Borreliose

Wenn die Zecke sticht

Update 09.05.2022

Borreliose ist der Oberbegriff für eine Reihe von Infektionskrankheiten, die durch Bakterien aus der Gruppe der Borrelien verursacht werden. Überträger sind in erster Linie infizierte Zecken. Das Krankheitsbild stellt sich sehr unterschiedlich dar. Unbehandelt kann eine Borreliose lebensbedrohlich verlaufen.

Was ist eine Borreliose?
Unter „Borreliose“ werden verschiedene Infektionskrankheiten zusammengefasst, die durch Bakterien aus der Gruppe der Borrelien verursacht werden. Am bekanntesten sind die Lyme-Borreliose und das Rückfallfieber:

Die Lyme-Borreliose kann den gesamten Organismus befallen und zu bleibenden Schäden führen. Rechtzeitig erkannt und entsprechend therapiert, ist sie jedoch heilbar. Das Rückfallfieber tritt in Deutschland nur sehr selten auf: als Reiseerkrankung, die mit nach Hause gebracht wird. Mehrfach auftretende Fieberschübe sind hier charakteristisch. 

Wie werden die Erreger übertragen?
Hauptauslöser einer Borreliose ist die Zecke, sie kann aber auch durch andere blutsaugende Insekten, wie z. B. die Stechmücke, übertragen werden. Zeckenstiche kommen von März bis Oktober besonders häufig vor, je nach Witterung aber auch früher oder später.

Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt sehr stark: Ungefähr zwischen 5 und 35 Prozent der Zecken sind mit Borrelien befallen. Studien zufolge tritt bei etwa 5 Prozent der Betroffenen nach einem Zeckenstich eine Infektion auf. Krankheitssymptome entwickeln sich aber nur bei ungefähr einem Prozent der Infizierten.

In Kontakt mit den kleinen Blutsaugern kommt man meist draußen in der Natur, z. B. beim Spaziergang, beim Joggen oder Wandern, aber auch im Garten. Nicht selten bringen auch Haustiere die Zecken mit ins Haus oder in die Wohnung.

Da sich die Borreliose-Erreger im Darm der Zecke befinden, muss sie eine Weile saugen, bevor die Erreger übertragen werden. Nach einer Saugzeit von mehr als 12 Stunden steigt das Infektionsrisiko, deshalb ist es wichtig, die Zecken so schnell wie möglich zu entfernen.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt es übrigens nicht. Wer die Krankheit einmal durchgemacht hat, ist nicht immun gegen die Borreliose-Erreger.

Wer ist betroffen?
Jeder Mensch kann an einer Borreliose erkranken. Besonders gefährdet sind aber zwei Altersgruppen:

  • Kinder zwischen 5 und 9 Jahren
  • ältere Erwachsene zwischen 60 und 64 Jahren


Wissenschaftler vermuten, dass das Freizeitverhalten dieser Gruppen für das höhere Risiko verantwortlich ist: Kinder spielen draußen, ältere Menschen gehen gerne spazieren oder wandern, verrichten Gartenarbeit etc.

Wie äußert sich eine Borreliose?
Eine Borreliose – oder genauer: eine Lyme-Borreliose – zeigt sich durch unterschiedliche Symptome, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können. Verschiedene Organsysteme können betroffen sein, insbesondere Haut, Nervensystem, Gelenke und Herz.

In manchen Fällen fehlt jegliche Symptomatik. Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind die Beschwerden sehr ausgeprägt.

In der Regel verläuft die Lyme-Borreliose in drei Phasen, aber auch das ist nicht immer der Fall.

1. Phase: Hautinfektion (Erythema migrans)
Nach einigen Tagen zeigt sich meist eine ringförmige Rötung rund um die Bissstelle. Sie nimmt in der Regel an Durchmesser zu, während sie in der Mitte blasser wird. Weil sie sich ausdehnt, spricht man hier von Wanderröte.

Weitere mögliche Symptome, die bis zu drei Monate nach dem Zeckenstich auftreten können, sind grippeähnliche Beschwerden, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und Schmerzen in Muskeln und Gliedern.

2. Phase: Ausbreitung im Organismus
Wird die Infektion im ersten Stadium nicht gestoppt, breitet sich der Erreger im Körper aus. Häufig befällt er das Nervensystem (akute Neuroborreliose) und es kommt zu Symptomen wie Sensibilitätsstörungen, Nervenschmerzen oder Lähmungserscheinungen, z. B. zu einer Lähmung des Gesichtsnervs.

Durch den Bakterienbefall kann es auch zu Herzbeschwerden, wie z. B. Herzrhythmusstörungen, kommen. Auch Gehirnhaut- oder Gehirnentzündungen mit den typischen Symptomen Fieber, Kopf- und Nackenschmerzen sind mögliche Folgen der Infektion.

3. Phase: Chronisches Stadium
Im chronischen Stadium der Infektion treten vor allem folgende Symptome auf: schmerzende und entzündete Gelenke (oftmals im Knie), eine chronische Entzündung der Haut (die sogenannte ACA), chronische Erschöpfung, Wesensveränderungen und Stimmungsschwankungen. Es kann sich sogar eine lebensbedrohliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes entwickeln.

Wie wird eine Borreliose festgestellt?
Die Diagnose ist nicht immer einfach, da die Beschwerden auf viele Krankheiten hinweisen können. Dies gilt insbesondere für Fälle, in denen die charakteristische Rötung nicht eingetreten ist oder nicht bemerkt wurde.

In der Regel erkennt die Ärztin bzw. der Arzt die Ursache – den Zeckenstich – aber an den typischen Beschwerden. In einem sogenannten Anamnesegespräch wird zunächst das Allgemeinbefinden erfragt und darum gebeten, die Symptomatik zu beschreiben. Danach folgt eine ausführliche körperliche Untersuchung. Ist die typische Rötung zu erkennen, kann die Diagnose Borreliose meist schon gestellt werden.

Lassen die Symptomatik nicht eindeutig auf eine Borreliose schließen, wird zusätzlich eine Blutuntersuchung angeordnet, die Hinweise auf Antikörper im Blut des Patienten gegen die Borreliose-Bakterien gibt. Allerdings können solche Tests nur unzureichend zwischen einer akuten Borreliose und einer bereits abgeheilten, ohne Symptome verlaufenen Krankheit unterscheiden. So entstehen häufig falsch positive Ergebnisse.

Auch eine Untersuchung des Nervenwassers kann sinnvoll sein: wenn vermutet wird, dass eine Neuro-Borreliose (Befall des Zentralnervensystems) besteht.

Wie wird eine Borreliose behandelt?
Je früher die Borreliose behandelt wird, desto besser ist die Prognose und desto eher lässt sich eine Chronifizierung vermeiden. Da die Wanderröte als Beleg für eine Borreliose gilt, beginnt bei Vorliegen einer entsprechenden Rötung die Therapie – auch dann, wenn die Blutuntersuchung negativ verläuft.

In der Regel werden hier mehrere Antibiotika über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen kombiniert. Dabei kommen Tabletten, Säfte oder Infusionen zum Einsatz. Die eingesetzten Präparate und die Dosierung werden nach Phase, Verlauf und Intensität der Infektion gewählt.

Eine Borreliose kann in allen Stadien mit Antibiotika behandelt werden. Leider kommt es immer öfter zum erneuten Ausbruch der Infektion. Umso wichtiger ist es, die Antibiotika-Therapie ausreichend lange und entsprechend dosiert durchzuführen.

Wie können Sie sich vor einer Borreliose schützen?
Da es keine Schutzimpfung gegen Borreliose gibt, kommt dem Schutz vor Zecken eine große Bedeutung bei.

Tipps zum Schutz vor Zeckenstichen: 

  • Ziehen Sie draußen in der Natur, insbesondere auf Wiesen und in Wäldern, lange Hosen und langärmelige Oberteile an, die alle Körperpartien bedeckt. An glatter Kleidung können sich die Zecken nicht so gut festhalten. Stecken Sie Ihre Hosenbeine in die Strümpfe und ziehen Sie geschlossene Schuhe an. Tragen Sie eine Kopfbedeckung.
  • Wenn Sie in der Natur unterwegs waren: Suchen Sie Ihren Körper und die Ihrer Familie ab. Je eher die Zecke entdeckt wird, desto besser.
  • Duschen Sie sich nach dem Ausflug. Zecken, die noch nicht zugebissen haben, werden so entfernt. Waschen Sie die Kleidung, die Sie getragen haben.
  • Haben Sie Haustiere? Suchen Sie auch Ihre vierbeinigen Freunde ab, wenn Sie zusammen nach Hause kommen.
  • Auch mit sogenannten Repellents, die als Lotionen, Cremes und Sprays in der Apotheke erhältlich sind, können Sie sich schützen. Sie halten die Zecken von Ihnen fern. Auch für Hunde und Katzen sind Repellents erhältlich: als Halsbänder, Shampoos und Lösungen.

Wie entfernen Sie eine Zecke richtig?
Wenn Sie eine Zecke in Ihrer Haut bemerken, gilt: Schnell entfernen, denn so können Sie eine Infektion vermeiden.

  • Nutzen Sie zur Entfernung spezielle Zeckenzangen, sogenannte Splitterpinzetten. Diese erhalten Sie in Ihrer Apotheke.
  • Packen Sie die Zecke mit dem Greifmechanismus knapp über der Haut.
  • WICHTIG: Drehen Sie die Zecke nicht, sondern ziehen Sie sie langsam heraus.
  • Achten Sie darauf, die Zecke nicht zu quetschen, da sonst Erreger in die Wunde abgegeben werden können.
  • Desinfizieren Sie die Wunde. Entsprechende Präparate erhalten Sie ebenfalls in der Apotheke.
  • Beobachten Sie die Stelle für einige Monate, um eine eventuelle Infektion zu erkennen.

Sind Sie unsicher bei der Entfernung oder blieb der Kopf der Zecke in der Wunde zurück? Suchen Sie Ihre Arztpraxis auf, hier wird Ihnen weitergeholfen.

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