Scharlach
Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen im Kindesalter. Auch Erwachsene können sich infizieren. Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 1 bis 1,5 Millionen Menschen, denn Scharlach ist hoch ansteckend. Es gibt verschiedene Typen des Scharlacherregers, so dass man sich mehrmals infizieren kann. Eine Impfung existiert nicht. Beim Verdacht auf Scharlach sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden.
Was ist Scharlach?
Scharlach ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Streptokokken der Gruppe A hervorgerufen wird. Die giftigen Stoffwechselprodukte der Streptokokken, sogenannte Toxine, verursachen die charakteristischen Symptome. Es werden milde bis schwere Verläufe unterschieden.
Wer ist betroffen?
Betroffen sind vor allem Kinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren. Aber auch Erwachsene können sich infizieren. Aufgrund der Vielzahl der Streptokokken-Erreger schützt auch eine überstandene Infektion nicht vor einer weiteren Ansteckung.
Wie wird Scharlach übertragen?
Die Erreger werden meistens durch eine Tröpfcheninfektion übertragen, z. B. beim Sprechen, Niesen oder Husten, und dringen so in den Nasen-Rachenraum ein. Eine Übertragung ist außerdem durch den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch sowie über verunreinigte Gegenstände, wie z. B. Spielzeug, Besteck oder Türgriffe möglich. In seltenen Fällen können die Erreger auch durch Hautwunden eindringen und den sogenannten Wundscharlach verursachen.
Woran erkennen Sie Scharlach?
Erste Krankheitsanzeichen treten 2 bis 7 Tage nach der Ansteckung – oft sehr plötzlich – auf:
- Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Husten
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Abgeschlagenheit
- gerötete Wangen
- Schüttelfrost und oft hohes Fieber
- weiß belegte Zunge
- geschwollene Lymphknoten
Auch starke Bauchschmerzen und Erbrechen können zu den Symptomen gehören. Einige Tage später treten die typischen Haut- und Schleimhautveränderungen auf: ein feuerroter Rachen sowie eine fleckig gefärbte Mundschleimhaut und Mandeln. Die charakteristische, intensiv-rote „Himbeerzunge“ entsteht, hervorgerufen durch die Entzündung und Schwellung der Geschmackspapillen.
Ein leicht rauer Scharlach-Ausschlag (Exanthem) mit stecknadelkopfgroßen, roten Flecken entwickelt sich: meist zunächst in der Leistengegend und an den Innenseiten der Oberschenkel, bevor er sich über den gesamten Körper ausbreitet. Das Mund-Kinn-Dreieck sowie Hand- und Fußinnenflächen bleiben dabei ausgespart. Zum Glück der kleinen Patienten juckt der Ausschlag nicht.
Nach 1 bis 3 Wochen bildet sich der Ausschlag zurück und die Haut beginnt sich zu schälen, auch an den Hand- und Fußinnenflächen.
Welche Komplikationen und Folgeerkrankungen können auftreten?
Eine Scharlachinfektion kann mit verschiedenen Begleiterkrankungen einhergehen:
- Abszess der Gaumenmandeln (Peritonsillarabszess)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
In äußerst seltenen Fällen kann es zu einem Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrome (STSS), einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung, kommen, und zwar dann, wenn Streptokokken in sehr hoher Zahl in die Blutbahn gelangen. Folgende Symptome können dabei auftreten:
- plötzliches hohes Fieber
- Erbrechen
- Durchfall
- Haut-Schleimhaut-Blutungen
- Bewusstseinstrübung
- Blutdruckabfall und Schock
Bei Verdacht sollte schnellstmöglich ein Arzt hinzugezogen werden. Bei einem positiven Befund sind intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.
Eine unbehandelte Scharlach-Infektion kann außerdem verschiedene Folgeerkrankungen mit sich bringen, die in jedem Fall behandelt werden müssen:
Akutes rheumatisches Fieber: Wenn die körpereigenen Antikörper und das körpereigene Gewebe miteinander reagieren, kann es nach durchschnittlich 19 Tagen zu einem akuten rheumatischen Fieber kommen. Zu Beginn der Erkrankung treten Fieber und Gelenkschmerzen auf. Oftmals sind die betroffenen Gelenke gerötet, geschwollen und warm. Die Gelenkschmerzen können von Gelenk zu Gelenk wandern.
Dabei kann es auch zu einer Herzentzündung kommen, die zu Langzeitschäden führen kann. Eine Herzentzündung kann im Akutfall Symptome wie rasches Herzklopfen und Schmerzen in der Brust verursachen. Bei Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Oberbauchschmerzen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Ist das Herz betroffen, müssen die kleinen Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Eine Langzeitgabe von Antibiotika ist erforderlich, um erneuten Fieberschüben vorzubeugen. Zum Glück kommt es heutzutage nur noch selten zu einem akuten rheumatischen Fieber, da die meisten Scharlach-Infekte erkannt und mit Antibiotika behandelt werden.
Akute Nierenentzündung: Nach durchschnittlich 10 Tagen kann es zu einer akuten Nierenentzündung, der sogenannten Glomerulonephritis, kommen. Die kleinen Patienten können unter Kopfschmerzen, erhöhter Temperatur, erhöhtem Blutdruck, Bauchschmerzen und Erbrechen leiden. Charakteristisch sind außerdem Blut und Eiweiß im Urin, Lid- und Gesichtsödeme, eine verminderte Urinmenge bis hin zum Stopp der Urinproduktion. Die akute Nierenentzündung kann durch eine Untersuchung des Urins festgestellt werden. In 95-99 % der Fälle heilt die akuten Nierenentzündung nach Tagen bis Wochen symptomlos aus.
Wie wird Scharlach festgestellt?
Bei Vorhandensein der charakteristischen Symptome kann der Arzt schnell eine Diagnose stellen. Bei unklaren Befunden kann ein Abstrich aus dem Rachen gemacht werden, um den Erreger nachzuweisen. Schon nach einigen Minuten weiß der Arzt, ob eine Scharlach-Infektion vorliegt. Eine weitere Möglichkeit ist die Anzüchtung und Identifizierung von Bakterienkulturen im Labor.
Wie wird Scharlach behandelt?
Das Robert-Koch-Institut und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) empfehlen die Therapie mit Antibiotika. So können Komplikationen und Folgeerkrankungen im Idealfall vermieden und die Ansteckungsgefahr für andere kann reduziert werden. Als besonders wirksam hat sich eine 10-tägige Behandlung mit einem Penicillin-Präparat erwiesen. Alternativ, z. B. bei einer Penicillin-Allergie, kann eine Therapie mit Cephalosporinen, Erythromycin oder anderen Makroliden gewählt werden. Das Antibiotikum wird oft als Saft verabreicht. 24 Stunden nach der 1. Gabe besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Wichtig ist die Einhaltung der vom Arzt verordneten Therapiedauer, um einen Rückfall zu vermeiden. Wird Scharlach nicht behandelt, ist der Patient 3 Wochen lang ansteckend.
Zusätzlich zur Antibiotika-Therapie können schmerzlindernde und fiebersenkende Maßnahmen ergriffen werden. Gegen die Halsschmerzen helfen z. B. warme Halswickel, Lutschpastillen, Gurgeln (z. B. mit Salbei-Tee). Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Da das Schlucken häufig schmerzhaft ist, eignen sich Suppen und weiche Nahrung. Auch ein Eis und kühle Getränke können lindernd wirken und sind vielleicht auch ein kleines Trostpflaster für die kleinen Patienten.
Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?
Gegen die Scharlach-Erreger gibt es leider keine Impfung. Trotzdem kann durch Einhalten einfacher Hygienestandards, wie z. B. regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife und der Nutzung von eigenem Besteck und Geschirr, das Risiko einer Ansteckung gemindert werden. Außerdem sollte man vermeiden, mit ungewaschenen Händen an Mund, Nase und Augen zu fassen.
Eine rasche Antibiotika-Gabe vermindert z. B. das Risiko einer Ansteckung von Geschwisterkindern oder der Eltern. Infizierte Kinder können 24 Stunden nach der Gabe des Antibiotikums wieder eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen. Oft sind sie aber durch den Infekt so geschwächt, dass sie sich einige Tage zu Hause auskurieren sollten.
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