Gesund durch heiße Tage
Hitzewelle – wie bleiben Sie fit?
Update 14.06.2023
Immer öfter kommt es in vielen Regionen Deutschlands zu länger andauernden Hitzeperioden – mit beunruhigenden Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Insbesondere Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen werden durch die Hitze stark belastet. Aber auch wer im Freien oder in Gebäuden mit hohen Temperaturen arbeitet, hat mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu tun.
Im Grunde kann sich unser Körper gut auf hohe Temperaturen einstellen: Mithilfe verschiedener Mechanismen kann er sich „abkühlen“. So fangen wir an zu schwitzen – der Schweiß auf unserer Haut verdunstet und sorgt für Abkühlung. Auch weiten sich die Blutgefäße und die Durchblutung wird verbessert – so wird möglichst viel Wärme über die Haut abgegeben.
Wie gut wir mit einer Hitzewelle zurechtkommen, hängt von der individuellen Anpassungsfähigkeit unseres Körpers ab. Bei Menschen mit Vorerkrankungen, Älteren sowie Säuglingen und Kleinkindern hat der Körper es deutlich schwerer.
Auch kommt es darauf an, inwieweit wir uns aktiv vor den hohen Temperaturen schützen können. Menschen, die im Freien und / oder körperlich schwer arbeiten, haben kaum Möglichkeiten, der Hitze aus dem Weg zu gehen und ihren Tagesablauf entsprechend anzupassen. Auch pflegebedürftige Menschen oder ältere alleinlebende Menschen sind bei anhaltend hohen Temperaturen besonders gefährdet. Hier führt Flüssigkeitsmangel häufig zu hitzebedingten Erkrankungen.
Wann wird es kritisch?
Wenn extreme Hitze ab 30 Grad über mehrere Tage anhält und die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad sinken, steigt das Gesundheitsrisiko erheblich. Besonders belastet sind jetzt Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Atemwege.
Aber auch gesunde Erwachsene leiden unter den Folgen der hohen Temperaturen. Gerade die fehlende Erholung in der Nacht setzt vielen zu. Schlafstörungen, Erschöpfung, Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen und mangelnde Leistungsfähigkeit machen uns jetzt oft zu schaffen. Auch kann es durch die Hitze zu Hautausschlägen, Wadenkrämpfen und Schwellungen in den Beinen kommen.
„Es fühlt sich doch viel wärmer an …“
Kleiner Abstecher: Was ist eigentlich die „gefühlte Temperatur“?
Temperaturangaben, die Sie in Wettervorhersagen hören, beziehen sich in der Regel auf die gemessene Temperatur mit dem Thermometer. Manchmal wird auch ein weiterer Wert genannt: die „gefühlte Temperatur“. Diese kann sich deutlich von der gemessenen Lufttemperatur unterscheiden.
Wie Wärme- bzw. Kälte empfunden wird, ist subjektiv. Während die einen es als warm empfinden, mag es den anderen kühl vorkommen. Das ist nicht verwunderlich, denn die „gefühlte Temperatur“ hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: neben der Lufttemperatur z. B. von der Luftfeuchtigkeit, der Strahlungsintensität der Sonne und der Windgeschwindigkeit, aber auch davon, welche Kleidung wir tragen und ob wir körperlich aktiv sind.
Wie kann denn eine „gefühlte Temperatur“ überhaupt bestimmt werden? Dazu gibt es eine Reihe statistischer Modelle, u. a. das Klima-Michel-Modell, das der Deutsche Wetterdienst (DWD) entwickelt hat. Das Modell baut darauf auf, dass Wärmeaufnahme und Wärmeabgabe in Balance sein müssen, damit sich der Mensch wohl fühlt. Diese Balance wird durch das Wetter erheblich beeinflusst.
Das Klima-Michel-Modell arbeitet mit einem computersimulierten „Durchschnittsmenschen“: Michel ist männlich, 1,75 Meter groß, wiegt 75 Kilogramm und ist etwa 35 Jahre alt. Er ist entsprechend der Witterung gekleidet und in Bewegung. Indem alle Faktoren berücksichtigt werden, die für den menschlichen Wärmehaushalt relevant sind, lässt sich durch Michel eine Aussage zum subjektiven Temperaturempfinden (Wärmebelastung, Kältestress und Behaglichkeit) treffen. Wohlgemerkt: Es handelt sich hierbei um statistisch-standardisierte Daten, die von Ihrem persönlichen Wärmeempfinden abweichen können.
Eine „gefühlte Temperatur“ von bis zu 20 Grad empfindet der Klima-Michel übrigens als behaglich, darüber beginnt bereits der Bereich der Wärmebelastung.
Hitzebedingte Erkrankungen
Eine Hitzewelle ist Stress pur für unseren Körper: Wenn wir mehr schwitzen als gewöhnlich, haben wir einen erhöhten Flüssigkeitsverlust, das Blutvolumen im Kreislauf nimmt ab. Daraufhin fällt der Blutdruck. Gleichzeitig steigt die Körpertemperatur.
Durch den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel kommt es leicht zu hitzebedingten Erkrankungen, wie z. B. Hitzeerschöpfung, Sonnenstich, Hitzekollaps, Hitzekrampf und Hitzschlag. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Unwohlsein und Übelkeit, Kreislaufprobleme.
Suchen Sie bei anhaltenden Beschwerden Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf. In extremen Fällen kann es zu Verwirrtheitszuständen und Bewusstlosigkeit kommen. Jetzt ist schnelles Handeln wichtig: Die Notrufnummer 112 muss sofort angerufen werden.
Empfehlungen zum richtigen Umgang mit der Hitze
Wie kommen Sie und Ihre Familie am besten durch die heißen Tage und Nächte? Viele Informationen und Tipps hält die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfG) Hier ein kleiner Überblick über die wichtigsten Empfehlungen:
- Trinken und essen
– Trinken Sie ausreichend: Zwischen 2 und 3 Liter Flüssigkeit sollten Sie, über den Tag verteilt, zu sich nehmen. Falls Sie an einer Herz- oder Nierenerkrankung leiden, halten Sie wegen der Trinkmenge bitte Rücksprache mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt.
– Trinken Sie am besten Wasser und ungesüßte Tees, verzichten Sie auf Alkohol und koffein- und zuckerhaltige Getränke.
– Essen Sie mehrere kleine leichte Mahlzeiten am Tag, z. B. Obst, Gemüse, Salat oder fettarme Suppen. - Wohnraum
– Versuchen Sie, Ihre Wohnräume möglichst kühl zu halten: In den Räumen sollte es tagsüber nicht wärmer als 32 Grad und nachts nicht wärmer als 24 Grad sein.
– Halten Sie tagsüber alle Fenster und Türen geschlossen und nutzen Sie Beschattungen, Rolläden etc. Lüften Sie am Abend und in der Nacht.
- Aktivitäten
– Passen Sie Ihren Alltag bei einer Hitzewelle an. Verlegen Sie körperliche Aktivitäten und Erledigungen in die kühleren Morgen- und Abendstunden.
– Bleiben Sie in den Mittagsstunden möglichst im Haus.
– Suchen Sie draußen – wann immer möglich – Schatten auf.
– Nutzen Sie für Ihr Sportprogramm die kühlsten Stunden des Tages: morgens zwischen 4 und 7 Uhr. - Verhalten
– Ziehen Sie leichte, weite Kleidung an und tragen Sie draußen einen Hut oder eine Kappe.
– Duschen oder baden Sie mit kühlem oder lauwarmem Wasser.
– Lassen Sie niemals Kinder oder Hunde in einem Auto zurück, das in der Sonne geparkt ist – auch nicht für kurze Zeit! Bedenken Sie, dass die Sonne wandert und ein Wagen, der beim Verlassen noch im Schatten steht, plötzlich der Sonne ausgesetzt sein kann.
– Achten Sie auf Hitzewarnungen in den Medien oder Apps.
– Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, lesen Sie bitte, wie Sie die Arzneimittel richtig lagern. Viele Wirkstoffe dürfen nicht bei Temperaturen über 25 Grad Celsius aufbewahrt werden. - Wichtig!
– Bei ungewöhnlichen Symptomen oder bei anhaltenden Beschwerden wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin / Ihren Arzt.
– Achten Sie auch auf die Menschen in Ihrer Umgebung: Symptome wie heiße, trockene Haut, Delirium, Krämpfe oder Bewusstlosigkeit können auf einen lebensbedrohlichen Hitzschlag hinweisen. Rufen Sie dann umgehend den Notarzt.
In diesem Sinne: Versuchen Sie, einen kühlen Kopf zu bewahren, und kommen Sie gesund durch die heiße Zeit!
Quellen:
Deutscher Wetterdienst. www.dwd.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfG). www.klima-mensch-gesundheit.de
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