Keuchhusten

Keuchhusten ist eine akute, schwere Erkrankung der Atemwege und gehört zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern. Dennoch gilt er nicht mehr als sogenannte „Kinderkrankheit“. Auch Jugendliche und Erwachsene erkranken daran – mit steigender Tendenz. Keuchhusten tritt das ganze Jahr über auf, am häufigsten im Herbst und Winter. Wenn die Infektion entsprechend behandelt wird, verläuft sie in der Regel ohne Komplikationen. Bei Kindern unter sechs Monaten kann sie jedoch lebensbedrohlich sein.

Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten (medizinischer Begriff: Pertussis) wird durch das Bakterium Bordetella pertussi verursacht, das sich auf den Schleimhäuten der Atemwege vermehrt und sie schädigt. Krampfartiger Husten, Atemnot, Keuchen und Erbrechen sind die charakteristischen Symptome der Erkrankung. Doch diese müssen nicht immer auftreten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Erkrankung häufig als lang andauernder Husten ohne Hustenanfälle.

Auch Säuglinge zeigen häufig keine klassische Symptomatik, sodass sie bei charakteristischen Atemaussetzern sofort ins Krankenhaus gebracht werden sollten!

Wer ist betroffen?
An Keuchhusten können Kinder und Erwachsene gleichermaßen erkranken, wobei die Anzahl der Neuerkrankungen von Erwachsenen in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist. So lag das Durchschnittsalter der Keuchhusten-Patienten im Jahr 2008 bei etwa 42 Jahren – noch 10 Jahre zuvor lag es bei ca. 15 Jahren.

Grund hierfür ist das Impfverhalten. Eine vollständige Grundimmunisierung im Kindesalter bietet für ca. 10 bis 20 Jahre Schutz, dann muss eine Auffrischimpfung erfolgen. Doch viele Erwachsene, die als Kinder geimpft wurden, halten Auffrischimpfungen nicht für notwendig oder wissen nicht einmal, dass es sie gibt.

Wie wird Keuchhusten übertragen?
Keuchhusten ist hochansteckend. 80-90 Prozent aller angesteckten, nicht geimpften Menschen erkranken an Keuchhusten. Per Tröpfcheninfektion werden die Erreger über die Luft,
z. B. beim Husten oder Niesen, aber auch beim Sprechen von einem Erkrankten auf Kontaktpersonen übertragen.

Die sogenannte Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Ansteckung bis zur Erkrankung, beträgt in den meisten Fällen 9-10 Tage. Es gibt aber auch Fälle, in denen Keuchhusten deutlich früher (nach 6 Tagen) oder auch deutlich später (nach 20 Tagen) eintritt.

Schon gegen Ende der Inkubationszeit sind die Betroffenen ansteckend. Sie bleiben es für ca. 5-6 Wochen. Wird eine antibiotische Therapie begonnen, endet die Ansteckungsgefahr in der Regel nach ca. 5 Tagen. In dieser Zeit dürfen Kinder nicht in die KiTa, in den Kindergarten oder in die Schule, um eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.

Wie verläuft die Erkrankung?
Keuchhusten verläuft in drei Phasen und dauert in der Regel mehrere Wochen bis Monate:

  • Stadium catarrhale (Erkältungsphase):
    Ca. 7-14 Tage nach der Ansteckung leiden die Betroffenen zunächst unter typischen Erkältungssymptomen, wie z. B. Schnupfen, Husten und leichtes Fieber.
  • Stadium convulsivum (Anfallphase):
    Diese Phase mit extrem belastenden Hustenanfällen dauert ca. 4 bis 6 Wochen. Heftige, stakkatoartige Hustenanfälle mit herausgestreckter Zunge, oftmals über mehrere Minuten, prägen das Krankheitsbild in dieser Phase. Durch den enormen Druck im Kopf können Äderchen im Auge platzen und es kann zu Nasenbluten kommen. Während des Anfalls ist ein keuchendes Geräusch zu hören. Bei den krampfartigen Hustenattacken erleiden Betroffene häufig Atemnot, in manchen Fällen kommt es dadurch zu einer bläulichen Verfärbung der Haut, z. B. an den Lippen.Viele werfen einen zähen, glasigen Schleim aus und/oder husten bis zum Erbrechen. Der Anfall endet typischerweise mit einem schnalzenden Geräusch, das durch einen Krampf des Kehlkopfens ausgelöst wird. Bis zu 50 Anfälle täglich – vorwiegend in der Nacht – führen zu Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit und bringen die Betroffenen oft an die Grenzen ihrer Kraft.
  • Stadium decrementi (Erholungsphase):
    In der 3. Phase erholen sich die Erkrankten allmählich über einen Zeitraum von 2- 4 Wochen. Die Häufigkeit der Anfälle nimmt ab und sie verlaufen weniger heftig. Da die Schleimhäute in Mund und Rachen extrem gereizt sind, können in der Folge kalte Luft oder Luftverschmutzungen, wie z. B. Zigarettenrauch, monatelang einen Reizhusten auslösen.

Wie wird Keuchhusten festgestellt?
Der Arzt erkennt Keuchhusten bei Kindern in der Regel schnell an den oben beschriebenen Symptomen. Er sichert die Diagnose meist mit einem Abstrich aus dem Nasen-Rachenraum, um den Erreger Bordetella pertussis nachzuweisen.

Eventuell nimmt er auch eine Blutprobe. Kann er Antikörper nachweisen, deutet das auf eine akute oder auch abklingende Erkrankung hin. Eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen weist ebenfalls auf eine Infektion hin.

Wie wird Keuchhusten behandelt?
Da Keuchhusten durch ein Bakterium auslöst wird, werden Antibiotika zur Therapie eingesetzt. Startet die Therapie in der Erkältungsphase, kann der Ausbruch der Krankheit zwar nicht gestoppt werden, aber die Betroffenen sind dann nur ca. 5 Tage ansteckend und die Krankheit kann einen milderen Verlauf nehmen. Der Einnahmezeitraum des Antibiotikums beträgt 14 Tage.

Hustensaft wird nur selten eingesetzt. Sehr zähe Schleimbildung kann mit schleimlösenden Mitteln therapiert werden. Je nach Ausmaß der Symptome werden auch entzündungshemmende Medikamente mit Kortison oder Salbutamol, ein entkrampfend wirkender Wirkstoff, eingesetzt, um den Leidensdruck zu senken.

Bei einem Anfall sollte der Betroffene aufrecht sitzen und sich abstützen können. Außerdem gilt: Viel trinken, für ausreichend Ruhe sorgen und entspannende Spaziergänge an der frischen Luft machen. Insbesondere Kinder sollten sich nicht überanstrengen und keinen Sport machen, damit dadurch keine zusätzlichen Hustenanfälle ausgelöst werden.

Säuglinge, die unter starker Schleimbildung leiden, werden in der Regel im Krankenhaus behandelt, da sie den Schleim unter Umständen nicht abhusten können und daran ersticken können.

Welche Komplikationen können auftreten?
Komplikationen treten insbesondere im ersten Lebensjahr auf. Ein hohes Risiko für schwere Verläufe haben ungeimpfte Säuglinge unter 6 Monaten und Frühgeborene von sehr jungen Müttern. Lungen-, Mittelohr- und Gehirnentzündungen (die sogenannte Keuchhusten-Enzephalopathie) sind z. B. mögliche Komplikationen. Letztere ist besonders kritisch, da häufig Lähmungen, Wahrnehmungsstörungen oder geistige Störungen zurückbleiben.

Als Spätfolgen des Keuchhustens können allergische Erkrankungen oder Asthma auftreten.

Wie kann man sich vor Keuchhusten schützen?
Nur eine Impfung schützt vor der Ansteckung. Sie garantiert aber keine lebenslange Immunität – der Impfschutz muss regelmäßig aufgefrischt werden. Häufig wird der Impfstoff, aufgrund seiner guten Kombinationsfähigkeit, zusammen mit den Impfstoffen 
z. B. gegen Tetanus, Diphtherie oder Kinderlähmung (Polio) verabreicht. Es sind erprobte Kombinationsimpfstoffe verfügbar.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt: 

  • 1. Impfung unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmonats
  • 2 weitere Impfungen im Alter von 3 und 4 Monaten
  • Auffrischimpfung im Alter zwischen 11 und 14 Monaten zum Abschluss der Grundimmunisierung
  • Auffrischimpfung im Alter von 5 bis 6 Jahren mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff (Tetanus-Diphtherie-azelluläre Pertussis). Die letzte Tetanus/Diphtherie-Impfung sollte dabei mehr als 5 Jahre zurückliegen
  • Nochmalige Auffrischung zwischen 9 und 17 Jahren

Zur Impfung älterer Kinder, die keine Grundimmunisierung haben, sprechen Sie bitte Ihren Kinder- und Jugendarzt an.

Frauen im gebärfähigen Alter empfiehlt die STIKO, ihren Impfschutz aufrecht zu erhalten, um im Falle einer Schwangerschaft keine unnötigen Risiken für das Kind einzugehen. Da besonders Säuglinge gefährdet sind, sollten ca. vier Wochen vor der Geburt auch alle Kontaktpersonen, wie z. B. Geschwister oder Großeltern, geimpft sein.

Erwachsene sollten generell im Rahmen der nächsten Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung auch die Keuchhusten-Impfung auffrischen.

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