Spannungskopfschmerz
Update 14.09.2023
„Als wäre mein Kopf in einem Schraubstock eingespannt.“ So werden die drückenden, dumpfen Schmerzen, die typisch für den Spannungskopfschmerz sind, oft beschrieben. Er ist die häufigste Kopfschmerzart. Und auch wenn die Schmerzintensität nicht so hoch ist wie bei einer Migräne, so ist er überaus störend. Zudem besteht bei häufig auftretendem Spannungskopfschmerz ein hohes Risiko, dass der Schmerz chronisch wird.
Was ist ein Spannungskopfschmerz?
Kopfschmerzen vom Spannungstyp, so die korrekte medizinische Bezeichnung, zählen zu den primären Kopfschmerzen. Im Gegensatz zu den sekundären Kopfschmerzen entsteht er nicht aufgrund einer anderen Erkrankung, sondern tritt selbstständig auf.
Man unterscheidet zwei Verlaufsformen von Spannungskopfschmerz:
- Episodischer Spannungskopfschmerz:
tritt weniger als 12 Tage pro Jahr auf - Chronischer Spannungskopfschmerz:
tritt mindestens an 15 Tagen pro Monat über mindestens 3 Monate auf
⇒ Ein chronischer Spannungskopfschmerz entwickelt sich in ca. 80 Prozent der Fälle aus einem episodischen Spannungskopfschmerz.
Die Betroffenen haben in der Regel leichte bis mittelstarke drückende oder beengende Schmerzen auf beiden Kopfseiten, die einige Stunden, aber auch mehrere Tage andauern können.
Selten sind die Schmerzen so stark, dass man nicht arbeiten oder sonstigen Aktivitäten nachgehen könnte. Sie begleiten die Betroffenen eher störend über einen bestimmten Zeitraum.
Körperliche Aktivität hat – anders als bei Migräne – keinen Einfluss auf die Intensität der Schmerzen. Auch gehören Übelkeit oder Erbrechen nicht zum typischen Erscheinungsbild. Eine Licht- oder Lärmempfindlichkeit kann auftreten, jedoch nicht gleichzeitig.
In einigen Fällen gehen Spannungskopfschmerzen auch mit einer Migräne einher bzw. „kündigen“ Spannungskopfschmerzen eine Migräne-Attacke an.
Wer ist betroffen?
1,5 Milliarden Menschen weltweit sind von Spannungskopfschmerzen betroffen, in Deutschland etwa 30 Millionen, Frauen häufiger als Männer. Sie können in jedem Alter auftreten, auch bereits bei Kindern.
Wie entsteht ein Spannungskopfschmerz?
Die Bezeichnung „Spannungskopfschmerz“ kommt nicht von ungefähr: Man ging früher davon aus, dass dem Spannungskopfschmerz eine Verspannung der Nacken-, Hals- und Schultermuskulatur zugrunde liegen würde. Einen entsprechenden Zusammenhang sieht man zwar auch heute noch, bei der Entstehung eines Spannungskopfschmerzes scheinen aber mehrere Faktoren zusammenzuwirken.
So gehen viele Wissenschaftler*innen davon aus, dass eine häufig erhöhte Anspannung der Nackenmuskulatur dazu führt, dass die Schmerzzentren im Gehirn sensibilisiert werden und die Schmerzschwelle herabgesetzt wird.
Auch genetische Faktoren scheinen hier Einfluss zu haben: Das Risiko, chronische Spannungskopfschmerzen zu entwickeln, ist um das 3-fache erhöht, wenn bereits ein Familienmitglied betroffen ist.
Als Auslöser eines Spannungskopfschmerzes gelten z. B. Stress, Muskelfehlbelastungen, Bewegungsmangel oder Schlafmangel.
Wie werden Spannungskopfschmerzen diagnostiziert?
Wenn Sie öfter an Kopfschmerzen leiden, sollten Sie Ihre Hausärztin bzw. Ihren Hausarzt aufsuchen. Hier wird zunächst ein sogenanntes Anamnesegespräch stattfinden: mit Fragen u. a. zur Schmerzintensität, zur Schmerzlokalisation und zu Begleitsymptomen. Dann folgt eine körperliche Untersuchung.
In den meisten Fällen kann die Ärztin/der Arzt bereits dann eine ernsthafte Erkrankung ausschließen. Können die Symptome nicht eindeutig zugeordnet werden, sind weiterführende diagnostische Schritte notwendig, um mögliche Grunderkrankungen auszuschließen. Tests durch eine neurologische Fachärztin bzw. einen Facharzt, eine Blutuntersuchung oder bildgebende Verfahren, wie z. B. eine Kernspintomographie des Kopfes, können erforderlich sein.
Wie werden Spannungskopfschmerzen behandelt?
Episodische Spannungskopfschmerzen sind gut zu behandeln – hier geht es in erster Linie um die Linderung der Schmerzen. Dabei haben sich frei verkäufliche Schmerzmittel aus der Apotheke wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen bewährt. Vor der Einnahme sollten Sie sich bei Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt über Vor- und Nachteile der einzelnen Wirkstoffe informieren, insbesondere wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen. So können mögliche Wechselwirkungen ausgeschlossen werden.
Hilfreich bei einer Kopfschmerzattacke sind auch die die örtliche Anwendung von Pfefferminzöl auf den Schläfen und dem Nacken sowie Entspannungsübungen, wie z. B. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Chronische Spannungskopfschmerzen multimodal therapieren
Hier geht es nicht nur darum, den Schmerz zu stillen. Ziel ist es vielmehr, den Schmerzen vorzubeugen bzw. sie nicht stark werden zu lassen. Denn eine dauerhafte Einnahme von schmerzstillenden Mitteln kann vielfältige unerwünschte Nebenwirkungen haben. Über einen längeren Zeitraum eingenommen, können sie zudem die Kopfschmerzen noch verschlimmern. Schmerzmittel sollten deshalb nicht länger als drei Tage und an weniger als 10 Tagen im Monat eingenommen werden.
Bei chronischen Spannungskopfschmerzen werden deshalb vor allem Antidepressiva verschrieben, die die Schmerzempfindlichkeit senken, indem sie in den Serotonin-Stoffwechsel im Gehirn eingreifen. Seltener werden antiepileptische Wirkstoffe und Muskelrelaxantien eingesetzt.
Verhaltenstherapie, Sport und Physiotherapie sind weitere Bausteine des multimodalen Therapiekonzepts.
Als verhaltenstherapeutische Maßnahme werden z. B. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Autogenes Training angewendet, um die Körperwahrnehmung zu fördern und Wege für den Umgang mit Schmerzen aufzuzeigen. Auch Sportarten, wie z. B. Joggen und Schwimmen, helfen Betroffenen dabei, ihr allgemeines Körpergefühl zu verbessern, die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System leistungsfähiger zu machen und zu entspannen.
Da muskuläre Verspannungen, vor allem im Nacken, Kopfschmerzen begünstigen, kann eine regelmäßige Physiotherapie zur gezielten Entspannung, aber auch zur Stärkung der Muskulatur, wahre Wunder bewirken.
Wenn Sie unter chronischen Spannungskopfschmerzen leiden, erkundigen Sie sich am besten bei Ihrer Krankenkasse, ob sie Sie bei Verhaltenstherapie, Sport und Physiotherapie unterstützen kann und z. B. die Kosten für bestimmte Kurse oder Physiotherapie übernimmt.
Was können Sie sonst noch gegen Spannungskopfschmerzen tun?
Bestimmte Faktoren, wie z. B. Stress, Schlafmangel, eine unausgewogene Ernährung oder eine ungünstige Körperhaltung, können eine Kopfschmerzattacke auslösen. Ein entsprechendes Verhalten kann helfen, den Schmerz gar nicht erst entstehen zu lassen:
- Sorgen Sie für Stressabbau und regelmäßige Entspannung.
- Schlafen Sie ausreichend.
- Gehen Sie regelmäßig an die frische Luft. Spaziergänge tun Körper und Geist gut.
- Nehmen Sie regelmäßige Mahlzeiten ein und trinken Sie ausreichend – mindestens 1,5 Liter am Tag.
- Achten Sie auf rückengerechtes Wohnen und Arbeiten, um Verspannungen beim Liegen und Sitzen vorzubeugen.
- Wenn Sie beruflich viel mit dem Auto unterwegs sind, achten Sie auf regelmäßige Pausen, in denen Sie sich ein wenig bewegen sollten.
Bildquelle: © AIGen – stock.adobe.com