Das Bild zeigt, wie ein Junge, der an Windpocken erkrankt ist, mit einer juckreizstillenden Lotion behandelt wird
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Windpocken

Windpocken gehören weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Meist tritt die Erkrankung im Kindesalter zwischen 4 und 8 Jahren auf – deshalb gilt sie als „Kinderkrankheit“. Die Krankheitsverläufe sind hier in der Regel harmlos. Bei Erwachsenen kann eine Ansteckung schwerwiegender verlaufen.

Was sind Windpocken?
Mit Windpocken wird eine hoch ansteckende Infektionskrankheit bezeichnet, die durch Varizella-Zoster-Viren verursacht wird. Sie gehören zur „Familie“ der Herpes-Viren. Charakteristisch für Windpocken ist ein juckender Hautausschlag, der ca. 14-16 Tage nach der Ansteckung auftritt.

Wer ist betroffen?
Über 90 Prozent der Menschen haben sich in ihrer Kindheit mit Windpocken infiziert. Laut Robert Koch-Institut erkrankten vor der Einführung der Impfempfehlung in Deutschland ca. 750.000 Menschen jährlich an Windpocken. Betroffen sind meist Kinder zwischen 4 und 8 Jahren. Da in Deutschland aufgrund der Impfempfehlung immer mehr Kinder gegen Windpocken geimpft werden, sinkt die Zahl der Infektionen kontinuierlich.

Wie werden Windpocken übertragen?
Der Name „Windpocken“ sagt schon viel über die Übertragung aus: Die Viren werden sozusagen „mit dem Wind“ in „Windeseile“ verteilt. Selbst in großem Abstand zu Erkrankten besteht Ansteckungsgefahr. Fast jeder Kontakt eines an Windpocken Erkrankten und einer nicht geimpften Person führt zur Übertragung.

Häufig geschieht die Ansteckung per Tröpfcheninfektion: Ein Infizierter spricht, hustet oder niest und verteilt so die Viren in die Umgebung. Andere Personen atmen kleinste Spuren dieser Speichel- oder Schleimtropfen ein und nehmen die Erreger auf.

Ansteckungsgefahr geht auch von den flüssigkeitsgefüllten Pocken selbst aus. Wenn die Bläschen platzen oder aufgekratzt werden, verbreiten sich die Viren: von Hand zu Hand, aber auch durch die sogenannte Schmierinfektion über Türklinken, Besteck etc. Die Viren sind außerhalb des Körpers noch tagelang ansteckend, während sie an Gegenständen haften

Wer einmal Windpocken hatte, ist ein Leben lang immun und kann sie nicht ein zweites Mal bekommen. Allerdings bleiben die Viren in inaktiver Form im Körper, wenn die Krankheit überstanden ist. Jahre oder auch Jahrzehnte später können sie wieder reaktiviert werden und eine Gürtelrose (Herpes zoster) verursachen.

Wie lange sind Windpocken ansteckend?
Windpocken sind schon ca. 2 Tage vor Ausbruch der sichtbaren Pocken ansteckend. Nach Abheilen und Verschwinden des Ausschlags können Erkrankte andere noch 5-7 Tage mit den Varizellen infizieren.

In dieser Zeit dürfen erkrankte Kinder nicht in die KiTa, in den Kindergarten oder in die Schule. Schon bei Verdacht müssen Eltern die Gemeinschaftseinrichtungen benachrichtigen, damit diese Vorkehrungen treffen können, um eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern. Seit 2013 gibt es für Windpocken in Deutschland eine Meldepflicht. Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen haben das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich zu benachrichtigen, wenn in ihrer Einrichtung betreute oder betreuende Personen an Windpocken erkrankt sind oder ein entsprechender Verdacht besteht.

Die sogenannte Inkubationszeit, also die Zeit, die zwischen Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Auftreten der ersten Symptome vergeht, beträgt in den meisten Fällen 14-16 Tage. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Windpocken deutlich früher (nach 8 Tagen) oder auch deutlich später (nach 28 Tagen) „ausbrechen“.

Welche Symptome treten bei Windpocken auf?
Nach der Ansteckung fühlen sich die Kinder zunächst ein paar Tage unwohl, haben Kopf- und Gliederschmerzen und gelegentlich Fieber, das nur selten über 39 Grad steigt. Dann zeigen sich die ersten Pocken, meist an Kopf und Rumpf. Sie können sich über den ganzen Körper ausbreiten, auch z. B. auf der Kopfhaut, in der Nase oder im Mund.

Zu Beginn sehen die Pocken wie kleine hellrote Knoten oder Flecken aus. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sie sich aber zu größeren, mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen. Das unterscheidet sie von anderen „Kinderkrankheiten“ wie Masern, Scharlach oder Röteln, die zwar auch rote Hautflecken verursachen, aber keine Bläschen.

Nach ein paar Tagen platzen die Bläschen von allein auf, trocknen aus und verschwinden wieder. In der Regel bildet sich nach dem Austrocknen eine kleine Kruste, die nach der Heilung abfällt.

Kinder können über den Körper verteilt mehrere hundert Pocken bekommen. Dabei können alle Pocken-Stadien (Knoten, Flecken, Bläschen, Kruste) gleichzeitig vorkommen. Man spricht hier vom sogenannten Sternenhimmelmuster.

Wenn du denkst, dass dein Kind an Windpocken erkrankt sein könnte, solltest du es umgehend in eurer Kinderarztpraxis vorstellen. Am besten rufst du vorher in der Praxis an und teilst deinen Verdacht mit, so dass dein Kind nicht mit anderen Kindern zusammen im Wartezimmer warten muss.

Wie werden Windpocken behandelt?
Der Verlauf ist bei den meisten Kindern unkompliziert, insbesondere wenn sie sich – was häufig vorkommt – nicht krank fühlen. In der Regel sollten die kleinen Patienten in der akuten Phase Bettruhe einhalten und sich schonen.

Die Therapie besteht im Wesentlichen darin, zu warten, dass die Pocken wieder abheilen. Ansonsten können nur die Symptome behandelt werden. Gegen die juckenden Pocken werden bei Bedarf juckreizstillende Lotionen oder Puder eingesetzt. Die Pocken sollten auf keinen Fall aufgekratzt werden, da sie sich dann entzünden können und zudem das Ansteckungsrisiko erhöht wird.

Kommt es zu einer Entzündung der Pocken, einer sogenannten Superinfektion, können diese mit einer speziellen Lösung desinfiziert werden, sodass die Entzündung schnell wieder abklingt. Häufig bleiben an diesen Stellen aber Narben zurück, die dann mit speziellen Mitteln behandelt werden können.

Welche Komplikationen können auftreten?
Bei Kindern verlaufen die Windpocken in der Regel unkompliziert. Erkranken Neugeborene, ältere Kinder oder Erwachsene kann eine Ansteckung weitreichendere Folgen haben, wie z. B. eine Gehirn-, Lungen- oder Mittelohrentzündung mit entsprechenden Komplikationen. Besonders gefährdet sind hier Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Gefährlich sind Windpocken auch für schwangere Frauen in den ersten fünf Monaten der Schwangerschaft. Eine Ansteckung kann zu Fehlbildungen oder Organstörungen des Kindes führen. Infiziert sich die Mutter rund um den Geburtstermin, kommt das Baby ohne „Nestschutz“ auf die Welt. Für die Kleinen ist eine Infektion dann lebensbedrohlich – ca. 30 Prozent der Neugeborenen sterben.

Wie kannst du dich und dein Kind vor Windpocken schützen?
Die Windpocken-Impfung ist der einzig wirksame Schutz vor einer Ansteckung. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt für alle Kinder die Varizellenimpfung mit 2 Impfstoffdosen vorzugsweise im Alter von 11-14 Monaten (1. Impfung) und 15-23 Monaten (2. Impfung). Die erste Impfung kann entweder simultan mit der ersten Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) durchgeführt werden oder frühestens vier Wochen nach dieser erfolgen. Die zweite Impfung kann mit einem Kombinations­impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMRV) verabreicht werden.

Erfolgte die Impfung nicht im empfohlenen Alter, kann sie zu jedem Zeitpunkt bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

Der Varizellen-Impfstoff enthält stark abgeschwächte Viren. Die Impfung wird in der Regel gut vertragen. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören u. a. Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle und eine leichte bis mittelstarke Temperaturerhöhung.

Quellen:
Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes zoster) und Epidemiologisches Bulletin 4/2025
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit: infektionsschutz.de und impfen-info.de
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Update 08.04.2025