Hypertonie (Bluthochdruck)

Hypertonie ist ein weit verbreitetes Leiden: Rund jeder 3. Deutsche ist betroffen. Bei Hypertonikern sind die Blutdruckwerte dauerhaft erhöht. Die Betonung liegt auf „dauerhaft“, denn der Blutdruck unterliegt natürlichen tageszeitlichen Schwankungen. Auch ist er abhängig von der körperlichen bzw. psychischen Belastung. Zu den auslösenden Faktoren zählen Übergewicht, hohe Kochsalzzufuhr, hoher Alkoholkonsum und Stress. Was den Bluthochdruck so gefährlich macht: Betroffene spüren ihn zunächst nicht, denn zu Beginn verursacht er keine Beschwerden.

Was ist eine Hypertonie?
Um Bluthochdruck zu verstehen, ist ein Blick auf das komplexe Herz-Kreislauf-System notwendig:

Über ein weit verzweigtes Gefäßsystem versorgt das Blut jede einzelne Körperzelle mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert im Gegenzug Kohlendioxid und Stoffwechselprodukte ab. Dazu wird eine Pumpe benötigt: das Herz.

In den Blutgefäßen drückt das Blut von innen gegen die Gefäßwände – dies wird als Blutdruck bezeichnet. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule gemessen und besteht aus zwei Werten:

Der systolische Druck (oberer Wert) entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Arterien presst. Jetzt ist der Druck am höchsten. Erschlafft das Herz, um sich mit neuem Blut zu füllen, sinkt der Druck ab. Dies wird als diastolischer Druck (unterer Wert) gemessen. Ansteigen und Absinken wechseln sich permanent ab.

Um eine krankhafte Veränderung des Blutdrucks feststellen zu können, werden Richtwerte herangezogen, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen internationalen Fachkreisen auf der Basis jahrzehntelanger statistischer Untersuchungen ermittelt worden sind:

Normal: 

120 / 80 mmHg (optimal)
120 / 80 mmHg bis 129 / 84 mmHg (normal)
130 / 85 mmHg bis 139 / 89 mmHg (hoch normal)

Hypertonie:

140 / 90 mmHg bis 159 / 99 mmHg (leicht: Grad 1)
160 / 100 mmHg bis 179 / 109 mmHg (mittelschwer: Grad 2)
ab 180 mmHG und ab 110 mmHg (schwer: Grad 3)

Diese Werte gelten für Erwachsene – unabhängig vom Alter. Bei Kindern ist der Blutdruck niedriger als bei Erwachsenen. Die Blutdruckwerte werden hier mit den Standardwerten der alters-, größen- und geschlechtsabhängigen Körperentwicklung des Kindes verglichen. Je nach Alter und Körpergröße sind die Werte also unterschiedlich.

Wer ist betroffen?
Laut Robert Koch-Institut sind rund ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland betroffen. Besonders hoch ist der Anteil bei den 70- bis 79-Jährigen: 3 von 4 Personen sind hier Hypertoniker.

Alarmierend ist die Tatsache, dass auch im Jugendalter die Fallzahlen zunehmen. Insgesamt leiden ca. 5 Prozent der Kinder in Deutschland nach Angaben der Kinder- und Jugendärzte an Hypertonie.

Wie entsteht eine Hypertonie?
Die Regulierung des Blutdrucks ist äußerst komplex. Organe, Blutgefäße, das Nervensystem und verschiedene biochemische Botenstoffe interagieren dabei miteinander. An vielen Stellen dieses Zusammenspiels kann es zu Störungen kommen, die den Blutdruck dauerhaft steigen lassen.

Mediziner unterscheiden zwischen der primären und der sekundären Hypertonie: Bei der primären Hypertonie, auch essentielle Hypertonie genannt, ist keine organische Ursache für den Bluthochdruck feststellbar. Ca. 90 Prozent der Hypertoniker leiden an primärer Hypertonie.

Zahlreiche Studien zeigen: Genetische Faktoren spielen hier ebenso eine zentrale Rolle wie der individuelle Lebensstil. Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und Stress sind die wichtigsten Hypertonie-Verursacher.

Bei der sekundären Hypertonie (nicht-essentielle Hypertonie) sind organische Ursachen für den dauerhaften Bluthochdruck verantwortlich, wie z. B. eine Verengung der Nierenarterie.

Wie äußert sich eine Hypertonie?
Bluthochdruck ist deshalb so gefährlich, weil er Betroffenen zunächst keine Beschwerden bereitet. So besteht die Gefahr, dass er sich – unbehandelt – immer weiter entwickelt, Organe schädigt und im schlimmsten Fall in einer lebensbedrohlichen Komplikation endet, wie z. B. einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Regelmäßige Kontrollen sind deshalb umso wichtiger. Denn je früher Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, desto besser ist die Prognose.

Folgende Symptome können auf eine Hypertonie hinweisen:

  • Herzklopfen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Atemlosigkeit / Luftnot
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Nachlassende Leistungsfähigkeit

Welche Folgeerkrankungen können sich entwickeln?
Wird ein erhöhter Blutdruck auf Dauer nicht behandelt, drohen schwere Gesundheitsschäden. So ist die Hypertonie der wichtigste Risikofaktor für die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Die Arteriosklerose führt zu einer Verengung, im Extremfall zum völligen Verschluss, der betroffenen Arterien und ist damit die Ursache für die koronare Herzkrankheit, den Herzinfarkt und den Schlaganfall.

Da das Herz ständig gegen einen erhöhten Druck anpumpen muss, wird es dauerhaft überlastet. Daraus kann sich eine Herzinsuffizienz (Schwächung des Herzmuskels) entwickeln.

Durch den hohen Druck werden auch Blutgefäße geschädigt, insbesondere sehr feine, wie sie z. B. in der Niere und im Auge vorkommen. Entsprechend kann es zu Nierenfunktionsstörungen oder Sehstörungen kommen.

Wie wird eine Hypertonie festgestellt?
Erhöhte Blutdruckwerte werden häufig bei Routineuntersuchungen entdeckt, bei denen der Blutdruck kontrolliert wird. Sind die Werte außerhalb des Normbereichs, wird der Arzt weitere Untersuchungen anordnen, um zu klären, ob der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist.

Als Faustregel gilt: Ist der Blutdruck an zwei verschiedenen Tagen bei mindestens drei Messungen zu hoch, kann man von dauerhaftem Bluthochdruck ausgehen. Zusätzlich zu den Daten, die in der ärztlichen Praxis ermittelt wurden, berücksichtigt der Arzt die Werte, die ein Patient zu Hause selbst gemessen hat.

Häufig wird zusätzlich noch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung gemacht und sowohl Blut als auch Urin getestet. Zudem kann der Arzt – je nach Höhe des Blutdrucks – z. B. ein Belastungs-EKG veranlassen, Herz, Hals, Bauch und Beine per Ultraschall untersuchen, andere bildgebende Verfahren nutzen oder auch ein Schlafapnoe-Screening machen.

Aus all diesen Daten kann der Arzt nun ablesen, ob der Blutdruck erhöht und wie stark er von der Norm abweicht. Danach richtet er seine Therapie aus.

Gut zu wissen: Ab 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Herz-Kreislauf-Vorsorgeuntersuchungen, die alle 2 Jahre wahrgenommen werden sollten.

Wie wird eine Hypertonie behandelt?
Zur dauerhaften Senkung des Blutdrucks stehen Ärzten und Patienten sowohl nicht-medikamentöse als auch zahlreiche medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung. Ziel ist es dabei immer, den Blutdruck so weit zu senken, dass eine Schädigung der Organe gestoppt wird und lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden.

Welche Therapie eingesetzt wird, entscheidet der Arzt immer in Abhängigkeit vom individuellen Gesamtrisiko des Patienten. Neben den erhöhten Blutdruckwerten fließen z. B. folgende Faktoren, die eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, in die Therapieentscheidung mit ein: Leidet der Betroffene zusätzlich unter Diabetes? Ist er familiär vorbelastet? Sind die Organe bereits geschädigt?

Nicht-medikamentöse Therapie
Hier kommt es auf eine gesunde Lebensweise an, mit der sich in der Regel auch das Gewicht reduzieren lässt. Gerade bei leichter Hypertonie kann man den Blutdruck damit in den Normbereich senken und halten. Die Umstellung greift meist nach wenigen Monaten, sodass auf eine Therapie mit Medikamenten verzichtet werden kann.

Die nicht-medikamentöse Behandlung ruht auf den beiden Säulen Bewegung und Ernährung:

Schon mit bewusster Bewegung im Alltag (Treppe statt Aufzug, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren etc.) tut man Gutes für den Blutdruck, erst recht, wenn man regelmäßig Sport, insbesondere Ausdauersport, treibt.

In Sachen Ernährung ist mediterrane Kost ein bewährter Blutdrucksenker. Außerdem gilt: Wenig Kochsalz, wenig Alkohol, kein Nikotin!

Ein solcher Lebensstil unterstützt die Therapie auch bei schwereren Formen der Hypertonie, so dass Hypertoniker durch Bewegung und eine angepasste Ernährung eventuell weniger Medikamente einnehmen müssen.

Medikamentöse Therapie
Während bei leichter und mittelschwerer Hypertonie erst einmal nicht-medikamentöse Maßnahmen zum Einsatz kommen, werden schwere Hypertonien sofort mit Medikamenten behandelt.

Hier stehen dem Arzt verschiedene bewährte Wirkstoffe zur Verfügung, die in Wirkstoffgruppen eingeteilt sind:

  • ACE-Hemmer
  • AT1-Antagonisten
  • Betablocker
  • Diuretika
  • Kalziumantagonisten

Die einzelnen Wirkstoffgruppen senken den Blutdruck auf unterschiedliche Weise: Sie haben z. B. Einfluss auf den Salz-Wasser-Haushalt, sie ändern die Spannung der Blutgefäßwände oder greifen in das Zusammenspiel biochemischer Regelsysteme ein.

Bei vielen Hypertonikern reicht ein Wirkstoff nicht aus, um den Blutdruck ausreichend zu senken. So brauchen 2 von 3 Hypertonikern mindestens 2 blutdrucksenkende Wirkstoffe.

Ob ein Hypertoniker einen oder mehr Wirkstoffe benötigt und in welcher Dosierung sie eingesetzt werden, entscheidet der Arzt bei jedem Patienten individuell. Dabei überprüft er regelmäßig die Wirkung und tauscht gegebenenfalls die Wirkstoffe aus oder ändert deren Dosierung, bis der Blutdruck richtig eingestellt ist.

Dabei berücksichtigt er auch immer das jeweilige Nebenwirkungsprofil der einzelnen Wirkstoffe, um so effizient und nebenwirkungsarm wie möglich zu therapieren.

Da Bluthochdruck nicht heilbar ist, steigt der Blutdruck in der Regel sofort wieder an, sobald ein Hypertoniker gewollt oder ungewollt die Medikation absetzt. Oft müssen die Betroffenen deshalb ihre Medikamente ein Leben lang einnehmen, um das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu minimieren.

Warum sollten Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren?
Es ist immer sinnvoll, den Blutdruck im Blick zu haben – auch wenn Sie nicht an Hypertonie leiden. Wenn Sie erhöhte Werte bei sich feststellen, kann das Führen eines Hypertonie-Tagebuches hilfreich für die Diagnose des Arztes sein. Er erkennt, wann und unter welchen Bedingungen Ihr Blutdruck ansteigt. Ein Hypertonie-Tagebuch steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.

Auch wenn Sie Medikamente gegen Ihren erhöhten Blutdruck erhalten, ist eine solche Kontrolle wichtig: Ihr Arzt erkennt schnell, ob die Therapie greift oder ob andere Blutdrucksenker eingesetzt werden sollten.

Besonders bequem und einfach ist die Blutdruckkontrolle zu Hause. Zur Selbstmessung sind verschiedene elektronische Geräte für den Oberarm und das Handgelenk auf dem Markt. Messgeräte für den Oberarm gelten als am genauesten. Lassen Sie sich vor dem Kauf eines Gerätes von Ihrem Arzt oder in der Apotheke beraten.

So messen Sie richtig:

  • Messen Sie im Sitzen, nachdem Sie zwei bis drei Minuten ruhig gewartet haben.
  • Messen Sie möglichst immer zur gleichen Tageszeit.
  • Legen Sie die Manschette fest und in korrekter Position an: zwei bis drei Zentimeter oberhalb der Ellenbeuge.
  • Aussagekräftig sind immer nur mehrere Messungen über eine gewisse Zeit.
  • Tragen Sie die Werte in Ihr Hypertonie-Tagebuch ein.

Wie können Sie Bluthochdruck vorbeugen?
Wie bereits im Kapitel „Nicht-medikamentöse Therapie“ erläutert, nimmt der Lebensstil entscheidenden Einfluss auf unseren Blutdruck und damit unsere Herzgesundheit.

Daraus lässt sich einfach ableiten, wie Sie Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen bzw. wie Sie eine Hypertonie in den Griff bekommen können. Vermeiden Sie

  • Übergewicht
  • ungesunde Ernährung
  • hohen Kochsalzverbrauch
  • hohen Alkoholkonsum
  • Nikotin
  • Bewegungsmangel
  • Stress

All diese Faktoren schaden übrigens nicht nur in Sachen Blutdruck, sondern sind auch für die Entstehung vieler anderer Krankheiten verantwortlich.

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