Insektengift-Allergie
Weltweit können viele Insektenarten mit ihrem Gift eine Allergie auslösen. In Deutschland sind es in erster Linie Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen, wobei Allergien bei Bienen- und Wespenstichen besonders häufig auftreten. Während ein Insektenstich für die meisten Menschen nicht gefährlich, sondern „nur“ schmerzhaft und unangenehm ist, löst das Insektengift bei bis zu 25 Prozent der Bevölkerung eine allergische Reaktion aus. Fünf Prozent reagieren sogar so stark, dass es zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock kommt, der ohne entsprechende Gegenmaßnahmen tödlich enden kann.
Was ist eine Insektengift-Allergie?
Bei einer Insektengift-Allergie treten wenige Sekunden bis Minuten nach dem Stich über den typischen Juckreiz und die lokale Schwellung hinaus allergische Reaktionen auf. Die Insektengift-Allergie ist also – wie der Heuschnupfen – eine Sofortreaktion.
Hierbei kann es zum einen zu starken örtlichen Reaktionen kommen: Die durch den Stich verursachten Schwellungen haben einen Durchmesser von mehr als 10 Zentimetern und halten länger als 24 Stunden an. Zum anderen können auch heftige Allgemeinreaktionen auftreten.
Ursache ist – wie bei jeder Allergie – eine Reaktion des körpereigenen Immunsystems, genauer gesagt: Es kommt zu einer verstärkten Abwehrreaktion. Die allergische Reaktion zeigt sich in der Regel erst bei mehrmaligem Kontakt mit dem Gift. Auf den ersten Kontakt reagiert der Körper zunächst mit einer Sensibilisierung, ohne dass eine allergische Reaktion auftritt. Jeder weitere Stich kann dann zu den gefährlichen Symptomen der Allergie führen.
Wer ist betroffen?
Besonders Kinder sind gefährdet, außerdem Menschen, die in ihrem Beruf viel draußen arbeiten, wie z. B. Gärtner, Forstarbeiter und Landwirte, aber auch Verkäufer von Backwaren und Obst. Eine genetische Veranlagung muss im Gegensatz zu anderen Allergien wie etwa gegen Pollen oder Milben nicht vorliegen.
Wie äußert sich eine Allergie gegen Insektengift?
Man unterscheidet vier Schweregrade der allergischen Reaktion:
- Schweregrad 1 – Hautreaktion:
Juckreiz, Rötung, Quaddeln, schmerzhafte Schwellung - Schweregrad 2 – Hautreaktion wie bei Grad 1 plus:
Übelkeit, Erbrechen, Nasenbluten, Heiserkeit, Atemnot, Herzklopfen - Schweregrad 3 – Hautreaktion wie bei Grad 1 plus:
Übelkeit, Erbrechen, unwillkürliche Stuhlentleerung, Kehlkopfschwellung, Bronchospasmus (Krampf der Bronchialmuskeln ähnlich wie bei einem Asthmaanfall), Schock sowie blaurote Färbung von Haut und Schleimhäuten - Schweregrad 4 – Schwere Reaktion des ganzen Körpers:
Atemstillstand, Kreislaufstillstand. Eine sofortige Wiederbelebung ist erforderlich.
Wie wird eine Insektengift-Allergie festgestellt?
Besteht der Verdacht auf eine Insektengift-Allergie, ist unbedingt ein Allergologe aufzusuchen. Im sogenannten Anamnesegespräch wird er zunächst erfragen, wann und wo der Stich stattfand, welches Insekt es war und wann welche Symptome auftraten.
Anschließend erfolgen die Bestimmung von sogenannten Antikörpern im Blut und ein Hauttest: zunächst in der ersten Woche nach dem Insektenstich und noch einmal etwa vier bis sechs Wochen später.
Wie wird eine Insektengift-Allergie behandelt?
Akuttherapie:
Bei allen schweren allergischen Reaktionen muss ein Notarzt gerufen werden.
Betroffene mit nachgewiesener Insektengift-Allergie sollten wegen der möglichen massiven Symptome immer ein Notfall-Set mitführen, um schnell reagieren zu können. Im Notfall-Set enthalten sind schnell wirkende Antihistaminika und Glucocorticoide (Kortison) sowie Adrenalin zur Injektion für besonders schwere allergische Reaktionen. Wie genau das Notfall-Set eingesetzt wird, erklärt der Arzt in einer ausführlichen Schulung.
Familienmitglieder, Freunde und Kollegen sollten über die Allergie informiert werden, sodass diese im Notfall helfen können.
Immuntherapie (Hyposensibilisierung):
Menschen, die unter einer Insektengift-Allergie leiden, wird dringend empfohlen, sich einer spezifischen Immuntherapie zu unterziehen. Hier bekommt der Allergiker über einen bestimmten Zeitraum eine immer höher werdende Dosierung des Insektengifts verabreicht. So soll sich der Körper an den Giftstoff gewöhnen. Die Immunreaktion des Körpers wird dadurch abgemildert bzw. gestoppt.
Eine Hyposensibilisierung kann zwischen drei und fünf Jahren dauern. Ob sie erfolgreich verlaufen ist, wird nach Abschluss der Behandlung mit einem Hauttest festgestellt. Bei den meisten Betroffenen schlägt eine Hyposensibilisierung sehr gut an.
Wie können Sie sich vor einer Insektengift-Allergie schützen?
Der beste Schutz besteht natürlich darin, einen Stich zu vermeiden. Dies ist leichter gesagt als getan. Deshalb muss für den Fall der Fälle immer ein Notfall-Set mitgeführt werden. Außerdem sind einige Verhaltensregeln sinnvoll:
- Laufen Sie nicht barfuß. Bienen und Wespen sitzen z. B. oft auf Blumen im Gras
- Tragen Sie bei der Gartenarbeit schützende, lange Kleidung, Handschuhe und am besten einen Hut.
- Essen Sie im Freien keine Süßigkeiten und lassen Sie keine Speisereste herumstehen. Das zieht die Insekten an.
- Trinken Sie nicht aus offenen Dosen oder undurchsichtigen Flaschen, womöglich sitzt eine Biene oder Wespe darin.
- Auch Schweiß zieht Bienen und Co. an: Seien Sie also beim Sport besonders vorsichtig.
- Schlagen Sie nicht nach den Insekten – dadurch fühlen sie sich angegriffen und stechen zu.
- Cremen Sie sich unter Umständen mit einem sogenannten Insektenrepellent ein, dies kann Insekten effektiv fernhalten. Lassen Sie sich dazu bitte von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.
- Bringen Sie an Ihren Fenstern Insektengitter an. So können Sie lüften, ohne Insekten hereinzulassen.
Wie kann man sich vor Heuschnupfen schützen?
Ein vollständiger Schutz ist eigentlich nicht möglich. Aber bestimmte Verhaltensweisen helfen, den Pollen-Kontakt zu minimieren:
- Pollenflugkalender besorgen: Gibt eine grobe Orientierung, wann welche Pflanzen blühen.
- Pollenvorhersage nutzen: Im Internet oder als App gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die tagesaktuelle Pollenbelastung durch verschiedene Pflanzen abzufragen.
- Regelmäßig die Haare waschen: Hier haften häufig Allergene.
- Kleidung regelmäßig wechseln und getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer aufbewahren. Auch hierauf finden sich häufig viele Pollen.
- Pollenschutzgitter an den Fenstern hindern Pollen daran, in die Wohnräume zu gelangen.
- In ländlichen Gegenden werden die meisten Pollen morgens und am Vormittag abgegeben. In der Stadt hingegen eher am Abend. Das sollten Allergiker bei ihrem Lüftungsverhalten berücksichtigen, um den Kontakt mit dem Allergen bestmöglich zu vermeiden.
- Die Klimaanlage im Auto nutzen und nicht mit offenen Fenstern fahren. Wichtig ist deshalb ein intakter Pollenfilter im Auto.
- Täglich staubsaugen und Staubsauger mit HEPA-Filter nutzen. Die spezielle Filtertechnik ist sehr effektiv gegen Feinstaub und Pollen.
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