Rückenschmerzen

Wenn der Rücken Probleme macht

Update 17.03.2022

Jeder Mensch – vom Schulkind bis ins hohe Alter – leidet gelegentlich an Schmerzen des Bewegungsapparats. Bei vielen Menschen treten jedoch häufig Rückenschmerzen auf, oft auch intensiv und langandauernd. In Deutschland sind sie eine der häufigsten Ursachen für Krankschreibungen.

Was sind Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen sind plötzlich auftretende (akute) oder andauernde (chronische) Schmerzzustände, die in verschiedenen Bereichen des Rückens auftreten können. Die Schmerzen gehen von den Muskeln, den Nerven, den Knochen oder auch anderen Bewegungselementen des Rückens aus, wie z. B. Bändern oder Sehnen.

Wer ist betroffen?
Rückenschmerzen treten in allen Altersstufen auf. Besonders betroffen sind die 30- bis 50-Jährigen. Doch auch immer mehr Jugendliche klagen über Rückenschmerzen. Und auch im Alter leiden viele Menschen unter teilweise heftigen Beschwerden.

Wie entstehen Rückenschmerzen?
Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. Am häufigsten sind Fehlbelastungen im Alltag für die Beschwerden verantwortlich – in der Regel treten sie zusammen mit Übergewicht, fehlendem Training der Rückenmuskulatur und/oder verschleißbedingten Veränderungen der Wirbelsäule auf.

Welche Arten von Rückenschmerzen werden unterschieden?

Einteilung nach der Ursache:

  • Unspezifische Rückenschmerzen: In ca. 85 Prozent aller Fälle kann keine eindeutige Ursache der Beschwerden festgestellt werden – man spricht hier von sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen. Die Beschwerden gehen insbesondere von der Rückenmuskulatur aus: Hier kommt es zu Verspannungen, Verkürzungen, Überdehnungen, Verhärtungen und Reizungen. Ursachen sind – wie bereits oben erwähnt – in erster Linie Fehlhaltungen und Bewegungsmangel. Aber auch psychische Faktoren, wie z. B. Stress oder Depressionen, können zu unspezifischen Rückenschmerzen führen.
  • Spezifische Rückenschmerzen: Hier kann eine Ursache eindeutig festgestellt werden, z. B. ein Bandscheibenvorfall, eine chronische Gelenkentzündung oder eine Osteoporose. Nicht immer gehen die Rückenschmerzen von der Wirbelsäule aus. Auch die Erkrankung anderer Organe kann Rückenschmerzen auslösen, wie z. B. eine Prostataentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung.

Einteilung nach der Lokalisation:

  • Oberer Rückenbereich: Die Schmerzen treten oben an der Wirbelsäule auf, also in der Nackenregion. Oft strahlen sie in Schultern, Arme und/oder Hinterkopf aus. Auslöser sind z. B. eine falsche Körperhaltung am Arbeitsplatz oder ein Bandscheibenvorfall, sie können aber auch psychisch bedingt sein.
  • Mittlerer Rückenbereich: Die Schmerzen treten im Bereich der Brustwirbelsäule auf. Auslöser sind häufig Reizungen großer Muskelgruppen in diesem Bereich oder Funktionsstörungen der Rippen-Wirbel-Gelenke.
  • Unterer Rückenbereich: Hier treten Schmerzen besonders häufig auf: Die Lendenwirbelsäule ist für Verletzungen und Schädigungen wesentlich anfälliger als die Brustwirbelsäule. Auslöser sind z. B. Bandscheibenvorfälle oder Überanstrengungen der Muskulatur.
 

Einteilung nach der Dauer:

  • Akute Rückenschmerzen: Rückenbeschwerden, die zum ersten Mal oder nach mindestens sechs schmerzfreien Monaten auftreten und maximal sechs Wochen anhalten
  • Subakute Rückenschmerzen: Rückenschmerzen, die länger als sechs Wochen bis maximal drei Monate andauern
  • Chronische Rückenschmerzen: Rückenschmerzen beziehungsweise chronisch wiederkehrende Rückenschmerzen, die länger als drei Monate andauern
 

Welche Untersuchungen finden bei Rückenschmerzen statt?
Rückenschmerzen können zu einem erheblichen Leidensdruck führen. Bei starken und/oder anhaltenden Schmerzen sollten Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt aufsuchen. Hier wird zunächst ein ausführliches Untersuchungsgespräch (Anamnese) stattfinden. Sie werden u. a. gefragt, wo, wann und wie lange die Beschwerden auftreten, ob es Vorerkrankungen und bestimmte Risikofaktoren gibt.

Im Anschluss findet eine eingehende körperliche Untersuchung statt: Es werden Beweglichkeitsprüfungen durchgeführt, Tast- und Sichtbefunde erhoben und eventuell neurologische Tests gemacht, um Nervenschädigungen feststellen zu können.

Ergeben Anamnese und körperliche Untersuchung Hinweise auf einen spezifischen Rückenschmerz, wie z. B. ein Bandscheibenvorfall oder eine Osteoporose, kommen weitere Diagnoseverfahren, wie z. B. Röntgen, zum Einsatz.

Da auch andere Organerkrankungen Rückenschmerzen verursachen können, veranlasst die Ärztin bzw. der Arzt in bestimmten Verdachtsfällen möglicherweise weitere Untersuchungen, z. B.:

Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf eine Wirbelsäulenabnützung, eine Entzündung (z. B. Rippenfellentzündung, Prostataentzündung, Nierenbeckenentzündung) oder auch einen Herzinfarkt geben.

Mit einer Harnuntersuchung können Nierenerkrankungen oder eine akute Prostataentzündung erkannt oder ausgeschlossen werden. Eine Ultraschalluntersuchung kann eine Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine als Verursacher identifizieren.

Bei Betroffenen, die zum ersten Mal mit akuten Rückenschmerzen in die Praxis kommen, wird auf weiterführende Untersuchungen in der Regel zunächst verzichtet, schließlich sollen die Patient*innen nicht verunsichert oder verängstigt werden.

Wie werden Rückenschmerzen behandelt?
Die Behandlung der Rückenbeschwerden richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Bei spezifischen Rückenschmerzen wird nach Möglichkeit die Ursache behandelt, z. B. der Bandscheibenvorfall. Neben operativen Eingriffen kommen hier auch schmerzlindernde Medikamente zum Einsatz.

Bei unspezifischen Rückenschmerzen, also dem weitaus größeren Teil, steht die Beschwerdelinderung im Vordergrund. Für die Akuttherapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:

  • Entzündungshemmer: Die sogenannten traditionellen nicht steroidalen Antirheumatika (tNSAR oder auch Antiphlogistika genannt) haben sich vielfach bewährt, z. B. Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Naproxen. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzstillend.
  • Schmerzmittel: Zu den sogenannten Analgetika zählt z. B. Paracetamol. Es kommt allerdings nur sehr kurzfristig und nur in einer bestimmten Dosis bei Rückenschmerzen zum Einsatz. Auch Opioide (spezielle Betäubungsmittel) können eingesetzt werden. Sie werden häufig einem Entzündungshemmer kombiniert, wodurch sich die Wirkung steigern lässt.
  • Muskelentspannende Medikamente: Bei schmerzhaften Verspannungen der Muskeln kann ein sogenanntes Muskelrelaxanz verordnet werden.

Wichtig: Bitte beachten Sie bei allen Medikamenten unbedingt die ärztlichen Angaben bzw. die Ihres Apothekenteams, um eine bestmögliche Wirkung zu erzielen und das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. 

Neben medikamentösen Maßnahmen stehen weitere, nicht medikamentöse Methoden zur Verfügung, wie die Wärmetherapie, die Chirotherapie oder Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation.

Bei chronischen Rückenschmerzen kommen z. B. die Physiotherapie, Massagen, Akupunktur, die Chirotherapie, die Ergotherapie oder Entspannungsverfahren infrage. Oft werden hier verschiedene Methoden miteinander kombiniert – dieses Verfahren wird als multimodale Therapie bezeichnet.

Was können Sie selbst gegen Rückenschmerzen tun?
Dem Bereich „Selbsthilfe“ kommt bei Rückenschmerzen eine besonders große Bedeutung zu. Bei akuten unspezifischen Rückenschmerzen empfiehlt die Ärztin/der Arzt zunächst eine kurzfristige leichte Schonung. Doch anschließend ist eine angemessene körperliche Aktivität wichtig.

Zur akuten Schmerzlinderung können – neben der kurzfristigen Einnahme von Schmerzmitteln – verschiedene Methoden von der Wärmebehandlung über Aromatherapie hin zu Naturheilmitteln infrage kommen – Ihre Ärztin / Ihr Arzt oder Ihr Apothekenteam berät Sie hier gerne ausführlich.

Auch bei subakuten und chronischen unspezifischen Rückenschmerzen sind regelmäßige Bewegung und rückenfreundlicher Sport zu empfehlen. Hier sollten Sie sich ebenfalls beraten lassen, welche Sportarten für Sie sinnvoll sind.

Es gibt zahlreiche spezielle Übungen gegen Rückenschmerzen, mit denen Sie die Kraft und die Leistungsfähigkeit Ihres Rückens stärken können. So ist eine Rückenschule zu empfehlen, bei der Sie unter sachkundiger Anleitung lernen, wie Sie Übungen regelmäßig zu Hause durchführen können. Mit Entspannungsverfahren, wie z. B. Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training und Meditation, können Sie Anspannung und Stress abbauen, was ebenfalls gegen schmerzhafte Verspannungen hilft.

Und schließlich lässt sich mit einer rückenfreundlichen Gestaltung des Alltags viel Gutes für den Rücken tun. Dazu zählt die Gestaltung des Wohnumfelds ebenso wie die des Arbeitsplatzes.

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