutiert worden, Belege wurden jedoch nicht dafür gefunden, dass sie Einfluss auf das Wachstum der Prostata nehmen.
Wie entwickelt sich eine gutartige Prostatavergrößerung?
Man unterscheidet drei verschiedene Stadien:
- Stadium 1 – Reizstadium
Die Prostata ist vergrößert, was jedoch nur geringe Beschwerden verursacht: abgeschwächter Harnstrahl, häufiges nächtliches Wasserlassen, vermehrter Harndrang, keine Restharnbildung. Eine BPH in diesem Stadium kann nur bei der Vorsorgeuntersuchung erkannt werden, daher sind regelmäßige Besuche beim Urologen unerlässlich. Das Fortschreiten des Wachstums kann so überwacht werden, und der Arzt kann rechtzeitig mit therapeutischen Maßnahmen beginnen. - Stadium 2 – Restharnbildung
Die Symptome sind jetzt ausgeprägt. Die Blasenentleerung ist oft unvollständig, was zur Folge hat, dass Restharn in der Blase bleibt. Hier aber fühlen sich Krankheitserreger besonders wohl. Sie können sich in den unteren Harnwegen festsetzen, sich schnell vermehren und ausbreiten und zu einer Harnwegsentzündung führen. Dadurch kann es zu weiteren Beschwerden kommen, wie z. B. Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen. - Stadium 3 – Dekompensation
Durch die vergrößerte Prostata wird die Harnröhre so stark eingeengt, dass immer mehr Restharn in der Blase bleibt. Die Muskulatur der Blase wird entsprechend stark beansprucht und schließlich überdehnt – bis sie versagt. Es bildet sich eine sogenannte Überlaufblase, der Harnabgang erfolgt jetzt nur noch tropfenweise und unkontrolliert. Durch einen Rückstau von Restharn bis in die Nieren kann eine schwere Nierenschädigung hervorgerufen werden. Es kann auch eine Harnsperre (Harnverhalt) auftreten – dann muss der Urologe die Harnblase mithilfe eines Katheters unverzüglich entleeren.
Wie wird eine gutartige Prostatavergrößerung festgestellt?
Verspürt ein Mann Probleme beim Wasserlassen, sollte er sich unbedingt an einen Urologen wenden. Nur durch eine fachärztliche Untersuchung kann eine bösartige Erkrankung, wie z. B. Prostatakrebs, ausgeschlossen werden.
Die Schilderung der Symptome im sogenannten Anamnesegespräch liefert dem Urologen bereits erste Hinweise. Die Untersuchungen, die er im Anschluss durchführen wird, geben ihm alle Informationen, die für eine gezielte, wirksame Behandlung wichtig sind:
- Die Tastuntersuchung
Die Prostata kann durch eine Tastuntersuchung am Enddarm leicht ertastet werden. Der Urologe erhält hierbei erste Hinweise auf Größe und Festigkeit der Prostata – wichtige Anhaltspunkte für eine mögliche Erkrankung. Die Tastuntersuchung dauert nur kurz und ist völlig schmerzlos. - Die Urinuntersuchung
Der Urin selbst gibt Aufschluss über Entzündungen oder bösartige Geschwülste. Deshalb werden immer auch Urinproben untersucht. - Die Ultraschalluntersuchung
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung werden die Größe der Prostata und der Zustand von Blase und Niere genau bestimmt. Diese Untersuchung kann auf zwei Arten durchgeführt werden: entweder über die Bauchdecke oder durch eine Sonde, die über den Enddarm eingeführt wird. Der Urologe wird seine Vorgehensweise mit dem Patienten genau absprechen. - Die Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie)
Hier wird die Urinmenge pro Sekunde bei einer vollständigen Blasenentleerung ermittelt. - Die Blutuntersuchung / PSA-Test
Routinemäßig wird auch das Blut untersucht. Besonders aufschlussreich für den Urologen ist die Bestimmung des so genannten prostataspezifischen Antigens PSA, das in der krebskranken Prostata vermehrt gebildet wird. Dieser Blutwert kann aber auch bei Entzündungen der Prostata und bei BPH erhöht sein. Entsprechend werden erhöhte Werte immer weiter abgeklärt.
Von besonderer Bedeutung für die nachfolgende Therapie ist ein standardisierter Fragebogen, wie der internationale Prostata-Symptom-Score (IPSS). Damit kann der Arzt die Symptome des Patienten und seine Belastung genauer einschätzen. Bei Patienten mit milden Symptomen, die nicht die Lebensqualität beeinträchtigen, empfiehlt sich ein „kontrolliertes Zuwarten”. Das heißt, man kontrolliert nur regelmäßig die Befunde, um bei Veränderungen sofort einzugreifen.
Der IPSS-Test steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.
Wie wird eine gutartige Prostatavergrößerung behandelt?
Der Urologe hat verschiedene Möglichkeiten, eine gutartige Prostatavergrößerung zu behandeln. Welche Methode die geeignete ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung bzw. von den individuellen Beschwerden des Patienten ab.
Die medikamentöse Therapie
Hier stehen sowohl pflanzliche als auch pharmakologische Wirkstoffe zur Verfügung.
Bei leichten Beschwerden, wie in Stadium 1, können pflanzliche Mittel eingesetzt werden, sogenannte Phytopharmaka, wie z. B. Präparate mit Brennnessel, Sägepalme, Arzneikürbis und Roggenpollen. Obwohl der therapeutische Nutzen angezweifelt wird, empfinden viele Männer die pflanzlichen Mittel als hilfreich.
In der Gruppe der pharmakologischen Arzneimittel werden am häufigsten Alphablocker (auch Alpha-1-Rezeptorenblocker genannt) eingesetzt. Sie sorgen für eine Entspannung der glatten Muskulatur der Prostata und der Harnröhre und können so die Blasenentleerung erleichtern.
Auch sogenannte 5-alpha-Reduktasehemmer kommen zum Einsatz. Sie „verkleinern“ die Prostata auf hormonellem Wege, so dass der Druck auf Blase und Harnröhre nachlässt. Die Wirkung dieser Arzneimittel tritt allerdings langsamer ein als bei Alpha-1-Rezeptorenblockern, in der Regel nach einigen Monaten.
Die Kombination aus beiden Wirkstoffgruppen kann ebenfalls sinnvoll sein. Allerdings ist hier zu bedenken, dass sich mögliche Nebenwirkungen der zwei Wirkstoffe addieren können.
Der Urologe wird alle Vor- und Nachteile im individuellen Fall abwägen und die bestmögliche Therapie für den Patienten auswählen.
Operative Maßnahmen
Sollten die Medikamente nicht ausreichend wirken oder die Symptome stark ausgeprägt sein, wird der Urologe eine Operation empfehlen. Faktoren, die für eine Operation sprechen, sind z. B. wiederkehrende Harnverhaltungen unter der medikamentösen Therapie, häufige Infekte, eine Verschlechterung der Nierenfunktion, Blut im Urin oder die Bildung von Blasensteinen.
Ein Standardverfahren ist die sogenannte Transurethrale Prostataresektion, kurz TUR-P genannt. Hierbei wird das vergrößerte Prostatagewebe über die Harnröhre abgetragen. Der Harnfluss ist dann wieder ohne Beschwerden möglich.
Auch verschiedene neue Operationsmethoden mit dem Laser finden Anwendung. Betroffene Männer sollten sich hier ausführlich von ihrem Urologen beraten lassen.
Was können Sie selbst für Ihre Prostata tun?
Unsere Ernährung spielt für die Gesundheit eine große Rolle. Viele Erkrankungen, wie z. B. Diabetes oder Bluthochdruck, lassen sich durch eine gesunde Ernährung günstig beeinflussen. Auch für die Gesundheit Ihrer Prostata können Sie etwas tun.
Nachfolgend finden Sie einige „prostatafreundliche” Ernährungstipps:
- Ernähren Sie sich ballaststoffreich: frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte.
- Verzichten Sie auf tierische Fette, wählen Sie stattdessen pflanzliche Fette mit ungesättigten Fettsäuren, wie z. B. Oliven- oder Sojaöl.
- Wählen Sie Margarine statt Butter.
- Sehr empfehlenswert: Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Tee, Wein (in Maßen) und Getreideprodukte enthalten so genannte Phytoöstrogene, die das Prostatawachstum hemmen.
- Verzichten Sie weitgehend auf Reizstoffe wie Pfeffer und Paprikapulver.
- Trinken Sie ausreichend: 1-2 Liter Mineralwasser und Tee pro Tag. Verzichten Sie auf sehr kalte Getränke und auf starken Kaffee. Alkohol sollten Sie nur in geringen Mengen zu sich nehmen.
Auch Bewegung und leichter Sport lindern bei einer BPH die Beschwerden, indem sie die Prostatamuskulatur entspannen. Langes Sitzen hingegen kann die Beschwerden verschlimmern.
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