Verstopfung

In den westlichen Industrieländern ist Verstopfung ein weit verbreitetes Problem. Auch in Deutschland zählt sie zu den häufigen Gesundheitsstörungen. Betroffene können sich in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt fühlen. Dennoch werden sie oft mit der – falschen – Annahme konfrontiert, eine Verstopfung sei nur eine banale Befindlichkeitsstörung ohne Krankheitswert. Dies ist sicherlich auch mit dem Umstand zu erklären, dass immer noch hartnäckige Mythen um das Thema Verdauung kursieren.

Was ist eine Verstopfung?
Viele Menschen glauben, nur bei täglichem Stuhlgang könne man von einer „normalen“ Verdauung sprechen. Doch dies ist ein Mythos. Von einer Verstopfung (medizinischer Fachbegriff: Obstipation) spricht man erst bei weniger als drei Stuhlgängen pro Woche. Dauert dieser Zustand länger als drei Monate an, liegt eine sogenannte chronische Obstipation vor.

Wer ist betroffen?
Frauen leiden häufiger an Verstopfung als Männer. Sie tritt in allen Altersklassen auf, besonders aber ab dem 65. Lebensjahr. Dies ist u. a. auf die häufigere Einnahme von Medikamenten wie Diuretika und Schmerzmittel im Alter zurückzuführen, aber z. B. auch auf neurologische Erkrankungen, den ruhigeren Lebensstil oder Bettlägerigkeit. Aber auch Kinder und schwangere Frauen sind häufig betroffen.

Wie entsteht eine Verstopfung?
Bei einer Verstopfung wird die Nahrung in der Regel zu langsam durch den Verdauungstrakt transportiert, so dass dem Darminhalt vermehrt Flüssigkeit entzogen wird. Dadurch verhärtet sich der Stuhl.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Bestimmte Arzneimittel, wie z. B. Schmerzmittel, können eine Verstopfung auslösen. Auch kann die Verstopfung Symptom einer Grunderkrankung sein, wie z. B. Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen etc. Erkrankungen des Nerven- oder Muskelsystems im Darm können ebenfalls die Ursache sein.

Als Auslöser kommt auch eine Ernährungsumstellung wie z. B. auf Reisen infrage. Manchmal sind auch ungesunde Lebensgewohnheiten verantwortlich für die Verdauungsstörung: Körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung kommen hier zu kurz – die Betroffenen arbeiten in sitzender Tätigkeit, nehmen zu wenig Ballaststoffe und zu viele Fette zu sich und trinken nicht ausreichend.

Welche Arten von Verstopfung gibt es?
Viele Menschen kennen die milde, meist rasch vorübergehende Verstopfung, die im Rahmen von Änderungen der Lebensumstände (z. B. auf Reisen, fremdländische Kost) auftritt.

Diese leichte Gesundheitsstörung ist von der chronischen Obstipation zu unterscheiden: Sie liegt vor, wenn der Betroffene unter unbefriedigenden Stuhlentleerungen leidet, die seit mindestens drei Monaten anhalten. Zusätzlich müssen zwei der folgenden Symptome auftreten:

  • starkes Pressen
  • klumpiger oder harter Stuhl
  • das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung
  • das Gefühl einer Blockierung oder
  • es muss manuell nachgeholfen werden (bei mindestens 25% der Stuhlentleerungen oder
  • weniger als 3 Stühle pro Woche

Eine akute Verstopfung, die nicht auf bestimmte Faktoren wie z. B. eine Ernährungsumstellung zurückgeführt werden kann, muss als Warnzeichen gesehen und sofort abgeklärt werden – vor allem, wenn weitere Alarmsymptome vorliegen, wie z. B.

  • Übelkeit und Erbrechen
  • starke Bauchschmerzen
  • Fieber
  • aufgetriebener Bauch

Hier kann z. B. ein Darmverschluss vorliegen, der als Notfall eine sofortige Behandlung im Krankenhaus erfordert.

Welche Untersuchungen führt der Arzt durch?
Bei Verdacht auf eine chronische Verstopfung führt der Arzt eine sogenannte Basisdiagnostik durch. Sie beginnt mit einer sorgfältigen Befragung, der sogenannten Anamnese. Hierbei wird auch das Stuhlverhalten analysiert, wobei das Führen eines Stuhltagebuchs sehr hilfreich sein kann.

Medikamenteneinnahme, Begleitsymptome und -erkrankungen sowie mögliche verursachende Erkrankungen werden ebenfalls erfragt. Bei der körperlichen Untersuchung werden eine Anusinspektion und eine rektal-digitale Untersuchung durchgeführt.

Wenn die Betroffenen zusätzlich unter Bauchschmerzen leiden, findet eine ausführlichere Basisdiagnostik statt: mit Blutuntersuchungen und einer Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane. Bei Frauen ist außerdem eine gynäkologische Untersuchung erforderlich.

Wie wird eine Verstopfung behandelt?
Eine milde Verstopfung lässt sich oft schon durch eine Veränderung des Lebensstils in den Griff bekommen: viel Bewegung, viel trinken, viele Ballaststoffe zu sich nehmen.

Auch Probiotika können bei funktioneller Verstopfung, also wenn keine organischen Ursachen vorliegen, helfen. Sie können auch in der Schwangerschaft und bei Kindern eingesetzt werden, denn sie sind gut verträglich.

Menschen, die unter einer chronischen Obstipation leiden, haben hingegen einen großen Leidensdruck, und ihre Lebensqualität kann erheblich eingeschränkt sein. In ihrem Umfeld erfahren sie häufig nur wenig Verständnis. Oft werden sie für ihre Beschwerden sogar selbst verantwortlich gemacht: Zu den Mythen rund um das Thema Verdauung zählt auch die Annahme, dass man mit einer ballaststoffreichen Ernährung keine Verstopfung haben könne.

Eine chronische Obstipation gehört immer in ärztliche Behandlung. Wenn keine Warnsymptome, wie z. B. Blut im Stuhl, unerklärlicher Gewichtsverlust oder Lymphknotenvergrößerungen, vorliegen, wird der Arzt mit einer medikamentösen Behandlung beginnen.

Hier hat er verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Bevorzugte Arzneimittel sind Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl. Bewährt haben sich auch die Anthrachinone. Schließlich kommen auch Zuckerstoffe, wie z. B. Lactulose oder Lactitol zum Einsatz. Der Erfolg der Therapie sollte nach ca. vier Wochen überprüft werden.

Zeigt das ausgewählte Arzneimittel keinen Erfolg oder wird es nicht gut vertragen, wird auf einen anderen Wirkstoff gewechselt. In besonders schwerwiegenden Fällen kann der Arzt auch chirurgische Therapiemaßnahmen veranlassen.

Was können Sie selbst für Ihre Darmgesundheit tun?
Eine gesunde, ausgewogene Lebensweise hilft Ihrer Verdauung und schützt zudem vor vielen Erkrankungen, z. B. auch im Herz/Kreislaufbereich. Hierzu zählt:

  • Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe zu sich!
    Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile pflanzlicher Nahrungsmittel. Sie beschleunigen den Transport der Nahrung im Dickdarm und sorgen mit für eine gesunde Darmflora. Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse enthalten.
  • Trinken Sie ausreichend!
    Trinken Sie täglich 1,5 bis 2 Liter – am besten Mineralwasser ohne Kohlensäure, ungesüßte Säfte sowie Kräuter- und Früchtetees.
  • Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung!
    Viel Bewegung fördert auch die Aktivität des Darms. Zu empfehlen sind Ausdauersportarten wie Joggen oder Schwimmen, aber auch tägliches Spazierengehen und Treppensteigen wirken sich positiv auf die Verdauung aus.

Tipps für ein gutes Bauchgefühl

  • Das regt den Darm an: Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen ein Glas Wasser.
  • Trainieren Sie Ihren Darm: Gehen Sie morgens immer zur gleichen Zeit auf die Toilette.
  • Planen Sie morgens genügend Zeit für den Toilettengang ein: Stress und Hektik wirken nicht verdauungsfördernd.
  • Unterdrücken Sie den Darmreiz nicht: Gehen Sie immer zur Toilette, sobald Sie einen Darmreiz verspüren.

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