Kommunikation mit dem Arzt

Hilfe - was will mein Doc mir sagen?

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient entscheidet mit über den Erfolg einer Therapie. Ob die beiden sich – im wahrsten Sinne des Wortes – verstehen, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel auch von der Gesundheitskompetenz des Patienten. Eine aktuelle Studie zeigt Defizite auf.

Das Bild des informierten, aufgeklärten Patienten wird von allen Beteiligten im Gesundheitsbereich gerne angeführt: von den Krankenkassen, von Politikern und Verbänden, von den Ärzten und natürlich von den Patienten selbst.

Tatsächlich ist es heute – in unserer digitalen Zeit – einfacher denn je, sich als medizinischer Laie über Krankheitsthemen zu informieren. Das heißt jedoch nicht, dass der Patient Gesundheitskompetenz mitbringen muss. Es ist die Aufgabe des Arztes, den Patienten zu informieren, zu beraten und zu schulen – in einer Sprache, die der Patient versteht.

Leider ist es aber häufig so, dass Ärzte das Medizinwissen ihrer Patienten überschätzen: Sie geben ihnen Informationen an die Hand, mit denen die Patienten nur wenig anfangen können. Und diese wiederum erwecken gerne den Eindruck, den Arzt zu verstehen, anstatt nachzufragen. Darunter leidet die Kommunikationsqualität erheblich, was letztlich den Erfolg der Therapie gefährdet.

Wie wichtig es ist, dass Ärzte und Patienten dieselbe Sprache sprechen, belegt auch eine aktuelle Studie, die Dr. Felix Gundling vom Klinikum Bogenhausen in München und sein Team durchführten.

In der Untersuchung wurden 196 Patienten (38 % weiblich, 62 % männlich), die im Krankenhaus behandelt wurden, nach häufigen medizinischen Fachbegriffen befragt. Auch Fragen zum Aufbau des menschlichen Körpers wurden gestellt.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Durchgehend gaben mehr Patienten an, die Bedeutung medizinischer Begriffe zu kennen, als dies bei objektiver Überprüfung der Fall war. So glaubte etwa die Hälfte der Befragten zu wissen, was ein Body-Mass-Index, ein Ödem oder Refluxbeschwerden sind. Als nachgefragt wurde, waren viele jedoch nicht imstande, das Maß für Übergewicht und Fettleibigkeit, die Wassereinlagerungen im Gewebe bei Herz- und Nierenerkrankungen oder das saure Aufstoßen nach dem Essen zu erklären.

Nicht nur bei den medizinischen Fachbegriffen mussten viele Patienten passen. Auch Begriffe wie Verstopfung oder Darmspiegelung konnten sie oft nicht erklären.

Gundling und sein Team setzten die Antworten der Befragten in Bezug zu biografischen und soziografischen Einflussfaktoren. Danach ergab sich folgendes Bild:

  • Frauen waren besser informiert als Männer.
  • Patienten mit längerer Schulbildung konnten die Fragen häufiger richtig beantworten.
  • Privatversicherte zeigten ebenfalls eine höhere Gesundheitskompetenz.
  • Im höheren Lebensalter nahm das medizinische Wissen ab.

Interessanterweise gingen Zeitungs- und Fernsehkonsum sowie die Anzahl der Arztkontakte nicht mit einer Verbesserung der medizinischen Kompetenz einher.

Die Studienergebnisse machen deutlich: Nachfragen ist in der Kommunikation Arzt – Patient das A und O, und zwar für beide Seiten! Ärzte sollten durch gezielte Fragen sicherstellen, dass ihr Patient sie verstanden hat. Und Patienten sollten unbedingt nachfragen, wenn sie etwas nicht verstehen oder sich unsicher sind. Nur dann können sie bei ihrer Behandlung „mitarbeiten“ – was für den Erfolg der Therapie unverzichtbar ist.

Studienquelle: Gundling et al.: Defizite in der Gesundheitskompetenz stationär behandelter Patienten – eine Querschnittstudie. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift; DOI: 10.1055/a-0758-0647

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