Burn-out-Syndrom
Der Begriff „Burn-out” stammt aus dem Englischen und bedeutet – frei übersetzt – so viel wie „ausbrennen” oder „ausgebrannt sein”. Menschen, die unter einem Burn-out leiden, sind körperlich, geistig und emotional zutiefst erschöpft. Sie befinden sich in einer Lebenskrise, die von Überforderung und sozialem Rückzug geprägt ist. Ein Burn-Out-Syndrom entsteht nicht über Nacht – es entwickelt sich langsam und stetig. Wird der Prozess nicht unterbrochen, kommen die Betroffenen an einen Punkt, wo sie psychisch und physisch völlig zusammenbrechen.
Was ist ein Burn-out-Syndrom?
Geprägt wurde die Bezeichnung „Burn-out” in den 70er Jahren von Herbert Freudenberger, einem deutsch-amerikanischen Psychologen und Psychoanalytiker, der selbst unter Burn-out litt und über seine Erfahrungen berichtete.
Das Burn-out-Syndrom stellt sich als vielfältiges, häufig nicht von einer Depression abgrenzbares Leiden dar. Eindeutige, klar definierte Symptome können nicht zugewiesen werden – entsprechend gilt das Burn-out-Syndrom offiziell nicht als eigenständige Diagnose.
Dennoch hat die Bezeichnung „Burn-out” längst eine feste Bedeutung: Sie wird als Reaktion auf eine dauerhafte Überbelastung verstanden, die sowohl durch beruflichen als auch privaten Druck entstehen kann. Die Überforderung führt zu einer permanenten Erschöpfung. Die Betroffenen haben immer größere Probleme, ihr Leben zu bewältigen. Die Folgen eines Burn-outs reichen von andauernder Antriebslosigkeit bis hin zum totalen psychischen und physischen Zusammenbruch.
Wer ist betroffen?
Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer. Die Fallzahlen steigen geschlechtsunabhängig bis zum 59. Lebensjahr stetig an. Ab dem 60. Lebensjahr nehmen sie wieder ab.
Burn-out ist keine Managerkrankheit, wie es heute immer noch oft heißt. Auch pflegerische und helfende Berufe, wie z. B. Krankenschwestern und -pfleger oder Seelsorger, sind nicht häufiger betroffen, wie man lange Zeit annahm. Ein Burn-out-Syndrom kann alle Menschen bzw. Berufsgruppen treffen – Führungskräfte ebenso wie Menschen ohne Führungsposition. Und auch unabhängig vom Berufsleben kann sich ein Burn-out entwickeln, was durch die Tatsache belegt wird, dass Rentner und arbeitsuchende Menschen ebenso betroffen sind.
Wie entsteht ein Burn-out?
Wenn Menschen über einen langen Zeitraum in ihrem Arbeits- und / oder Privatleben über ihrem Leistungsvermögen arbeiten, kann es irgendwann zu einem Burn-out kommen. Umgangssprachlich formuliert: Ab einem bestimmten Zeitpunkt können sie einfach nicht mehr – sie stellen alle Aktivitäten ein.
Die Ursachen hierfür sind verschieden. So können z. B. Erfolgsdruck durch den Arbeitgeber, Frust über die Arbeitsbedingungen, Ansprüche der Kinder oder pflegebedürftiger Eltern oder eine Kombination aus mehreren Faktoren Burn-out auslösen. Stress, aber auch individuelle Persönlichkeitsstrukturen, wie z. B. der Hang zum Perfektionismus, sind wesentliche Faktoren..
So erleiden besonders oft Menschen ein Burn-out-Syndrom, die höchste Ansprüche an sich selbst stellen, gleichzeitig ein geringes Selbstwertgefühl haben und nicht „Nein“ sagen können, weil sie geliebt werden wollen. Sie gehen nur ungern Kompromisse ein, setzen alle Kraft für eine Sache ein und scheitern letztlich daran, alle Aufgaben perfekt lösen zu wollen.
Auch genetische Ursachen für einen Burn-out werden diskutiert. Hierzu gibt es aber noch keine belastbaren Studienergebnisse.
Wie äußert sich ein Burn-out?
Wie bereits erwähnt, gibt es keine klar definierten, allgemeingültigen Symptome. Aber diese Leitsymptome können bei der Diagnosestellung helfen:
- Anhaltende Erschöpfung
Die Betroffenen sind emotional, psychisch und physisch dauerhaft über ihrem Leistungslimit. Sie fühlen sich leer, schwach, antriebslos und motivationslos. Sie haben das Gefühl, ihren Alltag nicht mehr bewältigen zu können, und sehnen sich nach Ruhe. Doch wenn sie Ruhe haben, können sie nicht entspannen. - Schrittweiser Verlust der Leistungsfähigkeit
Jede Tätigkeit fällt zunehmend schwerer. Es kommt z. B. zu Konzentrationsstörungen und zu Entscheidungsunfähigkeit. Die Betroffenen sind extrem leicht zu provozieren bzw. verlieren leicht die Fassung. Durch die verminderte Leistungsfähigkeit bleiben auch Erfolgserlebnisse aus. Der Versuch, sich mehr anzustrengen, kostet zusätzlich Kraft. - Depersonalisierung / Rückzug
Die Betroffenen ziehen sich aus persönlichen Bindungen und Verpflichtungen, soweit es geht, zurück. Sie zeigen Gleichgültigkeit und schaffen eine Distanz zwischen sich und anderen Menschen, insbesondere auf beruflicher Ebene zu Patienten oder Kunden. Sie „funktionieren“ nur und arbeiten routinemäßig ab, ohne auf andere Menschen einzugehen. - Erleben von Misserfolg /Sinnverlust
Nichts ist gut genug. Obwohl die Betroffenen ständig über ihrem Limit agieren, haben sie stets das Gefühl, dass ihre Leistung nicht ausreicht. Das Gefühl, nicht effektiv zu sein, wirft Sinnfragen nach der eigenen Arbeit, der eigenen Existenz auf.
Einige Symptome decken sich mit denen einer Depression, wie z. B. innere Leere, Antriebslosigkeit und dem Gefühl der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz. Deshalb ist die Abgrenzung zwischen Burn-out und Depression häufig sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.
Auch körperliche Symptome wie z. B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen können bei einem Burn-out auftreten.
Wie wird ein Burn-out-Syndrom festgestellt?
Wenn Sie Symptome eines dauerhaften Sich-überfordert-fühlen bei sich oder bei Menschen in Ihrem Umfeld bemerken, sollten Sie frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Je früher Gegenmaßnahmen ergriffen werden, desto günstiger ist die Prognose und ein Burn-out kann vermieden werden.
Der erste Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt. Zunächst findet ein ausführliches Anamnesegespräch statt, dann folgt eine körperliche Untersuchung, um organische Ursachen für die Erschöpfung ausschließen zu können, wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine chronische Infektion. Liegt keine organische Erkrankung vor, wird der Arzt den Betroffenen unter Umständen zu einem Spezialisten überweisen. Ein Psychologe oder Psychiater übernimmt dann die Therapie. Dieser kann die Symptome eines Burn-outs von anderen schwerwiegenden psychischen Erkrankungen abgrenzen.
Mithilfe standardisierter Fragebögen kann der Therapeut seine Diagnose absichern, z. B. mit diesen Tests:
- Maslach Burnout Inventory (MBI)
Die Betroffenen müssen hier 22 Fragen zu ihrer Erschöpfung, zu Depersonalisierung / Rückzug und zu ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit nach Intensität und Häufigkeit beantworten. - Trierer Inventar zum chronischen Stress
Erfasst in 57 Fragen u. a. die Arbeitsüberlastung, die ungenügende Bedürfnisbefriedigung (Unzufriedenheit mit der Arbeit, Mangel an sozialer Anerkennung), soziale Spannungen und chronische Besorgnis. - Copenhagen Burnout Inventory
Ein neu entwickelter, umfangreicher Test, der verschiedene Faktoren beleuchtet: Er stellt Fragen zu Intensität und Häufigkeit von generellen Symptomen der Erschöpfung, zur Erschöpfung am Arbeitsplatz und zu klientenbezogener Erschöpfung.
Wie wird ein Burn-out behandelt?
Da sich ein Burn-out-Syndrom vielfältig äußern kann und zahlreiche individuelle Faktoren eine Rolle spielen können, gibt es keine Standard-Therapie. Folgende Optionen stehen dem Therapeuten zur Verfügung:
Gesprächstherapie
Im Rahmen einer Gesprächstherapie werden in leichten Fällen schon gute Ergebnisse durch eine Modifikation des Alltags erzielt. In den Gesprächen werden Lösungen entwickelt, um den Zusammenbruch zu überwinden und neue Kraft für den Alltag zu gewinnen. Zeit- und Beziehungsmanagement, Stärkung des sozialen Netzwerks sowie Entspannungstechniken gehören ebenso zu den Therapieinhalten wie z. B. die Fokussierung auf Lebensziele und Wünsche oder auch eine Ernährungsumstellung.
Psychotherapie
Eine Psychotherapie kann ambulant oder stationär erfolgen. Dabei werden Verhaltensweisen überprüft, die zum Burn-out geführt haben, und gegebenenfalls neu erlernt. Negative Gedanken sollen durch positive ersetzt werden, um die Negativspirale zu durchbrechen und so einen Neuanfang möglich zu machen.
Zentrales Element der Psychotherapie ist die Stärkung des Selbstbewusstseins: das Herausarbeiten des eigenen Werts und der Einsicht, dass die Voraussetzungen der Welt keine Perfektion zulassen.
Die Patienten erlernen z. B. Strategien zur Stress- und Konfliktbewältigung und zum Umgang mit den eigenen Ansprüchen und dem beruflichen und privaten Druck. Dabei werden Einzel- und Gruppentherapiestunden eingesetzt. Gerade der Austausch mit „Leidensgenossen” kann für die Sicht auf die eigene Erkrankung hilfreich sein.
Medikamentöse Therapie
Eventuell werden zur Therapie Medikamente eingesetzt, insbesondere wenn die depressive Komponente der Erkrankung stark ausgeprägt ist. Hier kommen häufig sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zum Einsatz. Die Antidepressiva wirken je nach Medikament z. B. stimmungsaufhellend, beruhigend oder antriebssteigernd.
Wie kann man ein Burn-out-Syndrom verhindern?
Prävention ist hier häufig schwierig, da ein Burn-out nicht von heute auf morgen eintritt, sondern sich langsam entwickelt. Wichtig ist, sensibel auf die Warnzeichen des Körpers und der Psyche zu hören und bewusst Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Achten Sie z. B. auf Müdigkeit, Erschöpfung, Gereiztheit, innere Leere, Motivationslosigkeit / Lustlosigkeit, Drang nach Effizienz, Drang nach Perfektion und auf eine negative Einstellung gegenüber der Arbeit oder der Familie.
Tipps für den Alltag
- Identifizieren Sie Ihre individuellen Stressquellen und Stressauslöser
- Ordnen Sie die Ansprüche an sich und die Situation richtig ein
- Lernen Sie abzuschalten und zu entspannen
- Lernen Sie, für sich selbst Leistungsgrenzen zu ziehen und zu respektieren
- Lernen Sie „Nein” zu sagen, ohne dabei Schuldgefühle zu entwickeln
- Essen Sie gesund, regelmäßig und in Ruhe
- Schlafen Sie ausreichend
Eine pauschale Strategie gegen Burn-out gibt es nicht. Manchmal reicht eine Überprüfung des eigenen Zeitmanagements, in anderen Fällen ist z. B. ein Arbeitgeberwechsel nötig, um sich der Stress-Spirale zu entziehen. Wenn Sie merken, dass Sie keinen Ausweg finden, scheuen Sie sich nicht, Familie oder Freunde um Rat zu fragen, oder besprechen Sie die Situation mit Ihrem Arzt. Warten Sie nicht bis zum Burn-out.
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