Hexenschuss

Der Schmerz im Kreuz

Update 16.03.2022

Der Name kommt nicht von ungefähr: Ein Hexenschuss ist ein explosiv einsetzender Schmerz im Kreuz. Statistisch gesehen „trifft“ jeden Menschen einmal im Leben ein „Schuss der Hexe“. Genauso schnell wie ein unkomplizierter Hexenschuss kommt, kann er auch wieder verschwinden. In den seltensten Fällen steckt eine ernstere Erkrankung hinter den Beschwerden, die meist nach wenigen Tagen vorübergehen. Halten die Schmerzen an, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Was ist ein Hexenschuss?
Mit Hexenschuss (medizinischer Fachbegriff: Lumbago oder akute Lumbalgie) wird im Volksmund ein heftiger Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule bezeichnet. Dieser Schmerz zwingt oft in eine Art Schockstarre, die jede weitere Bewegung verhindert. An Aufrichten ist im ersten Moment nicht zu denken – die Betroffenen nehmen instinktiv eine Schonhaltung ein, in der sich der Schmerz halbwegs ertragen lässt.

Beschrieben wird der Schmerz als bohrend, stechend oder ziehend. Die Intensität ist individuell verschieden. Manche Menschen empfinden nur einen kurzen Schmerz, von dem sie sich rasch wieder erholen, andere schaffen es unter Schmerzen zum Arzt und wiederum andere müssen den Notarzt rufen.

In der Regel gehen die Beschwerden nach einigen Tagen zurück. Bei ca. 2-7 Prozent der Betroffenen kommt es allerdings zu einer Chronifizierung der Schmerzen.

Wie entsteht ein Hexenschuss?
Ein Hexenschuss kann verschiedene Ursachen haben: Ein Wirbel- oder Kreuz-Darmbein-Gelenk kann blockiert sein oder es liegt ein Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich vor. Meist jedoch ist ein Hexenschuss alters- oder anstrengungsbedingt, z. B. durch harte körperliche Arbeit, was sich in einem Verschleiß der Bandscheiben und Wirbelgelenke sowie eine abfallende Leistungsfähigkeit der Muskulatur äußert.

Die Bandscheiben werden dann flacher, die Wirbelgelenke unbeweglicher und die stabilisierenden Muskeln schwächer. Insgesamt wird der Rücken damit leistungsschwächer und anfälliger. Da die Lendenwirbelregion über zahlreiche schmerzleitende Nervenfasern verfügt, können bereits geringfügige Auslöser heftige Schmerzattacken hervorrufen, z. B. eine ungewohnte Drehung, schweres Heben, unkoordiniertes Bücken oder eine plötzliche Niesattacke.

Vorboten des Hexenschusses können schon Tage, Wochen oder Monate spürbar sein und sich langsam in ihrer Intensität steigern, bis eine eher harmlose Bewegung die totale Verkrampfung der Muskulatur auslöst.

Wann sollten Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen?
Meist gehen die Schmerzen nach wenigen Tagen zurück. Dauern die Beschwerden jedoch länger als drei Tage an, besteht die Gefahr, dass ein Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung entsteht und im sogenannten Schmerzgedächtnis gespeichert wird. Damit wird eine Chronifizierung der Schmerzen gefördert. Deshalb sollte jetzt die Hausärztin bzw. der Hausarzt aufgesucht werden. Bei entsprechenden Symptomen werden Sie an eine orthopädische Praxis überwiesen.

Auch wenn der Schmerz ins Bein ausstrahlt bzw. bei Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen sollten Sie unbedingt die Ärztin/den Arzt hinzuziehen. Möglicherweise führt ein Bandscheibenvorfall zu einer Reizung oder Einklemmung des Ischiasnervs. Hier ist eine andere Therapie notwendig als bei einem unkomplizierten Hexenschuss.

Auch andere krankhafte Veränderungen können zu den heftigen Rücken- und Kreuzschmerzen führen, die manchmal nicht vom Rücken ausgehen, sondern von Bauch oder Becken.

Wie wird ein Hexenschuss festgestellt?
Zur Diagnose findet zuerst ein ausführliches Anamnesegespräch statt: mit Fragen u. a. zum Schmerzort, zur Schmerzart (stechend, pochend, klopfend, etc.), zur Schmerzdauer und zum Schmerzauslöser.

Außerdem werden Sie gefragt, ob die Schmerzen in die Beine, Füße oder ins Gesäß ausstrahlen, ob sich bestimmte Muskeln schwach anfühlen und ob Sie Probleme beim Wasserlassen und Stuhlgang haben. Daraus können die Mediziner*innen ableiten, ob das Nervensystem beeinträchtigt und verantwortlich für den Schmerz ist.

Anschließend werden Sie körperlich untersucht, um herauszufinden, ob bestimmte Nerven gereizt oder eingeklemmt sind. Dazu werden die Wirbelsäule und die Muskulatur am Rücken abgetastet und Sie werden nach Ihrem Schmerzempfinden befragt. Anhand bestimmter Bewegungen werden Ihre Reflexe getestet.

Ergibt sich aus Anamnesegespräch und körperlicher Untersuchung noch kein eindeutiges Krankheitsbild, wird eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) angeordnet. Auf den Bildern kann man dann sehen, ob z. B. eine Einengung der Nervenwurzelkanäle, ein Bandscheibenvorfall oder auch ein Tumor den Schmerz verursacht.

Wie wird ein Hexenschuss behandelt?
Zunächst können Sie mit Wärme versuchen, die Muskulatur zu lockern und die Schmerzen ein wenig zu „betäuben“. Eine Wärmeflasche oder ein Dinkelkissen sollte dazu auf die schmerzenden Stellen gelegt werden. Aber bitte achten Sie darauf, dass es nicht zu heiß wird.

Auch die sogenannte Stufenlagerung kann Ihnen Linderung verschaffen: Legen Sie sich flach auf den Rücken und legen Sie Ihre Beine in einem 90-Grad-Winkel auf einen Stuhl, Hocker oder ähnlichem.

Je nach Schmerzintensität können Sie zur Schmerzlinderung Medikamente einnehmen, z. B. Paracetamol oder Ibuprofen. Diese wirken rasch und helfen den Muskeln erst einmal zu entspannen, allerdings sollten sie nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Auch Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird Ihnen zur Akuttherapie unter Umständen zunächst entzündungshemmende Wirkstoffe und/oder sogenannte Muskelrelaxanzien (krampflösende Medikamente) verordnen. Möglicherweise werden Sie auch „eingerenkt“, um blockierte Wirbelgelenke zu lösen. Oftmals kommt es so zu einer raschen Verbesserung der Beschwerden.

Bei der anschließenden, weiterführenden Therapie des Hexenschusses ist die richtige Balance zwischen An- und Entspannung gefragt.

Schonung des Rückens und Vermeidung von Bewegung aus Angst vor Schmerzen sind in der akuten Schmerzsituation unvermeidlich. In der Folge kann dieses Verhalten für viele Hexenschuss-Geplagte aber Gift sein, denn durch die unnatürliche Schonhaltung verspannt sich die Muskulatur weiter und dauerhaft.

Zentrale Elemente der Therapie sind deshalb die Lockerung der Muskulatur und das Lösen von Blockaden im Rücken. In der Regel werden Sie eine Physiotherapie verordnet bekommen. Dort erhalten Sie z. B. Massagen und/oder Fangopackungen und erlernen Übungen, die helfen, Ihren Rücken wieder zu stabilisieren.

Sie selbst können den Therapieerfolg aktiv unterstützen – kontrollierte Bewegung ist das A und O. Spaziergänge lockern z. B. die Muskulatur und fördern die Durchblutung. Auch eine gesunde Ernährung ist wichtig, denn Muskeln, Bandscheiben und Co. brauchen ausreichend Nährstoffe, um ihre Arbeit leisten zu können.

Wie können Sie einem Hexenschuss vorbeugen?
Chronischen Rückenschmerzen beugen Sie vor, indem Sie Ihren Alltag rückenfreundlicher gestalten:

  • Achten Sie auf regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Vermeiden Sie akute Belastungen der Wirbelsäule.
  • Versuchen Sie Ihr Normalgewicht zu erreichen bzw. zu erhalten.
  • Lernen Sie, wie Sie Rückgrat und Bauch durch spezielle Übungen stärken können. Volkshochschulen bieten z. B. Kurse mit Wirbelsäulengymnastik an.
  • Gestalten Sie auch Ihren Arbeitsplatz rückenfreundlich.
  • Bauen Sie regelmäßige Entspannungsübungen in Ihren Tagesablauf ein, um Stress abzubauen.

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