Schilddrüsenvergrößerung (Struma)

Der medizinische Fachbegriff für eine Schilddrüsenvergrößerung lautet Struma, im Volksmund spricht man von einem Kropf. Eine Struma kann verschiedene Ursachen haben, in den meisten Fällen liegt ein Jodmangel vor. Die vergrößerte Schilddrüse ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung: Bei ca. jedem Dritten in Deutschland liegt eine Struma vor. Frauen sind etwa 4- bis 5-mal häufiger betroffen als Männer.

Was ist eine Schilddrüsenvergrößerung?

Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes direkt vor und neben der Luftröhre. Ihre Aufgabe ist die Produktion der Schilddrüsenhormone.

Eine Struma kann sich in verschiedenen Formen äußern: Ist sie vergrößert, ohne dass sich die Hormone der Schilddrüse verändern, liegt eine euthyreote Struma vor. Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert, spricht der Mediziner von einer hyperthyreoten Struma, werden zu wenig Hormone gebildet, von einer hypothyreoten Struma.

Des weiteren wird die sogenannte Struma diffusa, bei der die Schilddrüse gleichmäßig vergrößert ist, von der Struma nodosa unterschieden. Hier sind nur bestimmte Bereiche vergrößert, und zwar durch die Bildung von Knoten: Heiße Knoten bilden vermehrt Schilddrüsenhormone, während kalte Knoten wenig Schilddrüsenhormone bilden.

Je nachdem, wie stark die Schilddrüsenvergrößerung ausgebildet ist, wird eine Struma in die folgenden Grade unterteilt:

Grad 0 → Die Vergrößerung ist nur im Ultraschall erkennbar 

Grad I → Die Schilddrüse ist tastbar vergrößert, die Vergrößerung aber nicht oder nur bei zurückgebeugtem Kopf sichtbar

Grad II → Die Vergrößerung ist sicht- und tastbar

Grad III → Die Schilddrüse ist stark vergrößert, was auch aus Entfernung sichtbar ist

Wie entsteht eine Schilddrüsenvergrößerung?

Häufigste Ursache für eine Struma ist eine unzureichende Jodversorgung. Das Spurenelement wird für die Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt. Bei einer zu geringen Jodaufnahme bildet die Schilddrüse zusätzliches Gewebe und wächst, denn der Körper versucht durch eine größere Schilddrüse die Menge an benötigten Schilddrüsenhormonen auszugleichen.

Ebenso kann eine Entzündung der Schilddrüse für eine Vergrößerung verantwortlich sein. Auch die sogenannte Basedow-Erkrankung (Morbus Basedow), eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse, kommt infrage.

Bestimmte Medikamente wie Lithium, Nitrate oder einige Thyreostatika (Wirkstoffe, die hemmend in den Hormonstoffwechsel der Schilddrüse eingreifen und hauptsächlich bei Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt werden) können ebenfalls zur Strumabildung führen.

Ob eine Struma vererblich ist, wird noch diskutiert. Oft kommt die Erkrankung in Familien gehäuft vor, was auf eine genetische Störung der Hormonsynthese hinweisen könnte. Mediziner wenden aber auch ein, dass die Ernährung innerhalb einer Familie dafür verantwortlich sein könnte

Wer ist betroffen?

Struma ist die häufigste Erkrankung der Schilddrüse. Ungefähr ein Drittel der Deutschen hat eine Struma. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Welche Symptome treten auf?

Die Schilddrüse kann nach außen und nach innen hin vergrößert sein. Wächst sie nach außen, zeigt sie sich als Verdickung am Hals. Wächst sie nach innen, kann sie nur durch eine Ultraschalluntersuchung gesehen oder ertastet werden. Das auffälligste Symptom ist der sichtbare Kropf am Hals, wenn die Schilddrüse nach außen wächst.

Je nach Wachstum kann die Schilddrüse auf die Luftröhre und auf die Speiseröhre drücken und so deren Funktionen beeinträchtigen, z. B. zu Luftnot führen oder Schmerzen beim Schlucken verursachen. Betroffene haben zudem mitunter das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, und leiden unter Missempfindungen im Halsbereich.

Hinzu kommen die jeweiligen Symptome einer Schilddrüsenunter- bzw. -überfunktion. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion treten Symptome wie z. B. Gewichtszunahme, Ödeme oder Kälteempfindlichkeit auf. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion liegen Symptome wie z. B. Gewichtsverlust, Hitzewallungen oder auch Haarausfall vor.

Welche Komplikationen können auftreten?

Besteht eine Struma über eine längere Zeit, kann sich eine sogenannte funktionelle Autonomie entwickeln. Einzelne Gebiete der Schilddrüse produzieren dann selbstständig, ohne sich durch das Gehirn steuern zu lassen, Schilddrüsenhormone – unabhängig vom tatsächlichen Bedarf.

Diese autonomen Bereiche können sich im Laufe der Zeit vermehren. Ungefähr die Hälfte der älteren Patienten mit einer ausgeprägten Struma leiden an einer funktionellen Autonomie.

Eine weitere Komplikation ist die Entwicklung eines bösartigen Tumors. Das Risiko liegt bei etwa 4 Prozent.

Wie wird eine Schilddrüsenvergrößerung festgestellt?

Bei sicht- und/oder tastbaren Veränderungen oder plötzlich auftretenden Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden, in der Regel der Hausarzt. Er kann den Patienten bei Bedarf an einen Internisten, Radiologen oder Endokrinologen (Spezialist für Krankheiten und Funktionsstörungen von Drüsen) überweisen.

Der Arzt wird zunächst nach Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen oder auch Ernährungsgewohnheiten (Verwendung von jodiertem Speisesalz, Verzehr von Fisch etc.) fragen.

Bei der anschließenden Tastuntersuchung kann der Arzt die Struma meist bereits ertasten. Dabei fühlt er auch, ob sich Knoten im Bereich der vergrößerten Schilddrüse gebildet haben. Der Halsumfang wird ebenfalls gemessen.

Ultraschalluntersuchungen zählen zu den ersten diagnostischen Verfahren. Dabei sieht der Arzt, ob und in welchem Ausmaß die Schilddrüse vergrößert ist und ob Knoten vorliegen.

Bei Knoten kann eine Szintigraphie durchgeführt werden. Sie gibt Aufschluss darüber, ob es sich um heiße oder um kalte Knoten handelt. Dazu erhält der Patient vor der Untersuchung radioaktiv markiertes Jod, um die Struktur der Schilddrüse besser sichtbar zu machen. Heiße Knoten speichern das radioaktive Kontrastmittel, kalte Knoten dagegen nicht.

Heiße Knoten sind fast immer gutartig. Auch bei kalten Knoten handelt es sich in den meisten Fällen um gutartige Gewebevermehrungen. Dennoch kann der Arzt u. U. eine Feinnadelpunktion (Entnahme einiger Schilddrüsenzellen) veranlassen, um ein bösartiges Wachstum auszuschließen.

Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der die Schilddrüsenwerte (T3 = Trijodthyronin, T4 = L-Thyroxin und TSH) bestimmt werden. Sie geben Aufschluss darüber, ob die Schilddrüse normal arbeitet oder ob eine Überfunktion bzw. eine Unterfunktion vorliegt.

Wie wird eine Schilddrüsenvergrößerung behandelt?

Im Vordergrund steht die medikamentöse Behandlung der Struma. Hier stehen drei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

  • Jodtabletten
  • Schilddrüsenhormone (Levothyroxin, L-Thyroxin)
  • Jod in Kombination mit Schilddrüsenhormonen

Für alle Therapieoptionen gibt es zahlreiche Wirknachweise. Dennoch sehen viele Mediziner die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ohne Zugabe von Jod heute als veraltet an. Ihr Argument: Zwar würde sich die Schilddrüse verkleinern, die Ursache – der Jodmangel – würde aber nicht behandelt.

Der Arzt wird seine Therapieentscheidung in jedem einzelnen Fall sorgfältig abwägen. Außerdem wird er regelmäßige Kontrollen der Blutwerte und Ultraschalluntersuchungen durchführen, um mögliche Veränderungen sofort feststellen zu können.

Bei starken Vergrößerungen der Schilddrüse oder bei Verdacht auf bösartige Knoten wird die Schilddrüse meist operativ entfernt. In diesen Fällen wird die Arbeit der Schilddrüse durch Tabletten ersetzt, die der Patient lebenslang einnehmen muss.

Alternativ zur Operation wird die sogenannte Radiojodtherapie eingesetzt – ein nuklearmedizinisches Verfahren. Hierbei erhält der Patient radioaktives Jod verabreicht, das sich in der Schilddrüse einlagert und dazu führt, die Größe deutlich zu minimieren.

Wie kann man einer Schilddrüsenvergrößerung vorbeugen?

Empfohlen wird eine jodreiche Ernährung. Der tägliche Bedarf hängt u. a. vom Alter und der Umweltbelastung ab. Bei einem Erwachsenen liegt die empfohlene Jodzufuhr bei 200 Mikrogramm. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz allein reicht nicht aus, deshalb gehören auch Milch, Milchprodukte sowie Fisch, wie z. B. Seelachs, Hering oder Makrele, auf den Speiseplan.

Auch der Verzicht auf Rauchen wirkt sich positiv auf die Schilddrüse aus.

Schwangere und stillende Frauen sollten besonders sorgfältig auf ihre Jodversorgung achten, denn sie haben einen hohen Jodbedarf: Schwangere brauchen ca. 230 Mikrogramm pro Tag, stillende Mütter sogar 260 Mikrogramm.

Für die werdende Mutter ist eine ausreichende Jodversorgung ebenso wichtig wie für das ungeborene Kind: Das Risiko von Fehlgeburten ist bei Jodmangel der werdenden Mutter erhöht. Außerdem entwickeln viele schwangere Frauen mit Jodmangel im letzten Schwangerschaftsdrittel eine Struma. Beim ungeborenen Kind hängen z. B. die Entwicklung des Gehirns, des Nervensystems und der Knochenreifung von einer ausreichenden Jodversorgung ab.

Schwangere und stillende Frauen sollten sich von ihrem Gynäkologen zum Thema Jodversorgung beraten lassen. Junge Mütter werden beim Kinderarzt umfassend über den Jodbedarf ihres Babys informiert.

Bildquellen: © glisic_albina, fotolia.com; © Lydie, fotolia.com