Narben
Update 27.11.2024
Ein Unfall, eine Verbrennung, ein Kaiserschnitt oder ein allgemeinchirurgischer Eingriff – sie alle hinterlassen Narben auf unserer Haut: kleine, eher unauffällige, aber auch großflächige und erhabene Narben, manche schmerzhaft, manche juckend, sehr oft störend. Zwar kann man Narben nicht völlig verschwinden lassen, aber mit frühzeitiger Pflege lässt sich viel für ein schönes Narbenbild tun.
Wie entstehen Narben?
Unsere Haut ist ein wahres Wunderwerk. Zart, weich und empfindsam – und gleichzeitig robust und widerstandsfähig. Als Schutzschild des Körpers gegen schädliche Einflüsse von außen wehrt sie täglich unzählige Angreifer ab: z. B. Bakterien, Viren und Pilze, Schadstoffe und Allergene. Aber auch Hitze und Kälte setzen ihr zu, ebenso Verletzungen, etwa durch Stürze. Dabei verfügt sie über unglaubliche Selbstheilungskräfte, um entstandene Schäden zu beheben.
So entstehen auch Narben. Sie sind das Ergebnis eines natürlichen Wundheilungsprozesses. Wenn die Haut verletzt wird, stehen ihr zwei körpereigene Mechanismen zur Verfügung, um die Wunde zu heilen: Regeneration und Reparatur.
Die Regeneration kommt bei oberflächlichen Wunden zum Einsatz: wenn nur die Oberhaut (Epidermis) verletzt ist. Das verletzte Gewebe wird durch gleichartige Hautzellen geschlossen und die Wunde heilt – meist ohne Narbe – aus.
Reicht die Verletzung tiefer, also bis in die Lederhaut (Dermis), kann sich die Haut nicht mehr regenerieren. Es muss eine Reparatur erfolgen. Dazu wird die Wunde zunächst mit einem Blutgerinnsel geschlossen und dann mit Bindegewebe aufgefüllt – eine Narbe entsteht.
Narbengewebe stellt ein minderwertiges Gewebe dar: Es ist weniger elastisch als gesunde Haut und verfügt weder über Haare noch über Schweiß- oder Talgdrüsen. Melanozyten, die für die Pigmentbildung zuständig sind, fehlen ebenfalls. Deshalb heben sich Narben auch farblich von unverletzter Haut ab.
Zwischen diesen Narbenarten wird unterschieden:
Atrophe Narben liegen „eingesunken“ unterhalb des Hautniveaus und sind in der Regel flach und breit. Sie entstehen, wenn während der Wundheilung nicht genügend Bindegewebe gebildet wird, um die Wunde komplett auszufüllen. Aknenarben, die nach der Abheilung schwerer Entzündungen zurückbleiben, sind typisch für atrophe Narben.
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Hypertrophe Narben erheben sich über das Hautniveau und sind rot und wulstig. Über das ursprüngliche Verletzungsgebiet gehen sie aber nicht hinaus. Sie sind oft mit starkem Juckreiz und Schmerzen verbunden.
Hypertrophe Narben entstehen als Folge einer Überproduktion von Bindegewebe. Begünstigt wird die Bildung dieser Narbenart z. B. durch Belastung der Narbe oder eine Wundinfektion. Auch sind Kinder und Jugendliche besonders oft betroffen, denn sie neigen zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe. Hypertrophe Narben entwickeln sich besonders häufig nach Verbrennungen.
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Keloide sind Narbenwucherungen, die weit über die verletzte Haut hinaus wachsen. Sie sind wulstig, rot und dunkel gefärbt. Häufig gehen sie mit starkem Juckreiz einher, das Gewebe ist berührungsempfindlich.
Keloide entstehen durch eine stark überschießende Produktion von Bindegewebe. Als Ursache wird ein gestörter Kollagenstoffwechsel vermutet. Auch eine genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen. Betroffen sind besonders häufig Menschen mit dunkler Hautfarbe. Keloide entwickeln sich häufig aus Verbrennungswunden. Auch Aknenarben und Operationsnarben können im Laufe der Zeit entsprechend wuchern.
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Kontrakturen sind großflächige Narben durch Verbrennungen oder Verbrühungen, die dadurch entstehen, dass sich das Gewebe zusammenzieht (Kontraktion). Diese Narbenart beeinträchtigt auch die Funktionalität der betroffenen Körperpartie.
Welche Beschwerden können durch Narben auftreten?
Betroffene haben häufig einen hohen Leidensdruck, insbesondere wenn sich wulstige Narben an gut sichtbaren Körperstellen befinden. Neben kosmetischen Problemen, die überaus belastend sein können, treten vielfach auch körperliche Beschwerden auf, wie z. B. Schmerzen, quälender Juckreiz, Spannungsgefühle oder Einschränkungen in der Beweglichkeit.
Was kannst du für eine schöne Narbe tun?
Der natürliche Prozess der Narbenbildung lässt sich nicht verhindern. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesen Prozess positiv zu beeinflussen.
Eine bestmögliche Narbenbehandlung beginnt schon bei der Wundversorgung. Wenn du dir eine Verletzung zuziehst, wie z. B. eine Schnitt-, Riss- oder Schürfwunde, ist Hygiene das A und O. Infektionen erschweren den Heilungsprozess und verstärken die Narbenbildung.
Reinige und desinfiziere die Wunde sorgfältig und behandele sie anschließend mit einem Mittel zur feuchten Wundheilung. Wende dich bei Anzeichen einer Entzündung an deine Ärztin bzw. deinen Arzt. In bestimmten Fällen solltest du sofort ärztliche Hilfe suchen: wenn die Wunde sehr tief ist, stark blutet und/oder sehr verschmutzt ist bzw. Fremdkörper in der Wunde stecken. Das Gleiche gilt grundsätzlich bei Bisswunden, weil hier eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.
Bildet sich im Laufe des Heilungsprozesses ein Schorf, kratz diesen bitte nicht ab – so gelangen Keime in die Wunde.
Mit der Wundheilung beginnt ein Prozess, bei dem sich Haut und Gewebe umstrukturieren. Dieser kann einige Monate dauern. Solange er nicht vollständig abgeschlossen ist, können auch ältere Narben von sorgfältiger Pflege, einer sanften Massage und der regelmäßigen Behandlung mit einem Silikonprodukt profitieren.
So pflegst du eine frische Narbe
- Reinige die Narbe mit einer milden Waschlotion. Anschließend sanft abtrocknen, nicht rubbeln.
- Damit die Wunde möglichst problemlos abheilen kann, solltest du die frische Narbe wenig belasten.
- Achte darauf, das empfindliche Narbengewebe nicht zu reizen, z. B. mit rauer Kleidung oder Schmuck.
- Kratz nicht an juckenden Narben.
- Dusche und bade nicht zu heiß – dies kann den Juckreiz noch verstärken.
- Schütze die Narbe vor zu viel Sonneneinstrahlung. Trage ein Sonnenschutzmittel auf oder decke die Narbe ab.
- Massiere die Narbe sanft – dies kann sie flacher, weicher und auch blasser machen.
- Mit speziellen hochwertigen Narbenprodukten aus der Apotheke, wie z. B. Silikongel oder Silikon-Narbenpflaster, kannst du einer Wucherung des Narbengewebes vorbeugen. Verwende diese Produkte, sobald die Wunde vollständig verschlossen und trocken ist. Deine Ärztin/dein Arzt oder das Apothekenteam wird dich hierzu kompetent beraten.
Welche Möglichkeiten hat die Ärztin/der Arzt?
Bei älteren Narben und bereits ausgeprägteren hypertrophen Narben und Keloiden sind Gele, Cremes oder Pflaster alleine nicht geeignet. Hier stehen andere therapeutische Maßnahmen zur Verfügung, die die Hautärztin bzw. der Hautarzt durchführt.
Zu den nicht-operativen Methoden zählen neben anderen Möglichkeiten Kortison-Injektionen, die sogenannte Kältebehandlung (Kryotherapie) und die Laserbehandlung, mit der sich Narben glätten und an die umgebende Hautoberfläche anpassen lassen.
Bei der operativen Narbenkorrektur wird das Narbengewebe so weit wie möglich entfernt, anschließend wird die Wunde mit neuen Stichen geschlossen. Je nach Größe und Art der Narbe kommen hier wiederum verschiedene operative Möglichkeiten infrage.
Häufig werden auch mehrere Verfahren miteinander kombiniert.
Welche Methode im Einzelfall die beste ist, entscheidet die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt. Lass dich am besten im Vorfeld ausführlich informieren und beraten.
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