Pseudokrupp
Ein Pseudokrupp-Anfall mit starker Atemnot ist eine extrem belastende Situation für die betroffenen Kinder und ihre Eltern. Am häufigsten tritt die Erkrankung in den Infekt-Hochzeiten Herbst und Winter auf – in der Regel geht dem Pseudokrupp eine Erkältung voraus. Oft folgt auf einen ersten Pseudokrupp-Anfall ein weiterer beim nächsten Infekt. Ganz wichtig für die betreuenden Eltern: Bei einem akuten Pseudokrupp unbedingt Ruhe bewahren und den Kinderarzt anrufen. Wenn ein Kind bisher noch nie einen Pseudokrupp-Anfall hatte, sollte beim Auftreten der typischen Symptome umgehend der Notarzt verständigt werden.
Was ist Pseudokrupp?
Bei einem Pseudokrupp-Anfall sind die Schleimhäute im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzündet. Durch die Entzündung schwellen diese an und verschließen teilweise die Atemwege. Die Atemluft kann nur mit großer Anstrengung hindurchgeleitet werden. Zäher Schleim kann diesen Zustand zusätzlich verschlimmern.
Verstärkt wird die Atemnot in den meisten Fällen durch die panische Angst der Kinder zu ersticken. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern oder Bezugspersonen Ruhe ausstrahlen, um das Kind zu beruhigen. Eltern, die selbst in Panik geraten, können das Kind zusätzlich belasten.
Wer ist betroffen?
Nach Daten des Robert-Koch-Instituts sind Jungen mit 8,4 Prozent häufiger betroffen als Mädchen mit 4,6 Prozent und übergewichtige Kinder häufiger als normalgewichtige.
In den meisten Fällen tritt Pseudokrupp im Alter zwischen 18 Monaten und sechs Jahren auf. In diesem Alter ist der Bereich um Kehlkopf und Luftröhre noch sehr eng und die Kinder reagieren heftiger auf Infektionen.
Bei älteren Kindern sind diese Faktoren rückläufig: Wenn der Kehlkopf größer wird, entstehen Verengungen nicht mehr so leicht. Dennoch erkranken in seltenen Fällen auch Jugendliche an einem Pseudokrupp.
Wie entsteht Pseudokrupp?
Ein Pseudokrupp-Anfall kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:
- Virusinfektionen sind die häufigste Ursache für einen Anfall, z. B. mit Influenza-, Parainfluenza, Masern- oder RS-Viren.
- Bakterielle Infektionen z. B. mit Staphylokokken oder Haemophilus influenza Typ B, können ebenfalls für das Anschwellen der Schleimhäute verantwortlich sein, sind aber im Vergleich zu viralen Infekten seltener der Auslöser.
- Bei manchen Kindern ist eine allergische Reaktion die Ursache, z. B. auf Katzenhaare oder Hausstaubmilben. Statistisch gesehen ist dieser Auslöser aber eher selten.
- Auch Luftschadstoffe, wie z. B. Zigarettenqualm, können einen Pseudokrupp auslösen. Studien zeigen, dass Kinder, die in „Raucherfamilien“ aufwachsen, häufiger unter Pseusokrupp leiden als Kinder in Nichtraucherfamilien.
Woran erkennt der Arzt einen akuten Pseudokrupp-Anfall?
Meist tritt ein Pseudokrupp-Anfall ohne Vorzeichen und plötzlich auf, in der Regel abends oder in der Nacht. Häufig sind am Tag oder in den Stunden zuvor die typischen Erkältungssymptome zu beobachten, wie z. B. Schnupfen oder Halsschmerzen. Als verlässliches Symptom eines bevorstehenden Anfalls können sie aber nicht dienen.
Bei einem akuten Pseudokrupp-Anfall haben die betroffenen Kinder meist den typisch bellenden Husten und sind heiser. Beim Einatmen hört man ein pfeifendes oder fauchendes Geräusch. Bei einem schweren Anfall kommt – deutlich erkennbar – Atemnot hinzu.
Verstärkt wird die Belastung durch die panische Angst der Kinder zu ersticken. Ihr Herzschlag ist deutlich erhöht und die Betroffenen sind sehr unruhig. Manchmal ist auch das Bewusstsein getrübt.
Ein akuter Anfall kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten – u. a. abhängig von der Schwellung der Schleimhäute und der weiteren Symptomatik. Die Bandbreite reicht dabei von leichtem bellenden Husten bis hin zur Erstickungsgefahr.
Der Arzt erkennt einen Pseudokrupp-Anfall in der Regel sofort. Dennoch muss er immer andere Erkrankungen ausschließen, wie z. B. eine akute Kehlkopfentzündung (medizinische Bezeichnung: Epiglottis), die lebensbedrohlich sein kann. Bei der Kehlkopfentzündung verschlimmert sich der Zustand des Kindes rasch. Die Stimme klingt hell, leise und kloßig, nicht rau und heiser wie beim Pseudokrupp. Bei der Epiglottis hat das Kind außerdem Fieber und weigert sich zu trinken, weil das Schlucken schmerzt. Es kann Speichel aus dem Mund laufen. Bei Verdacht auf eine Epiglottis muss das Kind sofort ins Krankenhaus.
Ebenfalls vom Pseudokrupp abgegrenzt werden muss der „echte“ Krupp: die lebensbedrohliche Diphtherie. Sie tritt heute wegen der Impfung gegen die Erreger nur noch selten auf.
Was tun Sie bei einem akuten Pseudokrupp-Anfall?
Tritt ein Pseudokrupp-Anfall zum ersten Mal auf, ist die Angst bei den Kleinen und ihren Eltern bzw. Bezugspersonen sehr groß. In der Regel sind Pseudokrupp-Anfälle nicht lebensbedrohlich und verlaufen ohne Komplikationen, doch ist es für die Eltern schwer einzuschätzen, ob Erstickungsgefahr besteht. Deshalb sollten Sie in solchen Situationen grundsätzlich sofort den Notarzt (112) rufen.
Erstickungsgefahr kann auftreten, wenn die Atemwege über einen längeren Zeitraum stark verengt sind. Die Haut des Kindes verfärbt sich blassgrau, Lippen und Fingernägel nehmen eine bläuliche Farbe an, später werden sie bläulich-violett. Der Puls ist schnell, aber nur noch schwach zu fühlen.
Auch bei einem leichteren Pseudokrupp-Anfall sollten Sie immer den Kinderarzt anrufen. Er wird Ihnen sagen, wie Sie sich verhallten sollen. Da die Anfälle häufig in der Nacht auftreten, ist es wichtig, die Telefonnummer der Kindernotdienstpraxis schnell zur Hand zu haben.
Jetzt kommt es auch darauf an, dass Sie die Ruhe bewahren und Ihr Kind trösten und beruhigen. Je ruhiger das Kind ist, desto weniger Sauerstoff braucht es und desto geringer ist seine Atemnot.
Bei leichteren Anfällen oder während Sie auf den Notarzt warten, können folgende Sofort-Maßnahmen Erleichterung verschaffen:
- Bitten Sie das Kind, sich aufrecht hinzusetzen, und nehmen Sie es in den Arm oder nehmen Sie es hoch, damit es aufrecht auf Ihrem Arm sitzt.
- Lassen Sie Ihr Kind warme, feuchte Luft einatmen: Lassen Sie z. B. heißes Wasser in die Badewanne oder Dusche laufen und lassen Sie das Kind den Dampf einatmen.
- Auch kühle, feuchte Luft kann die Atemnot lindern. Treten Sie mit dem Kind an das geöffnete Fenster und lassen Sie es die frische Nachtluft einatmen.
Wie wird ein Pseudokrupp-Anfall behandelt?
In der Regel wird der Arzt Ihrem Kind ein Kortisonpräparat als Zäpfchen oder Saft verabreichen. Das Kortison lässt die entzündete Schleimhaut schnell wieder abschwellen, sodass die Atemnot meist rasch vorübergeht. Seien Sie unbesorgt: In der Akuttherapie hat das Kortison keine unerwünschte Nebenwirkung.
Seltener wird in Kliniken oder Arztpraxen bei schweren Verläufen oder wenn die Wirkung des Kortisons ausbleibt, auch Adrenalin zum Inhalieren eingesetzt, um die Schleimhäute abschwellen zu lassen.
Wie verhalten Sie sich nach einem Pseudokrupp-Anfall?
Kann das Kind nach einem Anfall wieder befreit atmen und hat sich beruhigt, können Sie ihm etwas Kühles zu trinken geben, am besten Wasser oder Tee. Von Milch wird ausdrücklich abgeraten! Bleiben Sie bei ihm, trösten Sie es und helfen Sie ihm beim Einschlafen.
Nach einem erstmaligen Anfall wird Ihr Kinderarzt Ihnen ein Rezept für Kortison-Zäpfchen oder -Saft geben, damit Sie das Medikament beim nächsten Anfall in der Hausapotheke haben. Bitte halten Sie sich dabei genau an die Einnahmevorschriften Ihres Arztes. Die Notfall-Zäpfchen bewahren Sie bitte im Kühlschrank auf. Außerdem wird Ihr Arzt Sie darin schulen, wie Sie bei einem Pseudokrupp-Anfall vorgehen.
Auch bei einem erneuten Anfall, den Sie selbst mit einem Kortisonpräparat behandeln konnten, sollten Sie immer mit Ihrem Kind am nächsten Tag den Kinderarzt aufsuchen – auch wenn es ihm wieder besser geht.
Wenn das Kind älter wird, werden die Pseudokrupp-Anfälle meistens schwächer, nach dem sechsten Geburtstag hören sie in der Regel auf.
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